Donnerstag, 21. Juli 2022

Wolkenwanderung... (Tag 25)

 Heute soll mal wieder jedes Wetter sein. Aber nicht ganz so regnerisch. Und manchmal sogar nicht ein bißchen blauen Fetzen, womöglich sogar Sonne.

Nach dem Frühstück können wir leider noch nicht zu Aktivitäten aufbrechen, denn Ente ist weg. Ente ist des Minimanns Lieblingskuscheltier und jeder kann sicher nachvollziehen, was es heißt, wenn das weg ist. So ungefähr eine Stunde oder länger stellen wir das Ferienhaus auf den Kopf, durchsuchen jeden Winkel, jede Schublade, schauen hinter jede Schranktür und unter jedes Bett und Sofa. Ganz am Ende, als wir schon Kissenbezüge, Decken und sogar den Müll durchsucht haben, findet sie sich wieder an. Tatsächlich dort, wo der Minimann sie zuletzt gesehen hatte, aber in einen Deckenbezug gerutscht und durch die Deckenplüschigkeit gut versteckt. Puuuuhhhh.

Nach zwei Angeltagen, gehen wir heute wandern. Auf der must-do Liste war eine Wanderung auf den 467m hohen Vetten in der Nähe von Steine in der Kommuno Bø Das heißt vom Nordosten der Vesterålen fahren wir an den südwestlichen Zipfel. Von dort hat man einen tollen Ausblick rüber auf die nördlichen Bergketten der Lofoten, rüber auf die Insel Hadseløya, wo Stokmarknes liegt und rund um auf das Meer und die Fjorde.

Als alle ihre Wanderklamotten beisammen haben und die Rucksäcke gepackt sind, fahren wir los. Der Große fährt im Auto von L. und mir mit. Es entspannt sich eine längliche Infostunde über Energienutzung von der Vergangenheit bis zur potentiellen Zukunft und wir wiederholen kurz noch den Physikstoff des vorherigen Schuljahres (Unterschied von Energieträger und Energiespeicher). So vergeht die Strecke recht schnell. Wir parken auf dem vorgesehenen Parkplatz, wo schon ein paar andere Autos stehen und machen uns auf den Weg. Im Gegensatz zum letzten Mal gibt es auf den ersten paar Hundert Metern bis zur Schutzhütte/Vereinshütte (ich bin da nicht so sicher) einen Schotterweg. Ich sag mal so: Ja, kann man mit Skiern oder Snowmobile/Quad besser fahren. Aber zum Laufen bevorzuge ich doch den weichen Boden oder die treppigen Steine. Vor allem der "typische" norwegische Wanderpfad ist meist so abwechslungsreich, dass ich nicht in den hüftschmerzenden Trab gerate, der sich für einen Schotterweg so gut anbietet. Außerdem ist ein einfacher Schotterweg unendlich langweilig für die Kinder. Während der Große mit L. vorne vor läuft und sie unentwegt reden, kommt der Minimann vor Langeweile auf die Idee, dass es ja netter wäre, alle anderen anzumaulen. Yeah. *Augen rollen*

Ich bin ja eh raus, die ersten Höhenmeter werden gleich zu Anfang gemacht. Ich bin also mit atmen und gehen völlig ausgelastet. Egal, welcher Untergrund.

Hinter der Hütte endet der Schotterweg und wir gehen auf dem "Kamm" oder besser dem großen Plateau zwischen den einzelnen Gipfeln weiter. Das ist zwar nicht anstrengend, macht den Kindern aber mehr Spaß. Da können sie rennen und spielen und mehr rennen. Außerdem verteilt der Minimann eine Runde Lembasbrot, vor allem an sich selbst. Der (angeblich nicht vorhandene, wie YT mir erzählt) Zuckerschock hebt die Laune.

Außerdem haben wir die oben beschriebene wunderbare Sicht in alle Richtungen. Wir sehen wie eins der neuen Havila Schiffe in Stokmarknes angelegt hat und die große Halle des Hurtigrutemuseums.

Wir gehen weiter, es zieht zu. Kurz sehen wir unser Ziel, die Schutzhütte auf dem Gipfel des Vetten. Doch schnell ziehen aus dem Westen vom Meer her Wolken auf. Noch sind wir unter den Wolken, doch unser Ziel wird schnell verdeckt, der Gipfel liegt im Nebel der Wolken. Keine Sicht mehr. Wir gehen weiter und treffen auf ein Wandererpaar, die mit uns zusammen losgegangen sind und jetzt schon wieder auf dem Rückweg. Sie bestätigen uns, dass es immer genug Sicht gibt, so dass man gefahrlos hochgehen kann. Nur Sicht ist halt nicht.






