Donnerstag, 30. Juni 2022

Hello airport my old friend... (Tag 4)

 Tag 4 unserer sehr entspannenden Radreise. Auch der heutige Tag steht unter dem Motto: Kommen die Koffer, oder nicht?

Um die Spannung noch etwas zu steigern, zickt früh morgens Ls Notebook. Das braucht er zum Arbeiten. Selbst und ständig und so. Wir brauchen das auch, um die Koffertrackingseite zu nutzen. Ich bin lieber still, koche Kaffee und mache Frühstück, während L. versucht sein IT-Guy-Dasein auf sich selbst anzuwenden. Let the magic begin!

Oder auch nicht. Während ich per Handy-App (Troms Reisen, Troms Billett) herausfinde, wir wir per ÖPNV heute zum Flughafen kommen (ich bin nicht bereit 30km womöglich umsonst zu Radeln), kristallisiert sich heraus, dass L. zumindest eine neue SSD braucht. Ich recherchiere Elektroläden (in der Nähe vom Flughafen, yeah!) und was die so im Angebot haben. L. ruft am Airport an. Die haben allerdings einen großen Haufen Gepäckstücke angesammelt und keinen Überblick. Die Trackingseite läuft irgendwann im Edge auf dem Handy und behauptet, mindestens zwei Koffer wären heute von Oslo verschickt worden. Nagut. Wir packen also die Rucksäcke so weit wie möglich aus und gehen zur Bushaltestelle. Kurz darauf kommt ein Bus mit der richtigen Nummer. Da ich ja unsicher bin, frage ich lieber noch nach. Ja, richtiger Bus. Alles prima. Wir schaukeln über die schmalen Straßen und über einen Wendeplatz, bei dem ich kurz die Luft anhalte, weil ich denke, gleich stürzen wir in den Fjord. Was natürlich Unfug ist, denn man würde eine Böschung hinunterstürzen und dann auf großen Steinen zerschellen der Busfahrer weiß natürlich, wie man einen Bus fährt. Wir schaukeln zu einem Busumsteigeplatz, steigen um und schaukeln dann weiter. Ich brauche all meine Kraft um zu atmen, während die Banane, die sich noch gegessen hatte, eigentlich gern wieder hinaus möchte. Ich schaue raus, auf die spektakuläre Landschaft, den Fjord, die Berge deren Spitzen mit Schnee bedeckt sind und verdränge die Banane.

Wir steigen am Flughafen aus und tatsächlich - in einem großen Haufen sehr vieler Koffer, die einfach so herumstehen, sind auch unsere. Juhu! Da die Schlange am Schalter sehr lang ist und nur eine Frau versucht mehreren Schalterschlangen Herr zu werden, schreiben wir Norwegian eine Mail, dass sie unseren Fall schließen können.

Dann rollkoffern wir wieder zum Bus und fahren eine Station zum Einkaufszentrum. Dort warte ich mit dem Gepäck, während L mehrere Elektroläden abläuft, um eine neue Festplatte zu bekommen. Also eine Interne, um sie im Notebook zu verbauen und eine weitere um extern zu sichern. Dafür braucht man natürlich passendes Werkzeug. Unser Fahrradwerkzeug funktioniert leider nicht. Die Schrauben an so einem Festplattengehäuse sind eher zärtlich. Neben mir telefoniert eine Frau, die scheinbar auch auf der Suche nach ihrem Gepäck ist. Ich fühle mit ihr. L. kommt zurück, wir essen "Lembas" (so pappiges Fertig"brot" mit Zimtfüllung) und beginnen dann einfach vor Ort unsere Koffer aus- und in die Radtaschen einzupacken. Zum Glück fand L bei seiner Elektroladentour auch eine Post, die Koffer verschickt. Damit sparen wir uns eine weitere Busfahrt in die Innenstadt. Wir packen alles um, kriegen alles verstaut und haben dann sehr schwere Radtaschen, jeder zwei. Außerdem einen Frontroller und zwei große Säcke mit den Schlafsäcken drin. Und unsere Rucksäcke. Wir sehen wahrscheinlich aus wie Packesel. Ich sitze mit dem Gepäck auf einer Bank, L. bringt die ineinandergestapelten Koffer, samt der neuen Packtaschen und ein bißchen Klamotten, zur Post und verschickt sie zu unserer letzten Unterkunft. Hoffentlich klappt das alles.

