Sonntag, 31. Juli 2022

Abreise... (Tag 35)

 Abreisetag.

Bis 11:00 werden also die letzten Sachen gepackt, die Küche in Ordnung gebracht, der Müll rausgetragen, schon mal gewaschene Handtücher verräumt, die Betten abgezogen, gestaubsaugt, die Tische gewischt, die Spiegel geputzt und der letzte Rest Sand aus den Duschen gespült.

Dann beginnen wir das beliebte Spiel Auto-Tetris. Und auch wenn es am Anfang nie so aussieht - am Ende sind beide Autos bepackt. Und alles ist drin. Die riesigen Fahrradkoffer, die Rucksäcke, sieben Koffer, ein Pelicase und meine kleine Handtasche. Ach - wir selbst passen auch noch rein.

Nach dem Abschiedsgruppenfoto am Haus fahren wir zuerst nach Myre. Tanken, im "Sondagsbua" Snacks für unterwegs kaufen (welcher Crowley aus der Hölle wagt es Berliner mit PUDDING zu füllen????), die letzte Postkarte einschmeißen.

Nächster Stopp: Sortland. Wir halten nochmal in der Innenstadt, der Dönerladen hat zum GLück schon geöffnet. Da essen wir zu Mittag. Wirklich gute Pizza (mit knusprigen Pommes drauf, genial!), die wir auch gegen die sehr neugierigen Möwen verteidigen. Erst am Ende, als wir gehen, kommt eine Jungmöwe und schnappt sich einen Plastikbecher mit Sauce. L. versucht heroisch-komisch der Möwe das Plastikding wieder abzuluchsen. Ist ja nicht so schön, wenn sie lernen, Plastikzeug zu klauen und vielleicht noch zu essen. Aber vergeblich.

Wir fahren die paar Meter zum Busterminal und laden dort die Fahrradkoffer und zwei weitere Koffer, sowie M. und den Großen aus. Sie werden mit dem Flybussen günstig per Familienticket diesen Teil des Gepäcks nach Evenes zum Flughafen transferieren.

Dann nochmal zurück zur Autovermietung, dort das erste Auto abgeben und umziehen in den Mietwagen von Freund E. Über die Brücke verlassen wir Sortland und folgen der E10 etwas über zwei Stunden lang bis nach Evenes zum Flughafen, bzw. zum Hotel gegenüber. Das Wetter ist wunderbar, es ist fast zu warm (20°C, jahhaaaaa, ich hörte von der Hitzewelle im Rest von Europa). Die Seen und Fjorde schimmern in brillanten türkis-blau Tönen, auf den hohen Bergen und Gipfeln hält sich der Schnee. Noch ein bißchen und er wird in zwei Monaten vom ersten Neuschnee bedeckt. Die E10 (durchgängig mit Mittelstreifen, quasi riesig!) schlängelt sich bergauf und bergab und lässt dabei keine Kurve aus. Trotz dem ich vorne sitze, wird die letzte halbe Stunde - schwierig.

Etwas früher als Check-in kommen wir im Hotel an. Es sind zwei der drei Zimmer fertig, so dass wir schon mal ausladen können. Der Minimann sinkt samt Tablet aufs Bett. Freund E. macht sich nach kurzer Pause mit dem Auto rüber zum Flughafen, um dort M. und den Großen, sowie das Gepäck einzusammeln. Dafür muss er zwei Mal fahren, aber es klappt.

L. versucht (zum Zeitpunkt des Schreibens erfolglos) ein Taxi für morgen zu organisieren, so dass wir den Kilometer nicht an der recht viel befahrenen Straße mit den ganzen Gepäckmengen bewältigen müssen. Mal sehen, ob sich da noch etwas auftut.

Dann fällt kurzentschlossen die Entscheidung, dass fünf von sechs Personen nach Riksgränsen fahren. Da mir schon auf der Fahrt hierher schlecht geworden war, biete ich mich zum im Hotel bleiben an. Der Rest folgt der E10 bis fast nach Narvik, um dort auf die E6 abzubiegen. Bis zur Zollstation fahren sie, denn mit dem Mietwagen darf man keine Grenze queren.

Von dort geht es zu Fuß weiter nach Schweden. Nochmal das schöne Ferienhaus sehen. Im ICA Milchreiscreme und Süßigkeiten kaufen. Über den See schauen, den wir nicht sahen, weil er eine riesige, tief gefrorene, verschneite Langlauffläche war.






Ich sitze derweil gemütlich im Hotel und lese das ganze Internet leer. Morgen fliegen wir. Gedanklich offen wir alle Variationen von "funktioniert perfekt, in der Nacht zum 02.08. sind wir zurück zu Hause" bis "wir stranden in Evenes, Oslo oder Berlin".

