Freitag, 29. Juli 2022

Nonskollen... (Tag 33)

So langsam neigt sich unsere Reise ihrem Ende entgegen. Daher steht heute nochmal Wandern an und da wir ja so fit (ha ha) geworden sind, geht es ein wenig höher hinauf.

Nach dem Frühstück packen wir unsere Wanderausrüstung und ein paar eher mickrige Snacks. Der Kühlschrank leert sich. Was nicht so viel ausmacht, denn jemand kommt auf die grandiose Idee, dass wir ja beim Thai take-away Frühlingsrollen holen können. Das macht Freund E., während L. und der Große noch Brot kaufen. Ich bringe derweil die Postkarten in den Briefkasten.

Wir fahren nur ein Stückchen heute, die Ostküste von Øksnes nach Süden weiter bis nach Alsvåg. Dort geht es auf einem grünbewachsenen runden Berg bis auf 611m hoch. Wir parken am Wanderparkplatz bei der Schule und laufen erstmal am Feldweg, der zum Weg führt vorbei und irren etwas durch das Dorf. Letztendlich finden wir den Weg aber und machen uns durch eine morastige Wiese los bis zum einem Zaun. Hinter dem sieht man den Trampelpfad. Da ich dagegen bin, den Zaun einfach so zu übersteigen folgen wir diesem etwas weiter. Ha. Schon kurz darauf finden wir ein Tiergatter und gehen hindurch.

Es folgen ein paar hundert Meter sehr sehr steiler Anstieg (immer an den Lampen entlang) nach oben. Neben uns ist eine große freie Fläche - ich nehme an, dass ist der waghalsige hiesige Rodel- und Abfahrtskihügel. Auf der anderen Seite scheint es auch beleuchteten Feldweg aka Langlaufloipe zu geben.

Mit viel Atmen und schwitzen erklimmen wir den steilen Anstieg und beschließen, dass  dort oben am Ski-Abfahrspunkt ein toller Platz ist, um über das Dorf zu schauen und dabei die Frühlingsrollen zu essen. Mittag auf dem Berg, oder naja, zumindest auf dem ersten Bergabschnitt.

M. und der Große stellen unterdessen fest, dass sie heute eigentlich gar nicht in Wanderlaune sind. Der Große möchte lieber Flechten (WTF??). Also teilen wir uns auf. M. und der Große bleiben an dem Platz und bauen aus Stöckern und geflochtenem Gras einen mini Unterstand. Dann fahren wir zurück ins Ferienhaus und spielen dort ein paar Runden Magic. Es ist ja Urlaub, da ist ja das tolle, dass man sich immer entscheiden kann, was man machen möchte.

L., Freund E., der Minimann und ich folgen dem nun sanft ansteigenden Wanderweg durch ein wunderschönes Birkenwäldchen weiter nach oben. Der Bergrücken ist breit und in alle Richtungen ist viel Platz. Ganz anders, als bei den anderen Wanderungen, wo man sich teilweise am Hang mit Festhalten fortbewegt oder es schlicht steil (und senkrecht zu den Höhenlinien) nach oben geht. Der Minimann bindet uns dabei in sein Rollenspiel ein und wir verzaubern mit Moos ein Stück Rinde zu einer mächtigen Rüstung, während der übliche Stock dabei zum Trollschwert umgeschmiedet wird.

Eine Weile später erreichen wir die Baumgrenze und es eröffnet sich ein fantastischer Blick über die Ebene, den Fjord und die umliegenden Berge.




Der Bergrücken bleibt breit und ist nun mit Wiesengräsern und Moos bewachsen, dazwischen Steine. Ein gut sichtbarer Trampelpfad führt weiter hinauf. Von unten sah es aus, als ob man auf einem schmalen Grat gehen müsste (was wir wohl nicht gemacht hätten), aber in Wirklichkeit gibt es ausgedehnte Schafweide. Das Läuten der Schafe begleitet uns die gesamte Wanderung und dann und wann sehen wir auch ein paar grasende Schafe.

Irgendwie scheint aber nicht der beste Tag zum Wandern zu sein. Ich schätze so etwa 100 Höhenmeter unter dem Gipfel wird es L. und dem Minimann komisch und höhenangstig. Wir machen eine kleine Snackpause und teilen uns danach wieder auf.

L. und der Minimann gehen auf eine angenehme Höhe zurück und warten dort auf uns. Freund E. und ich gehen weiter. Den Pfad kann man jetzt leicht aus den Augen verlieren. Den wandern sicher häufiger Schafe, als Menschen. Aber es ist an keiner Stelle wirklich steil und es gibt soo viel Platz in jede Richtung. Manchmal ist es etwas steiler, wenn man zurückblickt sieht es dann aus, als würde es über eine Kante gehen. Tut es aber nicht.

Kurz nach dem wir uns aufgeteilt haben, scheuchen E. und ich eine Schneehuhnfamilie auf. Sorry, Schneehüher, aber ihr seid mit dem dunkel-gemusterten Federkleid auch im Sommer bestens getarnt. Wir stampfen weiter und eine Zeit lang scheint es, dass sich der Gipfel immer zehn Meter weiterbewegt, wenn wir doch zehn Meter näher gekommen sein müssten. Aber das täuscht natürlich und schließlich sehen wir den obligatorischen Steinhaufen samt Schild. Und erreichen den Gipfel auf 611m Höhe.

Nochmal wird die Aussicht rundum spektakulärer. Was für eine Belohnung! Und wem das zu langweilig war (dies war als blauer Wanderweg ausgeschildert), der kann vom Gipfel aus einen roten Weg weiter zu einem Bergsee wandern. Nur 2,1km über dann doch sehr steiles und schmales Terrain.




Wir machen Fotos und beginnen dann den Abstieg. Auch auf dem Rückweg schrecken wir die Schneehühner auf. Bald erreichen wir L. und den Minimann. Von weiter oben sah es aus, als ließen sie ihre Beine über eine Kante baumeln - beim näherkommen verschwindet diese optische Täuschung.

Da der Weg so einfach zu gehen ist, kommen wir zügig runter, spazieren wieder durch den Birkenwald und zurück über die Moorwiese zum Auto. Dabei kommen wir wieder am Frühlingsrollenplatz vorbei uns entdecken, was M. und der Große gebaut haben.


Am Auto angekommen, schicke ich schnell eine Infonachricht, so dass M. schon mal das Nudelwasser aufsetzen kann. Wir essen gemeinsam Nudeln mit zweierlei Sauce und Parmesan war auch noch da. Yummi! Nach dann am Ende doch vielen Höhenmetern und über 10km Strecke habe ich richtig Hunger!

Wir schauen die letzte Folge Good Omens mit dem Großen. Und gehen dann auch bald alle ins Bett.