Wir nehmen einen Bus zurück. Es gibt leider nur Sitze rückwärts. Mir wird sehr schlecht, SEHR. Mir wird auch plötzlich sehr kalt und krank. Ich schaue nur raus und atme und zähle die Stationen an denen der Bus hält. Endlich endlich kommt der Umsteigepunkt. Ich trage irgendwie meine Gepäcktaschen aus dem Bus und sitze rum, bei frischer Luft. Kurz darauf kommt ein Bus mit unserer Nummer. Aber irgendwie sieht der uns nicht oder wir kriegen nicht schnell genug alle Packtaschen zusammen - der Bus fährt ohne uns los. Nicht so schlimm, in einer halben Stunde kommt ein weiterer. Und eine halbe Stunde sitzen und Nichtstun beruhigt meinen Magen immerhin so weit, dass ich überhaupt richtig bereit bin, nochmal in einen Bus zu steigen. In dem fährt außer uns nur eine andere Person mit. Ich suche gerade den Stoppdrücker, als der Bus eh anhält. Vor uns auf der Straße steht ein Elch. Ich scherze mit dem Busfahrer, dass es ja perfekt für Touristen sei und er lässt uns direkt dort raus. Bus und zwei Autos warten dann eine Weile, dass der Elch weitergeht. Wir warten natürlich auch und machen Fotos. Der Elch geht die Straße runter zum Strand.

Wir schleppen mit letzter Kraft unser Gepäck zur Unterkunft und duschen erstmal. Dann kochen wir Nudeln mit Blumenkohl und Käse. Danach bin ich eigentlich total müde, aber wir raffen uns zu einem kleinen Spaziergang auf und gehen runter zum Hafen. Dort liegt der Elch entspannt auf den warmen Steinen und schaut auf den Fjord hinaus. Wir machen Elch- und Möwenfotos und gehen dann zurück.

Ich lade mir noch ein Buch auf den Kindle, dass intellektuell etwas seichter ist, als das Biobuch, dass ich eigentlich lesen wollte. Aber bevor ich nur ein Kapitel schaffe, bin ich auch schon eingeschlafen.

L. hingehen baut am Notebook, kopiert, installiert, spielt Back-ups ein. Aber immerhin. An Tag 4 haben wir alles Gepäck beisammen, alle Koffer verschickt. Und da wir ja wegen der unklaren Koffersituation einen weiteren Tag in der Unterkunft haben, liegt vor uns sogar ein recht entspannter "freier" Tag.

Mittwoch, 29. Juni 2022

Lost luggage - (Tag 3)

 Aufwachen zu schönstem Sonnenwetter. Ich gehe in die Gemeinschaftsküche des Hotels und organisiere uns Kaffee und Löffel für unseren Frühstücksjoghurt. Dabei treffe ich drei ältere Schweizer, wir unterhalten uns eine Weile. Natürlich ist unser verlorenes Gepäck Thema und deren Angelerfolge. Ich freue mich sehr, dass es Kaffee gibt. Wir frühstücken und packen dann unsere paar Habseligkeiten in einer Plastetüte zusammen. Bevor wir irgendwas anderes machen, muss ich unbedingt zu einem Optiker und Linsenmittel besorgen. Ich trage die Linsen jetzt seit 29 Stunden und mag nicht mehr. Ich weiß nicht, wie Leute das aushalten, die ihre Linsen auch nachts im Auge lassen. Für mich ist das nix.