Samstag, 30. Juli 2022

Pack die Badehose ein... (Tag 34)

 Brilliantes Wetter weckt uns. Blauer Himmel, Sonnenschein in alle Richtungen, keine Wolke. Yeah!

But...

Da die Abreise näher rückt, vergeht der Vormittag damit, dass wir schweren Herzens die Fahrräder zerlegen und wieder in ihren Koffern verstauen. Auch sonst ist jeder für eine ganze Weile im Packmodus. Die WaMa rumpelt, der Wäscheständer ist voll behängt.

Ich bin doch etwas sehr gestresst davon, wie all das Zeug, dass wir ja offensichtlich irgendwie hier her bekommen haben, auch wieder in den Koffern zurück kann und kurz davor 60€ für ein weiteres Gepäckstück auszugeben.

Freund E., M. und die Kinder möchten gerne an den Strand. Ich denke, dass sie nach Skipssand fahren (ist ja nah dran) und L. und ich nach dem Rad-Basteln nachkommen. Aber sie entscheiden sich, nochmal an den tollen Strand bei Hovden zu fahren. Außerdem muss ich packen. Überall liegt irgendwas rum, es ist sooo viel zu tun.

Kurzum: ich möchte eigentlich ungern abends auf den letzten Drücker erst die Koffer packen. Also fahren sie ohne mich und verbringen einen wunderbaren Tag am Strand. Das "Monument" steht auch noch.






Als die vier viel später und müde geschwommen zurückkehren, hat sich die Packsituation leider nicht so richtig gebessert, denn ich habe die vielen Sachen irgendwie nicht so gut verstaut bekommen. Also essen wir erst Abendbrot. Der letzte Fisch (Dorsch), paniert. Dazu Erbsen und Möhren und Nudelreste. 

Dann bin ich eigentlich müde. Aber jetzt müssen wir packen. Das klappt zum Glück ganz okayish, wenn man das wirklich viele Kram bedenkt, dass wir mit haben. L. geht danach noch eine große Runde spazieren und hofft auf eine letzte Adlersichtung. Leider nichts.

Die Kinder toben rund ums Haus. Dann ist der Große müde und geht schlafen. Der Minimann (der große Schwierigkeiten mit der Abreise hat) und ich gehen nochmal an den kleinen Strand von Klo. Er möchte dann lieber auch nicht schlafen gehen, was unsere Streaming-Auswahl deutlich schmälert. Und so landen wir bei herzerwärmendem Clarkson's Farm, auch wenn wir das schon gesehen haben. Freund E. kennt es noch nicht und rollt erst etwas mit den Augen, weil er denkt, wir schauen irgendeinen Top Gear Verschnitt.

Freitag, 29. Juli 2022

Nonskollen... (Tag 33)

So langsam neigt sich unsere Reise ihrem Ende entgegen. Daher steht heute nochmal Wandern an und da wir ja so fit (ha ha) geworden sind, geht es ein wenig höher hinauf.

Nach dem Frühstück packen wir unsere Wanderausrüstung und ein paar eher mickrige Snacks. Der Kühlschrank leert sich. Was nicht so viel ausmacht, denn jemand kommt auf die grandiose Idee, dass wir ja beim Thai take-away Frühlingsrollen holen können. Das macht Freund E., während L. und der Große noch Brot kaufen. Ich bringe derweil die Postkarten in den Briefkasten.

Wir fahren nur ein Stückchen heute, die Ostküste von Øksnes nach Süden weiter bis nach Alsvåg. Dort geht es auf einem grünbewachsenen runden Berg bis auf 611m hoch. Wir parken am Wanderparkplatz bei der Schule und laufen erstmal am Feldweg, der zum Weg führt vorbei und irren etwas durch das Dorf. Letztendlich finden wir den Weg aber und machen uns durch eine morastige Wiese los bis zum einem Zaun. Hinter dem sieht man den Trampelpfad. Da ich dagegen bin, den Zaun einfach so zu übersteigen folgen wir diesem etwas weiter. Ha. Schon kurz darauf finden wir ein Tiergatter und gehen hindurch.

Es folgen ein paar hundert Meter sehr sehr steiler Anstieg (immer an den Lampen entlang) nach oben. Neben uns ist eine große freie Fläche - ich nehme an, dass ist der waghalsige hiesige Rodel- und Abfahrtskihügel. Auf der anderen Seite scheint es auch beleuchteten Feldweg aka Langlaufloipe zu geben.

Mit viel Atmen und schwitzen erklimmen wir den steilen Anstieg und beschließen, dass  dort oben am Ski-Abfahrspunkt ein toller Platz ist, um über das Dorf zu schauen und dabei die Frühlingsrollen zu essen. Mittag auf dem Berg, oder naja, zumindest auf dem ersten Bergabschnitt.

