Mittwoch, 5. August 2020

WmdedgT... (im August)

Frau Brüllen sammelt Tagebucheinträge.

Nachdem der Mann und Freund E. letzten Sonntag leider wegen Urlaubstagssparsamkeit und Abklatschen mit den jeweiligen Kollegen zur Urlaubsvertretung abreisen mussten, verbringen L., die Kinder und ich noch eine Woche in Skanevik.

Wir wollen viel ausruhen, aber irgendwie waren ja die Kinder dabei. Deswegen fahren wir viel mit dem Boot raus, um (erfolglos seit Sonntag) zu angeln. Spaß macht es ja trotzdem.

Heute ist es allerdings sehr verhangen und die dunkelgrauen Wolken liegen so tief, fast berührten sie den Fjord und legten sich wie eine Decke auf das Wasser.

Da wir leider einige Köder verloren haben, machen wir uns nach einem gemütlichen Frühstück auf zu einer Shoopingrunde. Zuerst zum Bäcker. Da hat L. gestern das Brot liegen gelassen. Er bekommt netterweise neues Brot eingepackt und außerdem kaufen wir zwei Pizzasnurrer und vier Zimtschnecken. Dann fahren wir weiter nach Etne, dort gibt es eine kleine Mall mit Sport-Angel-Geschäft.

Auf dem sehr kurvigen Weg dahin (und wir fahren schon die breite Straße) versuche ich möglichst gleichmäßig zu atmen. Derweil philosphieren die Kinder hinter darüber, wie es wäre Schafhirte zu sein. Und wo man Schafe hüten könnte (Norwegen, Deutschland?). Und ob und wie man dann Hundeangst überwindet, da man ganz offensichtlich ja einen Hütehund braucht. Und welche Schafart man hält. Und wieviele Schafe man benötigt, um eine Herde zu bilden. Und... naja, ich denke der Punkt ist klar.

Wir parken, desinfizieren Hände und gehen ins Sportgeschäft. Dort sind wir dann eine recht lange Weile, weil natürlich jeder Köder, jede Angel, jedes Reel und auch jegliches andere Angelzubehör ausgiebig begutachtet werden muss. Der Große interessiert sich außerdem für eine kleine, leichte Outdoorhängematte. Ich schaue kurz durch die Merinoklamotten. Irgendwann sind die Angelfreunde alle fertig mit aussuchen, meine Kreditkarte gibt einen kurzen Seufzer von sich und dann ist jeder glücklich mit den vielen schönen neuen Ködern (und 30m sauteure Schnur zum Vorfächer bauen, aber das finden wir erst später raus). Schnell noch einen Anspitzer gekauft und wieder zurück ins Auto. Das Telefon von L. klingelt und währen die Kinder Pizzasnurrer auf den Rücksitzen verkrümel essen, höre ich mit halbem Ohr den auflaufenden IT-Problemen zu.

Auf der Rückfahrt ist Schafhirte sein nicht genug. Der Minimann möchte ein riesiges Schiff, auf dem er Dornhaie vermehrt und wo wir alle Arbeit finden. Der Große möchte dort nur dritter Chef sein, damit sein Name nicht im Internet landet, falls er Erfindungen patentiert. Irgendwie landet auch die Schafherde auf diesem Schiff und der Minimann wird reich genug, um ganz Norwegen zu kaufen. Ich kürze hier mal ab. Der Grat zwischen "kapitalistisch-marxistischer Familienstaat" und "irrer Diktator" ist sehr sehr schmal.

Zurück im Ferienhaus ist das Wetter kaum besser. Wir machen also eine ausgedehnte Mittagspause und treffen uns dann alle am Esstisch zu Kaffee und Zimtschnecken. Danach bauen wir Maus & Mystik auf. Kapitel 10 - in der Höhle des Löwen. L. und der Minimann waren mit Collin und Finger in Kapitel 9 allein unterwegs und spielen diesmal nicht mit. Daher übernehmen die beiden nun die Charaktere des Mannes (Rex) und Freund E. (Lily). Wir kämpfen uns tapfer durch die Kanalisation der Burg und sammeln soviele gute Gegenstände wie möglich für den Endkampf in Kapitel 11. Gegen Ende verlässt den Minimann etwas die Konzentration, aber wir schaffen es mit vereinten Kräften in der Schmiede die Uhrwerksgranate zu zünden, die letzten Ratten zu besiegen und sind damit am Ende des Kapitels angelangt.

Es ist dann auch schon beinahe Zeit fürs Abendbrot. L. geht heute Laufen, ich mache Coleslaw und die Kinder spielen noch eine Weile am Wasser. Kinderdusche, Abendbrot. Die Kinder wollen noch ein Theaterstück vorspielen, da kommt L. zurück. Laufen war eher so naja. Wir warten also bis er geduscht hat, dann gibt es auch gleich doppelt soviel Theaterpublikum.

Der Minimann erfreut uns mit einer zweifelhaften Metal-Gesangseinlage. Ich sag mal so: er hat sicherlich alle Eigenschaften für eine kometenhafte S**, Dru*** & Rock 'n Roll Karriere. Da ist mir Schafhirte dann doch lieber. Beide zusammen spielen dann noch Urmenschen erlegen ein Mammut.
Ich lese ein Kapitel Drachenzähmen vor, Schlafenszeit.

Wir wollen uns heute Abend endlich mal zum Nähen aufraffen. Aber erst treffen wir die Vermieterin, übersetzen ein wenig für den anderen Angelgast in der Hütte neben uns und verquatschen uns dann.
Trotzdem ist L. irgendwie hellwach, also packen wir das Nähzeug aus. Ich mache diesmal aber nur die Hilfsarbeiten, denn ich bin ziemlich müde. Immerhin - am Ende ist das Vorderteil des Klapppacks fertig.

Ich auch. Gute Nacht.