Wir gehen also mit unserem Plastebeutel samt Zahnbürsten und Deo in die Einkaufsstraße und schon dabei schwitze ich mich zu Puppenlappen. 1. Stopp bei der Bank. Die verlängerte Unterkunft, die wir heute Abend beziehen, können wir cash bezahlen. Zweiter Stopp Optiker, dann Outdoorladen, wo ich mir eine kurze Hose und ein Tshirt kaufe. Ich bin sehr gespannt, ob Norwegian mir das ersetzt - oder ob wir schon um die gekauften "essentials" streiten müssen. Wobei ich ja finde, dass ein Tshirt und eine Hose schon zu essentiellen Dingen gehören. Schauen wir mal.

Wir wollen uns E-Scooter nehmen, um zum Bahnhof zu fahren. Leider funktioniert meine Kreditkartensicherheitsabfrage nicht. Voll super. Die ist so sicher, dass nicht mal ich damit bezahlen kann. Nagut. Dann "wandern" wir eben zum Flughafen. Dazu muss man wissen, dass Tromsø auf einer Insel liegt, die aus sehr viel Berg besteht. Der Flughafen ist auf der einen Seite des Berges und die Innenstadt auf der anderen. Bei Affenhitze marschieren wir also quer durch die Wohngebiete, vorbei an einem idyllisch gelegenen See über den Hügel und auf der anderen Seite wieder hinab. Bei 30°C fühlen sich diese 5km wirklich an wie eine Wanderung. Per SMs wurden wir informiert, dass zwei Gepäckstücke via Bodø heute eintreffen sollen. Wir sind eine Weile nach dem Flugzeug da und entdecken gleich vorn am Terminal einen unserer Fahrradkoffer. Große Hoffnung. Wir finden am Gepäckband auch den zweiten. Von unserem restlichen Gepäck keine Spur. Ich stelle mich in die Schlange, lasse die Nachsendeadresse ändern und vermerken, dass 2v5 Gepäckstücken angekommen sind. Über die anderen gibt es noch keine Infos.

Wir stellen uns mit den Radkoffern in den Schatten vor dem Terminal und fangen an zusammenzubauen. Fairerweise muss man sagen, dass ich primär Teile reiche oder halte und L. zusammenbaut. Es wird ziemlich windig und kühl. Ich ziehe mal lieber meinen Pulli über. Die Temperatur ist mit dem Wind um 15°C gefallen. Dunkle Wolken ziehen auf. Wir müssen heute noch 15km radeln. Zwischendurch kommt eine weitere SMS - unsere Koffer wurden gefunden. Wie schön. Schon mal gefunden. Es gibt aber kein "Anreisedatum" für die Koffer. Wir werden also unser Krams irgendwie so transportieren müssen und einen weiteren Tag am Flughafen einplanen.

Als die Räder fertig zusammengebaut sind, nimmt L. zusammen mit den Radkoffern ein Taxi zum Post Office im Zentrum. Er kauf außerdem Radtaschen, ein Medikit und zwei "günstige" Regenjacken. Es ist inzwischen ziemlich kalt, dunkle Wolken ziehen durch und der Wind hat nochmal ordentlich aufgefrischt. Ich sitze im Terminal, passe auf unser Zeug auf und warte. Dabei lese ich Artikel über chaotische Zustände am Flughafen (bitte hier ein lorioteskes "Ach!" vorstellen).