M. und der Große stellen unterdessen fest, dass sie heute eigentlich gar nicht in Wanderlaune sind. Der Große möchte lieber Flechten (WTF??). Also teilen wir uns auf. M. und der Große bleiben an dem Platz und bauen aus Stöckern und geflochtenem Gras einen mini Unterstand. Dann fahren wir zurück ins Ferienhaus und spielen dort ein paar Runden Magic. Es ist ja Urlaub, da ist ja das tolle, dass man sich immer entscheiden kann, was man machen möchte.

L., Freund E., der Minimann und ich folgen dem nun sanft ansteigenden Wanderweg durch ein wunderschönes Birkenwäldchen weiter nach oben. Der Bergrücken ist breit und in alle Richtungen ist viel Platz. Ganz anders, als bei den anderen Wanderungen, wo man sich teilweise am Hang mit Festhalten fortbewegt oder es schlicht steil (und senkrecht zu den Höhenlinien) nach oben geht. Der Minimann bindet uns dabei in sein Rollenspiel ein und wir verzaubern mit Moos ein Stück Rinde zu einer mächtigen Rüstung, während der übliche Stock dabei zum Trollschwert umgeschmiedet wird.

Eine Weile später erreichen wir die Baumgrenze und es eröffnet sich ein fantastischer Blick über die Ebene, den Fjord und die umliegenden Berge.




Der Bergrücken bleibt breit und ist nun mit Wiesengräsern und Moos bewachsen, dazwischen Steine. Ein gut sichtbarer Trampelpfad führt weiter hinauf. Von unten sah es aus, als ob man auf einem schmalen Grat gehen müsste (was wir wohl nicht gemacht hätten), aber in Wirklichkeit gibt es ausgedehnte Schafweide. Das Läuten der Schafe begleitet uns die gesamte Wanderung und dann und wann sehen wir auch ein paar grasende Schafe.

Irgendwie scheint aber nicht der beste Tag zum Wandern zu sein. Ich schätze so etwa 100 Höhenmeter unter dem Gipfel wird es L. und dem Minimann komisch und höhenangstig. Wir machen eine kleine Snackpause und teilen uns danach wieder auf.

L. und der Minimann gehen auf eine angenehme Höhe zurück und warten dort auf uns. Freund E. und ich gehen weiter. Den Pfad kann man jetzt leicht aus den Augen verlieren. Den wandern sicher häufiger Schafe, als Menschen. Aber es ist an keiner Stelle wirklich steil und es gibt soo viel Platz in jede Richtung. Manchmal ist es etwas steiler, wenn man zurückblickt sieht es dann aus, als würde es über eine Kante gehen. Tut es aber nicht.

Kurz nach dem wir uns aufgeteilt haben, scheuchen E. und ich eine Schneehuhnfamilie auf. Sorry, Schneehüher, aber ihr seid mit dem dunkel-gemusterten Federkleid auch im Sommer bestens getarnt. Wir stampfen weiter und eine Zeit lang scheint es, dass sich der Gipfel immer zehn Meter weiterbewegt, wenn wir doch zehn Meter näher gekommen sein müssten. Aber das täuscht natürlich und schließlich sehen wir den obligatorischen Steinhaufen samt Schild. Und erreichen den Gipfel auf 611m Höhe.

Nochmal wird die Aussicht rundum spektakulärer. Was für eine Belohnung! Und wem das zu langweilig war (dies war als blauer Wanderweg ausgeschildert), der kann vom Gipfel aus einen roten Weg weiter zu einem Bergsee wandern. Nur 2,1km über dann doch sehr steiles und schmales Terrain.




Wir machen Fotos und beginnen dann den Abstieg. Auch auf dem Rückweg schrecken wir die Schneehühner auf. Bald erreichen wir L. und den Minimann. Von weiter oben sah es aus, als ließen sie ihre Beine über eine Kante baumeln - beim näherkommen verschwindet diese optische Täuschung.

Da der Weg so einfach zu gehen ist, kommen wir zügig runter, spazieren wieder durch den Birkenwald und zurück über die Moorwiese zum Auto. Dabei kommen wir wieder am Frühlingsrollenplatz vorbei uns entdecken, was M. und der Große gebaut haben.


Am Auto angekommen, schicke ich schnell eine Infonachricht, so dass M. schon mal das Nudelwasser aufsetzen kann. Wir essen gemeinsam Nudeln mit zweierlei Sauce und Parmesan war auch noch da. Yummi! Nach dann am Ende doch vielen Höhenmetern und über 10km Strecke habe ich richtig Hunger!

Wir schauen die letzte Folge Good Omens mit dem Großen. Und gehen dann auch bald alle ins Bett.

Donnerstag, 28. Juli 2022

Hovden - Strandtag... (Tag 32)

 Heute hat es sich ausgeregnet und weiter im Westen soll es sogar noch schöner sein. Daher steht der Plan für heute gleich nach dem Frühstück fest: wir fahren nach Hovden. Das ist zwar eine Stunde Fahrt, aber dafür wissen wir ja, dass es dort einfach unglaublich schön ist.

