Samstag, 20. April 2019

Haarlem --> Hoek van Holland

Müde Beine. Auch beim Frühstück fühlt es sich nicht so an, als könnten die bleischweren Beine heute radeln.

Wir essen (das Frühstück kostete nochmal extra, war aber wenigstens okay) und packen unser Gepäck. Das geht heute schnell, denn wir haben ja nicht mehr viel dabei.

Auf dem Rad dann eine kleine Erleichterung. Beine, die zwar kaum noch eine Treppe rauf- oder runterkommen, können trotzdem wunderbar pedalieren. Das Wetter ist zudem herrlich, so früh am Vormittag ist der Wind noch erfrischend, bringt aber schon die Vorahnung eines warmen Tages mit sich.

Wir radeln durch Bloemendal, eine der reichsten Gemeinden Hollands. Hier stehen Wäldchen auf großen, eingezäunten Privatgrundstücken, das schneeweiße neue Rathaus wird von römischen Säulen getragen, die Anwesen hier kann man kaum noch Haus nennen.

Eine Weile geht es vorbei an Tulpenfeldern, dann sind wir zurück am Meer und in den Dünen. In Nordwijk an Zee ragt das riesige Hotel van Oranje über die Strandpromenade. Überall sind Touristen, inzwischen mehrheitlich Niederländer, scheinbar zieht es die Deutschen eher in den Norden oder nach Zeeland.


In Katwijk halten wir am Supermarkt für eine kurze Pause und füllen auch unsere Trinkflaschen wieder auf. Katwijk ist nur vier Kilometer von Nordwijk entfernt, wirkt aber deutlich "günstiger". Wir reimen uns auch schnell zusammen wieso. In Nordwijk sah man die Schiphol anfliegenden Flugzeuge, hier hört man sie auch von der Nordsee kommend das Festland erreichen.

Eigentlich wollten wir in Scheveningen eine Kaffeepause machen. Scheint ja so "der" Ort zu sein, an dem man mal gewesen sein muss.


Ja, nee. Finden wir nicht. Die gestapelten Strandpromenaden sind überfüllt, der Strand voll, es ist heiß, laut und wuselig. Wir schieben ein kleines Stück an der Promenade lang und sind dann froh, die Menschenmassen schnell hinter uns zu lassen. Wir lassen Den Haag hinter uns und nun ändert sich die Umgebung dramatisch. Was vorher ausgedehnte Dünenlandschaft und dahinter liegende Tulpenfelder waren, wird nun zu einem der größten Zentren für Gemüse. Hier reiht sich hinter dem Deich Gewächshaus an Gewächshaus, so weit das Auge reicht. Von hier kommen unsere Tomaten und Gurken, wenn sie längst nicht mehr im heimischen Garten wachsen.

Immerhin ist es hier viel ruhiger und leerer. Hinter Den Haag kommt erstmal nicht so viel auf der Seeseite und Rotterdam ist noch ein gutes Stück entfernt. Dann erkenne ich den Strandabschnitt, den wir sonst auch immer besuchen. Wir haben es geschafft.


Nach heute 77 Kilometern haben wir die Westküste von Den Helder bis Hoek van Holland abgeradelt. Wir bestellen dringend benötigten Kaffee und einen Snack, der Mann holt uns ab und gemeinsam fahren wir zu meiner Ma, wo wir Ostern verbringen werden.

Freitag, 19. April 2019

De Koog --> Den Helder --> Haarlem

Nach ausgiebigem Frühstück und nochmaligem Überlegen (die Strecke ist schon lang, wer weiß, ob ich fit genug bin) satteln der Patenonkel und ich das allernötigste an Gepäck, lassen den Rest im Auto und radeln los.

Wir winken dem Mann und den Kindern, die heute gemütlich Souvenirs kaufen und am Strand buddeln werden.

Ruckzuck sind wir auf der Fähre und freuen uns mit den Rädern einfach nur an Bord gehen zu können, während hinter uns eine sehr sehr lange Abreiseschlange von Autos durch Verkehrslotsen in Schach gehalten wird. Da möchte ich nicht im Stau stehen.

Auch Den Helder lassen wir schnell hinter uns. Es folgt Westfriesland - der Weg führt durch besiedeltes Gebiet und unzählige Blumenfelder. Frühjahr ist hier wohl die farbenprächtigste Zeit, haben wir gut ausgesucht. Nach den Felden geht es quer durch die Dünenlandschaft, die hier zu weiten Teilen Naturschutzgebiet ist. Der Weg an sich ist toll. Das Meer nie weit weg, die Blumen, die Dünen, eine manchmal mediterran wirkende Landschaft (warm genug ist es dafür auch).