L. kommt mit einem E-Scooter zurückgefahren und während andere Leute lustig Touristenfahrten mit den Dingern machen, oder sie auch als Alltagsvehikel nutzen, sieht es bei L. eher... naja unbeholfen aus. Ich lache (innerlich!!!) ein bißchen und winke ihm. Er zeigt irgendwo hin und ist wieder verschwunden. Ich nehme an, er sucht noch einen adäquaten Parkplatz. Eine halbe Stunde (oder mehr) vergeht und irgendwann frage ich mich ernsthaft, ob ich vielleicht jemand anderem gewunken habe, denn L. kommt nicht wieder. Ich zweifele etwas an meinem Verstand, warte noch ein paar weitere Minuten und rufe dann an. Ich hatte mich zum Glück nicht geirrt beim Winken. Der Flughafen ist nur außerhalb der Scooterzone und L. hat ihn zum nahegelegenen Einkaufszentrum gebracht. Das ist zwar direkt am Airport, allerdings auf der anderen Seite und da die Landebahn dazwischenliegt ist das Zentrum zwar Luftlinie nah, aber nicht Weglinie. Wir verstauen unseren Krempel in den neuen Packtaschen. Das klingt zwar etwas "über" - aber wir wissen ja nicht, wie lange wir zwar auf den Rädern mobil sind, aber ohne Ausrüstung. Wir werfen die Regenjacken über, warten noch ein bißchen den schlimmsten Regen ab und radeln dann los. Zuerst mal über die Brücke und dann immer schön auf dem Radweg entlang. Sehr komfortabel. Plötzlich hält neben uns ein Auto. Verständnislos schaue ich und frage mich, was die Autofahrer wohl von uns wollen. Sie halten an und fotografieren. Aha. Ich drehe mich in die andere Richtung und entdecke nun auch endlich den Elch, der dort auf der Wiese eines Vorgartens sitzt.

L. hingegen wunderte sich eine Weile, warum Leute eine Elch-Statue aus dem Auto heraus fotografieren. Dann wunderte er sich, wieso Statuen den Kopf drehen.

Ziemlich zeitgleich fiel dann der Groschen. Wir halten natürlich auch an und fotografieren den Elch. Wir sind schließlich vorbildliche Touristen. Wir radeln weiter, es beginnt zu regnen. Wir praktisch, dass wir da gerade auf Höhe eines Einkaufladens sind. Irgendwas müssen wir ja essen, unsere Vorräte sind weiterhin "gefunden". Keine Neuigkeiten, ob die Koffer auch weitergeflogen wurden. L. geht einkaufen, ich stehe draußen und warte und passe auf die Räder auf. ich bin sehr müde. Aber es liegt noch ein Stück Strecke vor uns, ebenso die heutigen Höhenmeter.

Immerhin hört der Regen, wie angesagt, wieder auf und es wird angenehmer. Trotzdem sind unsere Hosen total durchnässt. Das wird total toll später mit den eigenen Regenklamotten im Regen zu radeln. Wir fahren weiter, biegen ab und dann fühle ich, wie diese gemeine Radtasche mich bergauf einfach nach hinten zieht. Es ist eigentlich nur ein kleiner Berg, aber nach all dem Stress und dem wenigen Schlaf schon eine richtige Hürde. Wir halten kurz um zu Atmen, werden aber direkt von richtig vielen Viechern belagert. Also lieber schneller atmen und dann weiterfahren. Hinter dem höchsten Punkt öffnet sich der Blick über den Ersfjord und wir sind praktisch auch schon da. Wir finden die Unterkunft und kommen erstmal an. Viel Kram zu verstauen gibt es ja nicht. Ich bestücke den Kühlschrank, wir duschen erstmal und freuen uns aufgewärmt zu sein. Dann kochen wir Nudeln, die es mit Dosenthunfisch und Käse gibt. Schnell ins Bett. Hoffentlich kommen morgen die fehlenden Koffer an.

Dienstag, 28. Juni 2022

Norwegen im Flugchaos - Tag 1 und 2

 Nach Monaten des Abwägens und Planens und wieder Umplanens und weiterem Abwägen ging es am Montag nach einem sehr vollen Wochenende doch los zum BER.

Geplant ist: Flug vom BER via Oslo nach Tromsø, samt Gepäck und den riesigen Radkoffern. Zwei Wochen radenln von Tromsø nach Sortland. Dort Umstieg in einen Mietwagen, Fahrt zum Urlaubshaus, Treffen mit dem Rest der Familie und Freund E., die aus Narvik / Evenes kommen.