Wir packen nach dem Frühstück unsere Badesachen ein und fahren los an den nordwestlichsten Zipfel der Vesterålen. Unterwegs ist Zeit mal die aufgelaufene Podcast-Liste anzuhören, oder zumindest ein bißchen davon.

Wir kommen am Strand an und eigentlich würde ich gerne den Berg hoch laufen. Aber natürlich lockt zuallererst der Strand. Ich denke mir dann aber auch, dass wir den kleinen Berg oberhalb des Strandes auch als "die Kinder müssen mehr ausgetobt werden"-Punkt strategisch günstig an das Ende des Tagesausflugs legen können.








Das Wetter ist herrlich, auch wenn zwischendurch kurz Wolken durchziehen. Wir genießen ein paar richtig wunderbare Stunden am Strand. M. und Freund E. gehen richtig viel Schwimmen, die Kinder tollen im Wasser rum und wollen kaum rauskommen. Der Große verliert zwischendurch seinen Schnorchel, findet ihn in der reinlaufenden Flut aber zum Glück wieder. Wir fotografieren und sitzen und relaxen. Beim über die Bucht schauen bemerke ich plötzlich eine größere Ansammlung von Möwen (und anderen Vögeln?), die wir irre über eine Stelle im Wasser kreisen. Schnell wechselt L. auf das Vogelobjektiv. Dort hinten scheint ein Fischschwarm angekommen zu sein und der wird nun von hungrigen Möwen attackiert. Immer wieder stürzen sie sich ins Wasser, tauchen, steigen wieder auf. Auch wenn wir weit weg sind, ein beeindruckendes Schauspiel. Die Kinder bauen ein "Monument" aus dem Balken, den sie gleich am Strandrand gefunden hatten und tapfer über die ganze Strandlänge getragen und gerollt haben.


Später haben alle Hunger. Wir packen die nassen Sachen zusammen und verlassen den wunderbaren Strand. Für's Protokoll: zusammen mit uns war genau noch eine andere Familie da. Eine. Sehr angenehm.

Wir folgen der schmalen Straße, erst nach Nykvåg und dann auf der noch schmaleren Straße weiter nach Hovden. Dann stürmen wir hungrig das Café.




Nachdem wir uns mit Waffeln, Kuchen und Kaffee gestärkt haben, spazieren wir noch durch den Ort zum Hafen. Dort suchen M. und die Kinder einen Cache und finden ihn auch. Ich merke leider, wie mein Hirn sich etwas ausklinkt und eine Hand stahlhart in meinen Nacken greift. Mist. Migräne. Wir drehen ein paar Pokestops, gucken nach Adlern (einer, ganz am Ende, als wir schon auf dem Rückweg sind) und machen uns dann auf den Rückweg. Mit Aura und aufziehenden Kopfschmerzen streichen wir "zum tollen Strand von damals gehen" und "auf den Berg kurz" und fahren gleich zurück.

Trotz der Migräne entdecke ich auf dem Rückweg Elche.


Zurück im Haus, schmeißen die Männer den Grill an, die Kinder duschen und ich sinke mit Triptan auf dem Sofa zusammen. Zum Abendessen gibt es heute gegrillten Schellfisch mit Salat und Reis.


Später macht L. sich noch zu einer Laufrunde raus (Klodalstrimmen!) und entdeckt weitere Elche gleich gegenüber vom Haus.



Mittwoch, 27. Juli 2022

Regentag... (Tag 31)

 Regentag. Heute ist wirklich gar nicht viel passiert, außer Wäsche waschen, Spielen, Lesen, Gammeln. Es hat den ganzen Tag geschüttet und teilweise kam der Regen auch waagerecht, weil es so stürmisch war. Ein richtiger "Drinnentag".

Mittag gab es megagutes Rentiergulasch.


Gegen Abend sind L. und ich nochmal nach Stø gefahren, um nach Adlern Ausschau zu halten. Wir haben einen recht weit weg auf einer der vorliegenden Inseln entdeckt. Und Schwarzkopfmöwen, deren Küken inzwischen ein bißchen fliegen können und daher auf der Hafenmauer gefüttert wurden. Alles in dramatischer Wetterkulisse.







Dienstag, 26. Juli 2022

Klodalstrimmen... (Tag 30)

 Nachdem alle wieder von Seekrankheit, müden Beinen und überhaupt den überwältigenden Eindrücken von der gestrigen Whale watching Tour genesen sind, ist heute mal nicht so viel los. Das Wetter ist durchwachsen, ab dem Nachmittag soll es regnen.

Zuerst starten wir mal mit besonders leckerem Frühstück. M. hatte Lachs gebeizt, der ist jetzt fertig.