Die Idylle wird aber getrübt durch sehr sehr viele andere Radler. (Deutsche) Familien im Pulk auf den engen Wegen, Rennradfahrer, für die normale Gesetze sowieso nicht zu gelten scheinen. Elektroradler, die trotz Antriebs sehr inkonsistente Geschwindigkeiten fahren. Und das in einer Anzahl, dass man die Radwege nur als überfüllt bezeichnen kann.


In der Nähe von Ijmuiden überqueren wir den Nordsee-Amsterdam-Kanal mit einer minikleinen Fähre, die Fußgänger und Radfahrer kostenlos mit nimmt. 

So schön die Umgebung auch ist, wir fahren den kompletten Tag hochkonzentriert und sind am Abend, nach etwas über 90 Kilometern, als wir in den Betten des "Hotels" liegen, nicht nur körperlich sehr müde, sondern auch mental.

"Hotel" weil... ich noch niemals vorher 230€ für ein wirklich nur Absteige zu nennendes Hotel ausgegeben habe. Aber am Osterwochenende war die Auswahl praktisch nicht vorhanden und irgendwo mussten wir ja unterkommen. Urks.

Donnerstag, 18. April 2019

Strandwanderung Texel

Nach einigem Hin- und Herüberlegen sehen wir ein, dass das Auto nicht genug Platz für fünf Personen, den Mule, den Streamliner, drei Räder und Gepäck bietet. Kurzentschlossen bucht der Patenonkel also ein Hotel etwa in der Mitte zwischen Den Helder und Hoek van Holland. Wir werden zu zweit die Westküste runterradeln, der Mann samt Kindern mit dem Auto fahren und uns dann in Hoek van Holland einsammeln.

Das macht auch zwei Strandtagen leider nur noch einen. Den nutzen wir heute aber reichlich und machen eine 15 Kilometer lange Strandwanderung. Von De Koog zum Schutzgebiet "De Slufter" erst immer am Strand entlang und auf dem Rückweg durch die Dünen- und Weidelandschaft. Das Wetter ist herrlich und zwischendurch stärken wir uns bei Kaffee und Kakao.













Ganz eigentlich war mein Plan ja, heute viel auszuruhen, angesichts zweier Folgetage, in denen ich ca 170km auf dem Rad bewältigen muss. Am Ende hatte ich zwar müde Beine, aber die Wanderung war das wert. Wir haben viele Vögel gesehen, kleine Gänsejungen, Frösche gehört (hunderte sicher!), sind an Galloway-Rindern vorbeimarschiert und haben dann abends eine verboten riesige Portion Spaghetti verdrückt.


Was wir außerdem gemacht haben: #trashtagchallenge in miniklein. Der Strand auf Texel wirkt eigentlich total sauber, da liegt praktisch nichts rum. Naja, solange man vorn am Wasser bleibt. Zur Brötchenpause setzten wir uns nämlich an den Fuß der Dünen und dort lag dann doch erschreckend viel Plastikmüll, der vom Wind dort hochgeweht wird. Vor allem Seilreste fanden wir. Da wir unsere Brötchentüte übrig hatten, haben wir auf dem weiteren Weg dann zumindest die voll mit Müll gesammelt.
Note to myself: Immer zwei Tüten am Strand dabei haben. Eine zum Muscheln sammeln, eine für Müll.

Mittwoch, 17. April 2019

Nordseeroute Hippolytushoef --> Den Helder --> Texel

Die letzte Etappe heute. Wir starten mit gemütlichem Frühstück mit schönem Geschirr. Da isst es sich doch gleich viel netter.


Etwa 20 Kilometer trennen uns von Den Helder, die radeln wir erst am Deich, dann führt der Weg weg vom Wasser, es wird gebaut. Wir folgen also dem parallelen Fietspad, der entlang von blühenden Tulpenfeldern (und Hyazinthen) bis zum Fähranleger in Den Helder verläuft.



Der Große hat heute etwas Mühe, ein wenig ist die Luft raus. Außerdem ist es eine Umstellung in Den Helder wieder auf den Verkehr zu achten und aufmerksam dem Straßengeschehen zu folgen. Nach langen Tagen am leeren Deich fühlt es sich plötzlich alles sehr hektisch und voll an.