Der Montag geht erstmal los damit, dass L. noch Kundentermine abreißt und wir dann mit seinem Hui in drückender Hitze von 36°C nach Berlin fahren. Dort ein weiterer Kundentermin. Ich erspare hier jetzt jedem die Beschreibung von sehr schmalen, an beiden Seiten beparkten Berliner Seitenstraßen, die KEINE EINBAHNSTRASSE sind und durch die man mit dem Ioniq5 nicht fährt, sondern sich eher vorantastet. Kreuzende Radfahrer inklusive.

Wir sind komplett durch, als wir Abends am Hotel gegenüber des BER ankommen. Ich möchte auch nicht verschweigen, dass wir eine Ladestation anfuhren, die nicht funktionierte (Telekom) und dann die beim Ikea nutzen, die allerdings um 20:00 abgeschaltet wird. Nun gut, immerhin konnten wir 15min laden und verschieben die Suche nach einer Lademöglichkeit auf in vier Wochen. Genug Auswahl gibt es.

Check-in in einem kleinen Hotel. Dort gibt es warme Küche. Juhu. Wir essen und verkrümeln uns dann direkt ins Bett, denn der Wecker klingelt schon um 5:00. Man soll ja früh da sein, das Auto kommt ins Parkhaus und vor allem SOLL MAN JA FRÜH DA SEIN. Nach einer grauenhaften Nacht (ich beneide Leute, die vor Reisetagen einfach gut schlafen können), stehen wir übermüdet auf und sitzen dann eine Weile im Auto. Irgendwie ist uns, als wäre nach Hause fahren die bessere Option. Huch. Das hatten wir in der Intensität auch noch nicht.

Letztendlich fahren wir die paar Meter zum BER, ich steige mit allem Gepäck am Terminal aus. L. bringt das Auto ins Parkhaus und joggt dann ebenfalls zum Eingang. Es regnet ein wenig, aber wenigstens ist diese unerträgliche Hitze vorbei. Wir sind zeitig da und so ziemlich die einzigen mit Masken. Ich erkenne eine Korrelation zwischen der Menge der Menschen, die dicht gedrängt ohne Masken in langen Schlangen warten und dem ständigen Husten, Schniefen und Niesen, das uns umgibt. Großartig.

Der Norwegian-Schalter ist noch nicht so voll, wie einige andere Check-Ins. Wir stellen uns in die Schlange und warten. Es dauert eine ganze Weile bis wir dran sind. Vor uns sind ein paar Leute mit den üblichen "Fisch-Styroporboxen". Bei denen dauert es besonders lange. Ich befürchte, dass auch wir mit den Radkoffern ebenso zu einer Verzögerung beitragen werden. Tun wir dann nicht, alles läuft prima. Die Dame am Schalter ist sehr nett und wir sind fix durch. Der Weg zum Bulkbaggage ist auch kurz. Überhaupt scheint mir der Flughafen einigermaßen gut durchdacht zu sein. Bin jetzt aber auch kein Flughafenexperte. Wischtest samt NMR und Röntgen sind auch schnell, da ist nicht mal jemand vor uns. Die Beamten allerdings eher einsilbig-grummelig. Naja, wäre ich wohl auch, wer weiß, was Leute alles versuchen in Koffern zu schmuggeln. Danach erstmal Kaffee und Brownies zum Frühstück, die wir gemütlich draußen essen.

Die meisten Sicherheitskontrollen sind geöffnet, es gibt Anzeigetafeln, wo wieviel Wartezeit ist. Alles geht morgens um 7:30 noch recht schnell, obwohl es ziemlich voll ist. Wir hatten ganz kurzentschlossen meinen Handgepäckskoffer mit aufgegeben. Schien uns eine prima Idee zu sein. Weniger zu rollkoffern, ich hatte nur eine kleine Handtasche dabei und kann L. immer mit dem Ein- und Ausräumen des Rucksacks helfen. Super Idee also, oder?