Nach Frokost und kleiner Haushaltsrunde versacken erstmal alle etwas. Es regnet allerdings noch nicht. Ich überlege, ob sich so ein Faulitag anbietet, um schonmal mein Rad zu zerlegen. Das ist allerdings ziemlich nass. Daher wird der Plan aufgeschoben und das Rad erstmal im freigeräumten Flur getrocknet.

Wir überlegen, ob wir vor dem angekündigten Regen nochmal rausgehen. So eine richtige Mehrheit findet sich aber nicht. Am Ende gehen L. und ich los. Der Rest hat sich Zettel fertig gemacht und spielt eine lange Runde Stadt, Land, Fluss.

L. und ich gehen die "Waldautobahn" ab, die zu Klo gehört. Der Schotterweg ist auch gleichzeitig der "Klodalstrimmen", also der örtliche Trimm-dich-Pfad. Sehr nett gelegen am See und steigt dann am Berg leicht hoch, ohne gleich eine riesige Wanderung zu werden. Wir sind viel zu warm angezogen und schälen uns an einem Picknicktisch erstmal aus ein paar Lagen. Man kann toll über den idyllischen See schauen, der dramatisch von schroffen Felsen auf der einen und eher sanften, grün bewachsenen Bergen auf der anderen Seite eingefasst wird. Zur Rechten liegt außerdem ein gerodetes Stück Wirtschaftswald mit sehr hohen aufgeschichteten Baumstämmen, die sicherlich auf ihre Weiterverwendung warten.

Als wir die andere Seite vom See erreichen, geht der Schotterweg in einen Waldweg über, der gleich mal sportlich steil den Berg hinauf geht. Nicht hoch, vielleicht 100m. An einer weiteren Picknickbank mit toller Aussicht machen wir eine Snackpause. Noch ein Stück weiter und wir können bis rüber zu unserem Ferienhaus und auf den Fjord schauen.





Dann schlängelt sich der Weg auch schon wieder herunter und wir spazieren zurück. Als wir um die letzte Ecke biegen, setzt der Regen ein.

Wir machen eine Runde Heißgetränke und geben ein paar Tipps bei der laufenden Runde Stadt, Land, Fluss. Weiteres Rumhängen, Serie mit dem Großen schauen (Good Omens - auch beim x-ten Mal gucken immer noch soo toll!), Norwegisch mit dem Minimann.

Zum Abendbrot später gibt es Seeteufel in Sahnesauce. Sehr lecker! Außerdem konnte ich zwischendurch schon mal das Gulasch probieren, was M. für morgen kocht. Schmeckt am zweiten Tag ja doch immer besser.

Ruhiger Abendausklang. Pause. Entspannung. Sehr schön.

Montag, 25. Juli 2022

Whale watching Tour... (Tag 29)

 Wir stehen heute um 7:30 auf, mega früh! Deshalb sind wir beim Frühstücken auch alle eher noch schweigsam. Aber die Stimmung ist gut, denn wir fahren heute zum Whale watching! Um 8:00 nehmen M. und ich eine Reisetablette, in der Hoffnung, dann eine gute Fahrt zu haben. Wir kochen Tee und packen Snacks ein, und ziehen dann so viele Lagen wie möglich an, denn meist ist es auf See ja doch deutlich kälter.

Dann fahren wir nach Stø, ich schreibe bei der Anmeldung alle unsere Namen und Geburtstage auf (aus dem Kopf, ha!), es werden netterweise auch weitere Kotztabletten verteilt. Wir gucken schonmal kurz bei den Souvenirs. Dann warten wir mit beständig dazukommenden anderen Touristen. Um 9:40 gibt es eine kurze Einleitung an Land, dann gehen wir alle auf den Katamaran "Blasius II". Erstmal alle unter Deck in den Salon. Dort gibt es noch die obligatorische Sicherheitseinweisung und dann schippern wir langsam aus dem Hafenbereich heraus.



Wir fahren direkt in Wellen und Dünung. Wir gehen alle nach oben aufs Deck. Da hält man Geschaukel meist besser aus. M. (das erfahren wir aber erst am nächsten Morgen) verträgt die Tabletten leider nicht so gut. Ich stehe mit Freund E. und den Kindern und wir schauen aufs Meer, auf die Wellen (mehr Wellen!), das Boot schaukelt schon ziemlich. Um uns herum kreisen Möwen, Puffins flitzen in kleinen Gruppen an uns vorbei. Die Crew kümmert sich um Seekranke, verteilt wahlweise Kotztüten oder Kekse und schaut, dass es allen gut geht. Es wird nach interessanten Tieren geschaut und zwischendurch werden allerlei Informationen erzählt.