Wir kommen Mittags an der Fähre an und nutzen die kurze Überfahrt nach Texel als Essenspause. Es gibt ein eigenes Deck für Räder, überhaupt ist die Fähre sehr großzügig und ganz neu (2016). Schon steigen wir im Süden Texels wieder aus. Auf der Insel windet es etwas mehr, trotzdem schrecken uns die letzten läppischen 12km bis De Koog nicht. Dort beziehen wir Hotel direkt an der kleinen Innenstadtstraße, die vollgestopft ist mit bunten Restaurants und Souvenierläden.

Der Minimann hat derweil mit Papa schon den Strand und das angrenzende Wäldchen erkundet. Vor uns liegen ein paar Tage Strand und hinter uns die wunderbare Einsamkeit Frieslands.

Dienstag, 16. April 2019

Nordseeroute Harlingen --> Hippolytushoef

Heute geht es mit über den Afsluitdijk. Ein ganzes eingezäuntes Meer. Irgendwie komisch. Wieso macht man das? Weil man es kann.

Jedenfalls wäre dies die längste Strecke gewesen, aber da der Radweg über den Afsluitdijk in den nächsten drei Jahren komplett neu gebaut wird, können wir nur bis zur Mitte radeln. Nun denn.

Wir holen unsere Räder von der kleinen Terrasse, die zum Apartment gehört. Der Weg dorthin ist schmal.


Dafür führt uns der Radweg am Strand vorbei und die Kinder sind absolut begeistert, als sie feststellen, dass die gestern gebaute Sandburg der Flut standhielt, weil sie genau auf der Flutgrenze gebaut war. Wir winken der Sandburg und verlassen Harlingen dann.


Kurz darauf sind wir am Afsluitdijk angekommen. Vor uns liegen fünfzehn Radkilometer, bis nach Breezanddijk in der Mitte.



Links das Ijsselmeer, rechts die Nordsee. Der Radweg führt an der Außenseite entlang. Der Minimann ist übermotivert, haben wir ihm versprochen, dass er heute von Papa abgeholt werden kann, wenn er das möchte. Der Mann hat nämlich auch seit heute endlich Urlaub und reist schon mal nach Texel vor.

Angetrieben vom Heimweh des Minimanns radele ich also mit gut 25km/h über den Deich. Es macht wirklich viel aus, wenn der Hintermann auch ordentlich in die Pedale tritt.

Schneller, als gedacht erreichen wir Breezanddijk und dort steht auch der erwartete Fietsbus. Ein Bus mit weniger Sitzplätzen, aber umso mehr Stellplätzen für Räder, der während der Baujahre die Radler über den Deich fährt. Kostenlos.

Wir haben genau Zeit für ein schnelles Mittagsbrot, dann steigen wir in Den Oever schon wieder aus. Nur wenige Kilometer und wir kommen im Recreatiepark Wiringherlant an, wo unsere heute Unterkunft ist.

Seit Abfahrt von zu Hause ist dies der erste Tag an dem wir Zugriff auf eine Waschmaschine haben und das nutzen wir natürlich gerne. Sortieren die lang getragenen Klamotten auf einen Haufen und schmeißen WaMa und später auch den Trockner an.

Am späteren Nachmittag stößt Papa endlich dazu, der Minimann kann zwar seine Freude nicht so recht zeigen, will aber doch heute lieber mit Papa schon weiter nach Texel reisen. Wir fahren noch gemeinsam nach Hippolytushoef, um einzukaufen und zu essen.

Danach beladen wir das Auto. Ohne den Minimann brauchen wir weder den Mule, noch den Streamliner. Dabei fällt schon auf, dass ich die Kapazität des Autos wohl etwas überschätzt habe. Was heißt das wohl für die Abfahrt von Texel in einigen Tagen?

Montag, 15. April 2019

Nordseeroute Oudebildzijl -- > Harlingen

Morgens um 9:00 klingelt es an der Apartmenttür. Da steht unsere Vermieterin mit einem großen Korb voller Frühstücksleckereien, extra viel, damit wir uns auch noch ein packed lunch zusammenstellen können.

Außerdem mit dabei: Friesisches Zuckerbrot mit Marzipan. Das ist so dicht, pappsüß und viel, dass man wirklich Butter draufschmieren sollte, um den Geschmack etwas abzurunden. Aber sehr lecker und eins davon gibt einem wahrscheinlich Kraft für den ganzen Tag. Fantastisch!


Dann die übliche Packroutine, die auch immer schneller von statten geht. Dann sind wir wieder auf den Rädern, radeln bei tollstem Sonnenschein zurück auf den Deich.

Gegen Mittag finden wir auf etwa halber Strecke endlich mal einen windgeschützten Sitzplatz. Wir machen hier Essenspause und schauen natürlich auch auf die andere Seite des Deichs.