Hinter der Security kaufen wir zuerst mal was zu trinken. Zwischendurch kam schon die erste SMS, dass der Flug um eine Stunde verspätet sei. Ja nun - wir haben ja fast drei Stunden Aufenthalt in Oslo. Ein Gate ist nicht angegeben. Wir suchen uns eins mit wenig anderen Leuten und sitzen rum. Es gibt mindestens drei Pokestops im BER. Es kommt die nächste SMS. Die Anzeigen für unseren Flug bleiben offen. Wir warten. Dass man Geduld an Airports braucht, ist ja allgemein bekannt. Große Müdigkeit überfällt mich. Wir warten weiter. Irgendwann wird ein Gate angezeigt. Natürlich eins auf der anderen Seite vom Flughafen. Also spazieren wir dorthin. Der Flug wird angezeigt, außerdem der Hinweis "Bitte warten". Okeeehhh. Die nächste SMS (es ist so etwa 10:00) sagt uns, dass der Flug wohl gegen 12:00 kommt. Wir laufen nochmal ein bißchen Hin- und Her. Dann sitzen wir wieder. Dann gehen wir. Es gibt übrigens kostenlose Wasserspender überall - man muss also nicht wie wir für 7,25€ einen halben Liter Cola und einen halben Liter Saft kaufen. Wir sitzen wieder, L. schläft eine Weile. Ich gucke auf die Anzeigen. Tatsächlich kommt irgendwann das Flugzeug. Wir steigen in einen Bus, der uns (keine Übertreibung) etwa 100m weit fährt. Nun gut. Sicherheitsbestimmungen und so. Boarding eines komplett weißen Flugzeugs, es scheint nicht das übliche Norwegian-Flugzeug zu sein, dann warten wir auf eine freie Startbahn. Ich verstehe zwar nicht alles, was der Pilot durchsagt, aber offensichtlich konnte das eigentliche Flugzeug nicht gewartet werden und deshalb gab es erst Verspätung, dann ein Ersatzflugzeug und dann durften sie nicht in den deutschen Luftraum einfliegen. (Später lese ich Berichte, dass es einen Tag später ein Softwareupdate gab, dass misslang und daher niemand einfliegen durfte. Vielleicht gab es das gleiche Problem am Dienstag auch schon. Softwarefehler - kannste nix machen).

Der Flug vergeht recht zügig, über Oslo etwas turbulent, dort ist das Wetter gar nicht mal so schön. Wir wissen noch nicht, wie wir weiterfliegen sollen, denn inzwischen kommen wir deutlich nach dem Anschlussflug an. Nach der Landung kommt direkt eine SMS, dass wir umgebucht wurden auf einen späteren Flug. Ein paar weitere Stunden warten. Außerdem wird durchgesagt, dass Leute, die eine domestic connection haben, direkt zu den entsprechenden Gates gehen sollen. Gehen sie also bitte NICHT zur Gepäckabholung und NICHT nochmal durch die Security. Ok. Schön.

Wir warten also, holen uns etwas zu Essen und warten weiter. Recht zeitig gehen wir zum Durchgang zu den domestic gates. Unsere Boardkarten wollen uns allerdings nicht durchlassen. Wir fragen und bekommen die Info, dass wir doch zur Gepäckabholung sollen und dann wieder alles einchecken und wieder durch die Sicherheitskontrolle. Wir haben ja Zeit...

Bei den Gepäckbändern ist nirgends irgendwas, was nach unseren Koffern oder auch den Radkoffern aussieht. Wir fragen nochmal und nun heißt es, dass Anschlussflüge am selben Tag KEINE Gepäckabholung haben. Wir müssten nur durch die Kontrollen. Also stellen wir uns in die sehr langen Securityschlangen, warten, werden gescannt und sitzen irgendwann am richtigen Gate. Der Flug hat auch nur ca. eine halbe Stunde Verspätung - da sitzen wir aber schon im Flieger. Es gibt nämlich niemanden, der das Rückwärtsschiebefahrzeug fahren kann. Aha. Wurde auch in Norwegen das Personal eingespart?