Wir queren das Plateau, es folgen weitere Höhenmeter im Nebel, der Untergrund wird auch schwieriger zu gehen. Zum Glück längst nicht so schwierig, wie damals im Oktober, nach dem ersten Schneefall. Wir legen eine sinnvolle Reihenfolge fest (M., Kinder, Freund E., ich, L.) und wandern weiter hoch. Konzentriert. Man sieht zwar ein paar Meter weit, so dass man immer sicher treten kann, aber drumrum ist nichts außer grauen Wolken. Ich bin am langsamsten. Als ich die Hütte erreiche, sitzen die anderen schon drin und der Minimann hält uns einladend die Tür auf.

M. und L. gehen raus und schmeißen die Gaskocher an. Der Minimann trägt Reis, Thunfisch und eine Dose rote Bohnen nach draußen. Während die Männer kochen, drehen der Große und ich mal die hiesige Pokearena auf blau und stellen Pokemon rein. Dann essen wir alle gemeinsam mit großem Appetit, denn durch die Suche nach Ente und der späten Abfahrt, ist es inzwischen schon später Nachmittag. Leider klart es während der ganzen Zeit, die wir auf dem Gipfel verbringen nicht mehr auf. Wie schade. Vier Jahre habe ich darauf gewartet den anderen diese tolle Aussicht zu zeigen. Wollte selbst nochmal hier oben stehen und zu den beradelten Lofoten rüberschauen. Nun: grau. Wolken. Nichts.

Klar, weiter unten hatten wir schon eine fantastische Rundumsicht, aber die Gipfelsicht ist meist doch nochmal anders. Oben zieht der Wind ordentlich an, die Temperatur fällt um mehrere Grad. Wir packen zusammen, ziehen eine Lage mehr an und beginnen den Abstieg. Alles klappt ganz wunderbar. So satte Kinder, die auch noch Spaß an den schwierigen Teilen der Strecke haben, wandern viel motivierten, als auf öden Wanderstraßen.

Etwa auf halber Strecke auf dem Plateau entscheiden wir uns einen anderen Weg zurück zu gehen, als hin. So als kleiner Rundwanderweg. Der Rückweg ist auch direkt viel spannender. Erst geht es über Bohlen über morastige Wiesen, dann recht steil durch einen kleinen Nadelwald, der durch niedrigen Birkenwald abgelöst wird. Es riecht nach Holz und nassem Gras. Die Wolken sind abgezogen und das Wetter viel besser.





Wir sehen viele Pilze, Moltebeeren und (immerhin!) Elchlosung. Leider keine Elche. Warum? Naja, erstens Mal, weil es Wildtiere sind, die uns sicher viel früher hören und riechen, als wir sie sehen. Und zweitens, weil wir in regelmäßigen Abständen ein seltsames Geräusch hören, dass sich später beim näherkommen als Schüsse deuten lässt. Wir kommen direkt an der Schießanlage vorbei. Ein Teil des Weges, knapp oberhalb von Steine sieht etwas seltsam aus. Plötzlich gibt es überall strategisch angebrachte Lampen. Auch sind auf dem Weg keine Steine mehr, nur Gras und der Weg ist deutlich breiter. Was im Sommer seltsam anmutet, wird im Winter eine (wahrscheinlich richtig tolle) Langlaufloipe. Der folgen wir bis ins Dorf hinunter und erreichen nach 11km Wanderung unsere Autos. Wir haben alle schon wieder ein bißchen Hunger. Aber die Fahrt zurück dauert fast eine Stunde. Ein bißchen durchhalten müssen wir noch.

Diesmal möchte der Große wieder bei den anderen mitfahren. Daher entscheiden L. und ich uns die beiden Streikräfte (mit ae!) Podcasts der Woche nachzuhören. Da niemandem mehr nach langem Kochen ist, schiebt L. eine Pizza in den Ofen, während M. die restlichen Nudeln von gestern anbrät. Das geht schnell und alle sind bald satt.

Ich habe über den Tag allerdings viel zu wenig getrunken. Ich fange zwar noch an, mit dem Rest einen Film zu gucken, muss mich aber kopfschmerzig dann ins Bett verabschieden. Die Männer bleiben bei Band of Brothers hängen und gehen alle (viel zu) spät ins Bett.