Montag, 4. Juli 2022

Nix ist ja auch ganz schön... (Tag 8)

 Leider leider müssen wir heute die total schöne, gemütliche, kleine Hütte in Botnhamn schon wieder verlassen. Dafür brauchen wir aber erstmal Kaffee, dafür braucht es Milch. Ich wache auf und könnte einfach nur weiterschlafen.

L. steht hingegen auf und radelt kurz zum Joker rüber, um Milch zu kaufen. Ich dusche derweil fix und stelle schonmal die Kaffeemaschine an und bereite unser übliches Frühstück vor (Haferflocken mit Milch für mich, extrem kalorienreiche Haferflocken mit Unmengen Kakaopulver und Milch für L.).

Unsere Packroutine wird besser und während L. mit irgendwelchen Telefonanlagenmenschen spricht, schreibe ich noch ein paar Zeilen ins Gästebuch. Dann sind wir im Prinzip auch abreisebereit.

Tschüss, schöne Hütte.

Wir radeln recht gemütlich einmal um das Fjordende herum. Läge die Hütte nicht zwischen Bäumen verborgen, könnte man sie vielleicht sogar von unserem neuen Standort aus sehen. Der Weg ist wie immer hügelig, aber wenigstens recht kurz. Immer wieder fahren wir jedoch über Schotterabschnitte auf der Straße, wie gerade aufgerissen wird. Das hoppelt ziemlich und staubt auch, wenn wir den Abschnitt gleichzeitig mit Autos passieren. Ein Liegeradradler kommt uns entgegen, wir winken uns zu.

Sehr früh kommen wir an unserer neuen Unterkunft an und haben Glück. Unsere Campinghytte (mit eigenem Bad, yeah!) ist schon bezugsbereit. Und an der Rezeption des Campingplatzes gibt es auch einen minikleinen Kiosk, mit Milch, Brot, Eiern und Käse. Supergut.

Wir satteln ab und gammeln eine Weile. Dann sind wir sehr müde und machen Mittagsschlaf. Danach kochen wir Nudeln, als Sauce gibt es Tütensuppe (Waldpilz oder zumindest was Tütensuppenhersteller sich darunter vorstellen). Ich lese eine Weile, dann gehen wir raus. Wir erkunden den Campingplatz und folgen dann der Straße Richtung "Strand" - hier leider kein weißer Sandstrand, sondern Steinstrand. Was uns aber gar nicht stört, denn wir entdecken direkt wieder Möwen und Austernfischer samt Küken und zücken die Kamera. Eine ganze lange Weile machen wir Bilder, üben mit der Kamera und beobachten die niedlichen, plüschigen Babyvögel. Am Steg ist außerdem ein Dorschkopf aufgehängt. Da kriegt man ja schon ein bißchen Angst vor dem aufgerissenen Maul.

Um die nistenden Vögel nicht unnötig zu stören, verzichten wir darauf den Strand entlang zu spazieren. Stattdessen gehen wir zurück zum Campingplatz. Dort gibt es auch einen Steg. L. holt die Angel und ich sitze gemütlich mit meinem Buch am Strand und lese. Zwischendurch mache ich Bilder und bin überrascht, dass es L. auf dem stark schwankenden Schwimmsteg nicht übel wird. Der Wind frischt ziemlich auf und drückt zeitgleich mit der Flut ordentlich Wellen in das Fjordende. Immer wieder tanzen Schaumkronen auf dem Wasser. Was nicht so schön ist, ist dass L. ein Teil der zweiten Angel fehlt. Wir gehen mental alles durch und glauben nicht, dass wir das Stück verloren haben könnten. hoffentlich liegt es zu Hause.

Wir stellen auf dem Campingplatz nebenbei folgendes fest: ALLE Leute grüßen nett - außer Deutsche. Fürs Protokoll möchte ich anmerken, dass wir jeden grüßen. Manchmal ergibt es daraus ja ein interessantes oder informatives Gespräch, in den meisten Fällen war mein schlicht höflich zu seinen Mitmenschen. Ich denke, die Welt wäre ein kleines Stückchen besser, wenn man sich an solcherlei kleine Gesten einfach gewöhnen könnte.

Auf dem Rückweg holt L. und noch ein Eis. Dann verblogge ich den Vortag und dann haben wir schon wieder Hunger. Also essen wir Abendbrot, L., hat auch Eier gekauft, Milch und Käse. Es gibt Rührei mit Brot. Lecker. Wir stellen fest, dass es zwar eine Kaffeemaschine gibt, wir aber keine Filtertüten haben.

Daher geht L. nochmal los und organisiert welche an der Rezeption (ja, später ist uns auch eingefallen, dass man in der großen Gemeinschaftsküche sicher welche gefunden hätte). Damit das nicht unhöflich wirkt, kauft er bei der Gelegenheit noch zwei Waffeln mit Erdbeermarmelade und Brunost (brauner Käse). YUMMI! Wir setzen uns auf die kleine Terrasse, schauen auf den von der Sonne beschienen Fjord und genießen das Acht-Uhr-Tutje.

Der Campingplatz hat sich über den Tag gefüllt, es wird gekocht und gegrillt. Wir machen noch eine kleine Runde und fotografieren. Die Sonne steht knapp über den Bergen - viel weiter untergehen tut sie nicht. Viel später mache ich noch ein Bild, als sie knapp hinter den Bergen steht. Es ist schon etwas besonderes, dass die Sonne gar nicht untergeht. Auch wenn sie zwischen 2:00 und 5:00 immer tief und fest schlafen und das Nichtuntergehen im Prinzip verpassen.

Wetterberichtscheck lässt nichts gutes für den Folgetag vermuten. Es sind nachmittags Gewitter und Starkregen angesagt. Das heißt für uns, dass wir die knapp 40km zum nächsten Vandrerhjem davor schaffen sollten. An den Straßen hier gibt es nur ganz selten mal ein Bushäuschen, das Schutz bietet. Wir beschließen daher, etwas früher aufzustehen. Was mich direkt zu stresst, dass ich, als schon längst Zeit zum Schlafen ist, noch mein Buch auslese. Dafür gehe ich gegen 1:00 oder 2:00 nochmal raus und fotografiere die Sonne. Ist ja auch was.