Der Start ist etwas ruppelig, der Rest des Fluges nicht so. Der Pilot erzählt uns von den langen Wartezeiten, aber "weather conditions are good". Die norwegische Wetterseite yr.no stimmt dem zu  - allerdings bin ich mir unsicher, ob es "gut" ist, wenn es auf dem 69° Breitengrad, 320km nördlich des Polarkreises 29°C sind. Wir sitzen nicht zusammen, sind aber total froh, dass wir überhaupt auf einen am gleichen Tag abgehenden Flug umgebucht werden konnten. Fantastischer Anflug über Narvik / Inselketten und Tromsø. Wir landen. Wir gehen zum Gepäckband. Nichts. Gar nichts.

Wir melden unser Gepäck als vermisst / verspätet und kriegen einen Zettel ausgehändigt. Es ist ein bißchen schwierig eine passende Nachsendeadresse anzugeben, da wir ja eigentlich eine Radtour geplant haben. Zu diesem Zeitpunkt sind wir komplett erschöpft, übermüdet, seit mehr als 14h auf den Beinen und stehen jetzt echt bei 29°C (!!!!) im wunderschönen Tromsø und müssen aushalten, dass man sich direkt heimelig und zu Hause fühlt und andererseits ohne Gepäck da steht. Durchatmen. Taxi ins Zentrum nehmen. Der Taxifahrer erzählt uns, dass es einen Piloten/Groundcrew/Techniker-Streik in Norwegen gab, den die Regierung heute beendet hat. Das erklärt wohl unseren verspäteten Flug im Ersatzflugzeug. Im Hotel einchecken, dann zum Supermarkt. Zum Glück haben die Läden lange auf. Wir kaufen Zahnbürste, Seife, Zahnpasta, neue Socken und Unterhosen. Außerdem irgendwas zu Essen und ein Eis. Damit spazieren wir zum Hafen, schauen zur Eiskathedrale rüber und überlegen völlig verrückt eine mitternächtliche Ribboattour zu buchen. Hätten wir einfach machen sollen. Wir sind aber leichtsinnig vernünftig und gehen ins Hotel. Endlich duschen, dann nochmal alle Kraft zusammensammeln und einen Plan B entwickeln. Es fügt sich, dass wir unsere zweite Unterkunft (15km vom Airport) um einen Tag verlängern können. Das gibt uns Luft bis zum 02.07. um unser Gepäck wieder zu bekommen. Dann schlafe ich einfach ein wie ein Stein. Total egal, ob es nicht dunkel wird oder sonst was. Alle Akkus leer.

Sonntag, 12. Juni 2022

12 von 12... (im Juni)

 Geburtstags 12 von 12  - Caro sammelt wie immer zwölf Bilder des 12. Und wie immer hat der beste Freund heute Geburtstag und wir verbringen den Tag bei ihm im Garten.

Morgens schnell noch den Kuchen fertig gemacht. Es ist ein Brownie-Cheesecake mit Lemon Curd geworden.

Danach suche die die größten Tomatenpflänzchen raus, die heute im anderen Garten gepflanzt werden sollen. Aus verschiedensten Gründen sind die Tomaten ziemlich hinterher, aber das macht ja nix. Der Sommer wird noch lang.

Im Gewächshaus wachsen superminikleine Oliven.

Während draußen die ersten Johannisbeeren reif sind.

Am Blaubeerbusch ist tatsächlich aus jeder Blüte eine Frucht geworden. Der kleine Busch hängt unglaublich voll.

Die neue Wand ist inzwischen auch bepflanzt und dort wachsen nun Wacholder, Currykraut, Pimpinelle, Borretsch, Chilis und Zitronenverbene.

Im Gartenhäuschen bauen wir für unsere kleine Runde ein Brunchbuffet auf.

Die Kinder sind allerdings ganz schnell satt und bauen die Wasserbahn auf. Es kommt einem allerdings so vor, als würden ein bis zwei Erwachsene stundenlang aufbauen, dann wird fünf Minuten gespielt und dann... naja. Aber zum Verkauf anbieten sollen wir die auf gar keinen Fall!