Als wir uns Bleikcanyon nähern wird die See nochmal deutlich rauer. Bis dahin (es sind so etwa zwei Stunden vergangen, vielleicht auch etwas mehr) haben wir leider noch nichts entdeckt. Bei grauem Himmel, und aufgewühlten 1-2m Wellen ist es auch sehr schwierig im allgegenwärtigen Grau Wale oder Delphine zu sehen. Mir ist nicht schlecht, total genial! Dafür klagt der Minimann über Übelkeit. Er kriegt auch eine Tablette, hoffentlich nicht zu spät und soll viel auf den Horizont schauen. L. ist derweil auf der Kiste eingeschlafen. Zumindest bis eine besorgte Crew-Frau ihn weckt, weil sie Sorge hat, dass es ihm sehr schlecht ginge. 

Wir erreichen Bleikcanyon. Ein unterseeischer Canyon mit Tiefen über 1000m, 3km breit und 40km lang. Gar nicht weit von Bleik und Andenes entfernt. Das Schiff wird langsamer und dümpelt in dem stärker werdenden Seegang dahin. Wir halten nach dem Blas Ausschau, den Pottwale beim Auftauchen auspusten. Leider nichts.

Dann: eine hohe Rückenflosse. Eine zweite. Zwei männliche Orcas. Großes Ah! und Oh! Trotz des Seegangs wechsele ich mit den Kindern immer wieder die Schiffsseite, damit wir gut gucken können. Netterweise ist auch immer genug Platz für die Kinder, auch wenn natürlich jeder auf der Wal-Seite sein möchte um zu schauen und zu fotografieren. L. ist irgendwo vorne. Es ist sooo großartig. Nach und nach zeigt sich die ganze Orcafamilie, inklusive kleinem Orca. Viele Möwen umkreisen die Tiere, in der Hoffnung, dass sie genug Hering nach oben jagen, so dass den Möwen die eigene Jagd erspart bleibt. Wir sind total geflasht von den Eindrücken, die Orcas jagen um das Boot herum. Wir fahren einmal um und bemerken dann, dass die Wale nun das Schiff mit in ihre Jagdstrategie einbinden und versuchen den Heringsschwarm gegen das Boot zu treiben. Dafür schwimmen sie mitunter sehr nah an das Boot heran.










Was für eine wunderbare Erfahrung! Zwischendurch kommen richtig große Wellen rein, man muss sich gut festhalten und elastisch in den Beinen Knien bleiben. Klappt aber alles ganz gut. Zumindest für fünf von uns. M. hat es leider umgerissen. Er muss sich einmal übergeben und ist ganz bleich. Zum Glück ist inzwischen der Kistenplatz frei, wo man mittschiffs an der am wenigstens schaukeligen Stelle sitzen kann. Der Arme!

Irgendwann treten wir den Rückweg an. Freund E. und der Große wärmen sich unter Deck auf und E. schläft eine Runde. Wir snacken Lembasbrot und trinken warmen Tee. Ich bleibe auf meinem Ausguck an der Reling und hoffe, noch ein paar Tiere zu sehen (leider keine Wale oder Delphine mehr). L. und der Minimann sind derweil zum Bug gegangen und liegen dort und schlafen. Das würde ich mich ja nicht trauen. Ich bin so euphorisiert von den Orcas und der Tatsache, dass mir trotz heftigem Seegang (also für Landratten) nicht schlecht war, dass ich auf gar keinen Fall riskieren würde, durch schlafen jetzt doch Übelkeit herauszufordern. Der Große pendelt zwischen mir und M. Dem geht es zwar nach wie vor nicht gut, aber auf der Rückfahrt laufen wir mit den Wellen und das Schiff liegt deutlich ruhiger und stabiler auf dem Meer.

Wir umfahren die Insel Anda mit dem Leuchtturm und sehen tausende Puffinpaare, viele Seeadler, Trottellummen, Tölpel, Möwen, eine Robbe. Was für ein Schauspiel, dass die Natur hier zeigt.







Gegen 17:00 sind wir zurück im Hafen. Freund E. fährt mit M. und dem Großen sofort zurück. L., der Minimann und ich kaufen noch Souvenirs und Karten und folgen dann. Zurück im Haus koche ich Milchreis und versorge mit dem Großen zusammen M. Der kriegt immerhin etwas zu Essen und Cola runter und schläft dann ein. Ein gutes Zeichen.

Der Rest abendbrotet Milchreis. Ich bin (wegen der Tabletten) auch ziemlich müde. Die Kinder sind auch kaputtig, die gehen bald ins Bett. L. und E. fahren noch fix Einkaufen. Auf dem Rückweg philosophieren sie darüber, dass Freund E. ja noch gar keinen Elch gesehen hat. Und zack (Vorgärten, super!) steht da ein Elch.



Nach diesem aufregenden Tag gehen wir alle früh ins Bett.

