Dienstag, 5. Juli 2022

WmdedgT... Radl-Edition mit Fotos (Tag 9)

 Frau Brüllen sammelt Tagebucheinträge.


Trotzdem ich sehr spät eingeschlafen bin, schaffen wir es, etwas zeitiger als sonst aufzustehen. Morgenroutine, Frühstück, Kaffee, Getränke bereitmachen, Packen. Blick auf den Wetterbericht. Von "es kann ein Gewitter durchziehen" wurde der Bericht inzwischen geändert zu "Warnung vor vielen Blitzen und Starkregen" - ich google-translate "Styrtregn" zur Sicherheit. So gut sind meine gefühlten Norwegischkenntnisse nicht und atme auf. Es ist gar kein Starkregen - es ist sintflutartiger Regen.

Nun gut, wir haben zum Glück einige Stunden Zeit, bis das Wetter umschlagen soll und fahren bei ziemlich tollem Wetter los. Leicht bewölkt, wenig Wind, ab und zu Sonne. Knapp unter 20°C. Es ist total herrlich.

Bis der Weg direkt mit einigen heftigen Anstiegen beginnt. Nach ein paar Kilometern sind wir komplett durchgeschwitzt. Wir halten an einer Buseinbuchtung und ziehen ein paar Lagen aus und trinken etwas. Die Straße runter zu Skoghus Camping, wo wir heute übernachten werden, bringt mich ziemlich schnell ans Limit. Das beständige Auf- und Ab der Straße macht ordentlich Höhenmeter und mit dem vielen Gepäck merkt man jeden einzelnen davon. JEDEN. Ich muss aber auch sagen, dass es hin und wieder auch schön runter geht, so dass man für den nächsten Hügel Schwung holen kann. Der Verkehr hält sich zum Glück in Grenzen. Wir müssten die Zeit so abgepasst haben, dass die erste Fähre schon durch war und die nächste erst noch kommt. So werden wir nur ab und an von Autos und Caravans überholt. Außerdem levelt ein anderer Radfahrer mit uns. Er ist wohl aus der "Lightweight Packing"-Ecke, denn er hat sehr überschaubare Packtaschen dabei. Wir unterhalten uns kurz, er erzählt, dass er heute gern die 15:00 Fähre von Gryllefjord nach Andenes nehmen möchte. Das nenne ich mal echt sportlich. Ich überschlage kurz und denke, dass es bis dorthin über 60km und irgendwas zwischen 500 und 600 Höhenmetern sind. Wir wünschen uns "God tur!" und dann radelt er an uns vorbei.

Es folgen viele Kilometer bergauf und bergab mit den üblichen Trink- und Atempausen. Ich bin gestresst, dass wir zu langsam sind und nicht vor dem angesagten Unwetter ankommen. Das führt wahrscheinlich dazu, dass ich nicht so richtig gut mit meiner Energie haushalte. -Noch vor 12:00 haben wir allerdings mehr als die Hälfte der Strecke geschafft und halten an einer windschiefen Garage in der schon lange kein Auto mehr parkt. Wir reiben uns erst mit Mückenzeug ein und essen dann ein Käsebrot.

Was auch immer auf Ls Käsebrot war (Speed?) - auf meinem ist es nicht. L. radelt die nächsten vier oder fünf Kilometer mit knapp 30km/h. Für mich fühlt es sich an, als würde er spontan zum Rennradler umschulen. Ich habe total Sorge, dass ich zurückbleibe und er mein Rufen nicht hört und hetzte mit aller Kraft hinterher. Dann geht echt gar nichts mehr, ich muss unbedingt jetzt sofort anhalten und atmen. L. ist für einen Moment total happy, dass wir so entspannt, toll und schnell gefahren sind - dann sieht er mein wahrscheinlich puterrotes Gesicht und hört das schnelle Pumpen eines Maikäfers meines Atems. Wir bleiben kurz stehen, atmen und trinken etwas. Danach geht es wieder gemächlicher voran, in einem Tempo, dass ich auch länger halten kann. Puuuuhhh.

Schon gegen 12:00 oder 12:30 sind wir an der neuen Unterkunft angekommen und können auch hier direkt unser Zimmer beziehen. Das Vandrerhjem ist superschön, wir haben ein Dreitbettzimmer mit eigenem Duschbad, es gibt eine große Gemeinschaftsküche und einen superschönen Aufenthaltsraum. Nicht zu vergleichen mit den Erinnerungen, die ich an Jugendherbergsaufenthalter während der Schulzeit in den 90ern habe. Gleich neben unserem Zimmer ist der Waschraum. Juhu, L. schmeißt direkt ne WaMa an.

Wir satteln ab, stellen die Räder etwas geschützt an eine Hauswand und schlafen danach erstmal erschöpft ein. L. reicht wohl ein kleiner Nap, während ich noch lese. Als er Mittag kochen möchte, überfällt mich jedoch eine so bleierne Müdigkeit, dass ich eine Stunde lang wie ein Stein schlafe. Und mich danach dementsprechend überrollt fühle.

Statt zu kochen, essen wir Lembasbrot und machen uns dann auf zu einem Spaziergang den kleinen Weg zum Wasser runter. Es gibt eine winzige, unbenutze Hafenmole. L. wirft die Angel aus, ich fotografiere Vögel. Es scheint hier eine Vogelart zu geben, die ich nicht zuordnen kann. Wie eine Lachmöwe, aber mit eher schwalbenartigem Schwanz. Die sind allerdings so schnell, dass ich sie nicht scharf ins Bild kriege. Dafür eine Sturmmöwe samt Küken.

Ls Köder verhakt sich und er läuft um den Strand herum, um den wieder loszukriegen. Erst sieht es ganz gut aus, dann verhakt er sich wieder. Wir beschließen, dass L. hinschwimmen könnte und er versucht es auch. Aber das Wasser ist für uns Landratten viel viel zu kalt. Am Ende bleibt nur, die Schnur durchzuschneiden und sich auf den nächsten Angelladenbesuch zu freuen.

Wir bleiben noch etwas, während der Himmel langsam zu zieht. Dann gehen wir zurück, machen Abendessen, legen die getrockneten Klamotten zusammen und lassen den Abend zu beständigem (weder Stark- noch sintflutartigem) Regen ausklingen.

Endlich haben wir auch Fotos kopiert. Daher hier nun in loser Reihenfolge ein paar Impressionen:



"Frozen Waterfall" in Ersfjordbotn

Sooo schöne Lupinen.

Abendsonne

Ersfjordbotn von oben

Ganz hinten Tromsö.



Sommeroy

Brensholem Fähranleger

22:30

0:30

Ganz ruhig.

Wetterumschwung.

Babyausternfischer

Babymöwen


Rentier (natürlich kein Elch)