Wir pflanzen die Tomaten und gießen sie gut an. Das kleine Bewässerungssystem ist nämlich reparaturbedürftig und ob zur Reparatur haben wir momentan keine Zeit.

Im Hochbeet wächst eine sehr interessante Zwiebelsorte.

Die nämlich oben am Grün wiederum neue Zwiebelchen ausbildet.

(Nochmal) Kuchen und dann ein ruhiger Abendausklang.























Sonntag, 5. Juni 2022

WmdedgT... (im Juni)

 Frau Brüllen sammelt Tagebucheinträge.


Schon Halbzeit, die Zeit verfliegt einfach nur so und ich habe das Gefühl sie beschleunigt sich noch von Tag zu Tag. Wo bleibt die Anwendung des 1. Newtonschen Gesetzes auf die Zeit?

Sonntag, langes Wochenende. Wir starten also mit sehr gemütlichem Frühstück im Garten. Das Wetter ist leicht bewölkt, aber warm. Der Wind noch gerade kurz davor unangenehm zu werden. Einziges Manko ist, dass der Wind aus Richtung der angesetzten Brennnesselbrühe kommt. Urks. Immerhin scheint die fertig vor sich hingebrüht zu haben und kann nun gegen die Blattläuse eingesetzt werden.

Nach dem Frühstück schließt sich wie immer eine Haushaltsrunde an. Wäsche, mehr Wäsche. Wäsche ist ja immer. IMMER!

Danach chillen die Kinder bei irgendwas drinnen. Der Mann und ich widmen uns dem neuen Zaunteil zum Nachbargarten. Heute sind die gestrichenen Paletten trocken und können aufgestellt werden. Zwischendurch renne ich schnell Pflaster holen. Der doofe Akkuschrauber wollte nicht in der Schraube bleiben und hat sich stattdessen in den Finger vom Mann gedreht.

vorher


Erste Palette (rechts die Rankgitter habe ich vor ein paar Wochen schon erneuert)

zweite Palette

Mit Töpfen und Kräutern.


Nicht gerade Chateau Picard, aber ein Anfang. Gute Südlage!

Nach der Handwerksaktion hab ich eigentlich schon wieder Hunger. Wir essen ein paar Reste, ich telefoniere mit dem besten Freund. Irgendwie sind wir alle etwas müde und haben keinen richtigen Plan für den Tag. Der ergibt sich aber so nach und nach.

Es stellt sich nämlich heraus, dass der Große mit dem Konzept "erarbeitet euch den Inhalt komplett selbst und erstellt dann ein Lernvideo darüber" doch etwas überfahren war und Hilfe braucht. Ich schaue mir an, was er bis dahin gemacht hat und lese mir dann "mal kurz" Fettstoffwechsel an. Wie gut, dass ich das ja alles selbst mal gelernt habe und es deshalb schnell geht. Am Ende der Lerneinheit ist eine ordentliche Präsentation fertig, mein Kopf ist matschig und voller Schlagworte, der Große hat viel über Powerpoint und vor allem den sinnvollen (!!!!!einself) Einsatz von Animationen gelernt und hoffentlich auch, wie Fett im Körper verwertet wird. Uff.

Es schließt sich an: Wäsche. Und Norwegisch mit dem Minimann. Mal sehen, ob wir diese Woche dann den Ligaaufstieg mal wieder schaffen. Wäre ja schön.

Dann ist es überraschend spät, draußen tröpfelt es bei Waschküchen-Atmosphäre, die kaum atmen erlaubt. Der beste Freund kommt vorbei und wir verschwinden im Nähzimmer. Geheim, geheim - es wird für eine Hochzeit genäht.

Der Mann tischt derweil ein grandioses Asia-Essen auf mit allem, was man sich so wünscht. Es könnte sein, dass ich danach etwas überfressen bin. Also sehr.

Wir schneiden danach noch ein bißchen weiter zu, räumen im Nähzimmer auf und sitzen danach noch eine Weile gemütlich beisammen. Dann wird es spät und meine Augen fallen zu. Schnell ins Bett.