Sonntag, 24. Juli 2022

Verlängerter Küstenweg... (Tag 28)

 Heute soll ein angenehmer Mix aus mehr Sonne und weniger Wolken sein, dazu angenehme 13°C. Also ist klar: es steht Wandern auf dem Programm!

Das Ziel steht auch schon fest: wir werden auf verschiedene Arten nach Nyksund fahren und von dort aus den Küstenteil des Dronnigstien Richtung Stø laufen. Das ist ja im Wesentlichen, was wir gestern geplant hatten. Schön, dass wir den Plan so auch verfolgen können.

Während L. sich aufs Rad schwingt und nach Nyksund vorfährt, packe ich Wanderausrüstung und Essen für sechs Personen für den ganzen Tag ein. Da dürfen jede Menge Snacks nicht fehlen.


Gefühlt dauert Ausrüstung zusammenpacken auch genauso lange wie die Wanderung und ist auch ähnlich anstrengend. Trotzdem sind wir alle rechtzeitig bepackt und in Wanderklamotten, mit eingepackten extra Lagen, falls es doch kälter sein sollte. Oder wärmer und man durchschwitzt. Oder es regnet. Man muss ja auch alles vorbereitet sein.

Wir fahren los und treffen in Nyksund am Parkplatz auf L., zuerst laden wir uns aus dem Auto und das Fahrrad dann ein. Freund E. findet heraus, wie man per App den Parkplatz bezahlt. Dann spazieren wir erstmal durch das wiederbelebte Nyksund. L. kauft Zimtschnecken für alle, damit wir auch gut gestärkt loswandern können und nicht nach fünf Minuten der erste schon wieder Hunger hat.






Dann geht es vom Wohnmobilparkplatz aus los und zwar sehr direkt den ersten Berg hoch. Ich bin ja (meist zurecht) immer etwas skeptisch, wenn der Wanderweg die Höhenlinien einfach mal senkrecht schneidet.

Also auf, auf. Das erste Stück den Berg hoch macht direkt richtig viele Höhenmeter. Entsprechend oft muss ich zum Atmen (und gucken!) anhalten. Oben angekommen ziehe ich auch lieber eine Lage aus, denn es ist tatsächlich recht schön und warm.



Wir sind jetzt bereits über dem Plateau auf dem die Nyksunder Trinkwasserseen liegen. Kurz nehme ich an, dass wir dort erst wieder hinunter müssen, um dann den Pfad hochzukraxeln, den wir neulich runter genommen haben. Aber dann sehe ich (es ist überhaupt recht viel los) andere Wanderer, die parallel zum Berg linker Hand Richtung des kleinen Dips gehen, über den man auf die andere Seite kommt. Sehr schön. Das ist deutlich weniger steil, als den Pfad, den wir letzte Woche runtergerutscht sind. Außerdem teilweise noch birkenbewachsen, so dass man sich auch mal mit den Händen festhalten kann.

Wir folgen dem Pfad, der wirklich ganz gut zu gehen ist. Überall "natürliche Treppen", genug Halt, auch wenn es stellenweise sehr sehr matschig ist. Einzig den entgegenkommenden Wanderern ausweichen ist nicht immer ganz so einfach, weil es wenig Stellen gibt, an die man sicher neben den ausgetreten Trampelweg treten kann. Aber es klappt jedes Mal. Wir wandern Höhenmeter um Höhenmeter, die hier nicht ganz so brutal direkt hoch sind. Das ist sehr angenehm, eine Weile folgt man der Biegung des Berges, dann geht es wieder etwas hoch. Deutlich weniger anstrengend, als gerade hoch.

Bald schon sind wir oben angekommen und machen eine kleine Trink- und Snackpause inklusive des obligatorischen Selfies. Bisher waren wir vergleichsweise schnell. Nun folgt der Abstieg. Es ist viel matschiger, als letzte Woche. Aber immerhin wirklich deutlich besser zu gehen, als "andersrum". (Wobei das auch nur stimmt, wenn man den nicht markierten Teil runtergeht, so wie wir offenbar.)

Meter um Meter arbeiten wir uns wieder nach unten. Es geht jetzt eher langsamer voran, da der Matsch durchaus rutschig ist und viele Steine, auf denen man sonst sicher treten kann, auch. Manchmal machen wir anderen Wanderern Platz. Es klappt alles sehr gut und schließlich kommen wir an dem kleinen Bachlauf an, den wir fast trockenen Fußes auf den Steinen überqueren. Freund E. macht einen kurzen falschen Schritt und zack ist sein einer Schuhe im Wasser. Zum Glück trägt er ja hohe Wanderschuhe, so dass das Wasser nicht reinläuft.

Jetzt kommt der einfache Teil. Bis zur Schutzhütte geht es ja im Wesentlichen sehr flach und gerade über Holzbohlen oder gut ausgetretenen Pfad. Was für die Kinder natürlich direkt wieder Energie freisetzt, dass sie sich kabbeln können. Voll super! Wir sehen zu, dass immer ein Erwachsener zwischen den Kindern geht, um die nervigen Dauerstreitereien zu unterbinden. An der Schutzhütte angekommen, machen wir eine weitere kleine Pokestop-Pause mit Müsliriegel und Trinken.

Danach geht es weiter nach Skipssand. Da sind heute andere Menschen! Über zehn! Voll krass! Wir wandern recht direkt auf die andere Seite des Strandes, um dort im Windschatten der Felswand zu kochen. Alle haben inzwischen Hunger und es liegt ja noch einiges an Strecke vor uns. Die Kinder spielen am Strand und am/im Wasser. Zum Glück habe ich für den Minimann eine Wechselhose eingepackt.





Wir kochen Nudeln, Reis und Bohnen mit Thunfisch und genießen das tolle Wetter. Eine längere Pause war (zumindest für mich) inzwischen auch nötig. Die Kinder haben ja eh dreimal so viel Energie und toben sich am Strand aus.

Schließlich wandern wir weiter bis nach Nyksund, halten nach Seeadlern Ausschau. Die haben aber offensichtlich besseres zu tun, als uns vor die Kamera zu fliegen. Vielleicht sind auch einfach zu viele Leute unterwegs. Oder es gibt woanders tolleren Fisch. Wer weiß es schon. 

Wir spazieren durch Nyksund, an das sich Langenes als Ortschaft anschließt. Auf der Asphaltstraße zu laufen ist gar nicht mal so schön für die Füße. Da merkt man richtig, wie unglaublich angenehm die federnden, weichen Böden hier sonst sind. Der Minimann mault auch etwas, klar. An der Straße gehen ist nervig. Doch schon bald biegen wir in Langenes auf eine Nebenstraße ab, die zum Kyststien führt. Die Nebenstraße führt an der kleinen, weißen Kirche vorbei und biegt hinter einem Haus (gut beschildert) ab. Von dort aus finden wir uns erstmal auf einem zum Glück einigermaßen sichtbaren Trampelpfad wieder, der durch sehr hohes Gras führt. Wir kommen der Küste immer näher und bleiben vor einem steilen Hügel stehen. "Küsten"wanderweg. Haha. Wenn ein Norweger die Möglichkeit entdeckt ein paar Höhenmeter zu nutzen, dann tut er das auch.


Wir klettern den Hügel hinauf und dann auf eine Wiese wieder herunter. Der Minimann macht zeigt langsam die ersten Erschöpfungsanzeichen. Wir waren so ca. um 13:00 losgegangen, jetzt ist es 20:00. Voll super, oder? Nach nur acht Stunden Wandern, fast 500 Höhenmetern insgesamt und ausgiebigem Spielen am Strand wird der Achtjährige auch mal müde und erschöpft. Vor uns liegen noch circa vier oder fünf Kilometer bis zum Haus und wir sind nicht mehr sehr schnell unterwegs. So gute 1,5h denke ich.


Eine Weile geht es wieder ganz gut, der Minimann verteilt zwischendurch nochmal Kekse an alle. Es geht nun tatsächlich immer an der Küste entlang, durch die morastigen, matschigen Wiesen. Wo es zu nass ist, liegen oft Bretter, das ist hilfreich. Zwischendurch ziehen wir die Jacken über die Hände, denn links und rechts wächst Bärenklau / Herkulespflanze. Phototoxisch. Aufpassen!

Wir schrecken (wieder!) den Adler auf. Der Minimann ist nur noch schwer zum Weitergehen zu bewegen. Der Große hingegen ist uns allen weit voraus. Erst frage ich mich verwundert, ob er irgendeine neue Motivation gefunden hat (Spoiler: er muss auf Klo).




Wir erreichen die Straße und der Minimann bricht uns etwas weg. M. und der Große sind schon weit vorne. Daher nimmt Freund E. die beiden Rucksäcke und L. schmeißt sich den Minimann über die Schulter. Das geht ein paar hundert Meter, dann hat er wieder Kraft weiter zu laufen. Wir kommen ins Dorf rein, nochmal Rucksacktausch und Kindtragen. Dann sind wir zurück. Die Schrittzähler zeigen 2x 19km, einmal 17km an. Uff.

Die Kinder gehen in die Wanne, ich räume die Rucksäcke aus. Wir schieben fix Pommes und Pizza in den Ofen, denn keiner möchte mehr kochen. Heute gehen wir lieber alle gleich ins Bett mit müden Füßen und "schöner" Müdigkeit / Erschöpfung. Unsere Freundin, die in Cuxhaven urlaubt, schickt ein Bild der im dunklen angeleuchteten Kugelbake. Ich schicke zwei Bilder zurück und bin irritiert, wie dunkel es woanders ist.