Die Wattseite ist mit letztjährigem sehr hohen Gras bewachsen, das Meer hat sich jetzt zur Ebbe wirklich weit hinaus gezogen. Man kann kilometerweit auf Schlickebene schauen. In dem hohen Schilf spielen die Kinder Labyrinth und durch den ausgetrockneten Schlick brechen überall grüne neue Schilfspitzen. Alles in im Aufbruch, im Wachstum, im wieder-leben begriffen.



Am Nachmittag radeln wir in Harlingen ein, eine kleine Stadt ganz in der Nähe des nördlichen Anfangs des Afsluitdijk. Eine pittoreske, altmodische und ganz wunderbare kleine Stadt. Die Grachten (oder Slote) voll von alten Segelschiffen, am Hafen größere Segelschiffe, etwas Industrie und auch eine ganz moderne Yacht. Wir beziehen Quartier in einem Apartment direkt in der Innenstadt, hervorragend gelegen zum Bummeln und die Stadt samt Hafen zu erkunden. Wir kaufen Käse und Salami, dazu Kuchen und wandern zum kleinen Harlinger Strand. Die Kinder müssen sich noch mehr austoben.








Dort am Strand wird es super spannend. Im Hafenbecken liegt ein Sandschiff, eine große Pipeline geht vom Schiff ab quer über den Strand bis zu einem Bagger. Hier wird neuer Strand für die kommende Saison verteilt. Die Kinder sind natürlich begeistert. Danach sitzen wir Erwachsenen und schauen aufs Meer, die Kinder sind mit schwerer Burgbauarbeit beschäftigt.

Auf dem Rückweg kaufen wir ein wenig Abendbrot / Frühstück ein und lassen den Abend ausklingen.

Sonntag, 14. April 2019

Nordseeroute Oosternijkerk --> Oudebildzijl

Wir übernachteten in einem kleinen, sehr gemütlichen Apartment und morgens servierte die Gastgeberin uns ein sehr reichliches, leckeres Frühstück.

Als wir erzählen, dass wir über den Afsluitdijk radeln möchten, erzählt sie uns, dass dieser für Radfahrer momentan (naja, die nächsten drei Jahre Baustelle) gesperrt ist. Zum Glück weiß sie auch, dass es einen Fietsbus gibt, der uns und die Räder über die gesperrte Strecke des Dammes fährt. So ein Glück!

Während die Kinder kurz Peppa Wutz (WTF ist das??) schauen dürfen, spulen wir die morgendliche Packroutine ab. Die Kinder helfen in ihrem Maße, alles klappt inzwischen sehr gut.

Unser heutiges Etappenziel ist das kleine Dorf Oudebildzijl. Wir radeln wieder zum Deich. Die reizarme Umgebung ist wunderbar und genauso ist heute auch das Wetter. Blauer Himmel, Sonne,links die Polder, rechts Schafe auf dem Deich. Gut, die ewig quasselnden Kinder, die mal mehr, mal weniger Lust haben das Tempo zu halten, stören ein wenig die absolute Ruhe. Ist halt so.

Schon kurze Zeit später radeln wir durch da pittoreske Dorf Wierum, schauen die Kirche an, gucken über den Deich und lernen, wieso es manchmal gut ist, die Kirche an den Rand des Dorfes zu bauen. Dann kann man nämlich vom Kirchturm aus über den Deich schauen.






Nach einer Weile fahren wir auf die Seeseite des Deiches und da der Wind nachgelassen hat und nur noch von Osten kommt, ist es auch nicht so kalt. Dafür haben wir einen herrlichen Ausblick über die Salzmarschen, das Meer, die Watteninseln und tausenden von Brutvögeln. Es gibt sooo viele Schwärme von Nonnengänsen und jede Menge andere Vögel, die hier geschützt durch UNESCO und sehr vielen freiwilligen Helfern an einem sauberen Meer brüten können. Faszinierend.

Löffelreiher und Nonnengänse





Was uns leider ein wenig fehlt sind windgeschützte Unterstände, so dass unser Mittagssnack nur etwas Knäckebrot und Fruchtriegel beinhaltet.

Ein paar Kilometer weiter halten wir am Kweldercentrum. Ein kleines Informationsmuseum über die Salzmarschen, die Veränderung der Landschaft und der hiesigen Vogelwelt. Sehr liebevoll gemacht. Dort gibt es eine Holzbank, die zwar leider zur Windseite zeigt, aber durch einen Stück Holzwand stabilisiert ist. Dahinter ist es prima windgeschützt und endlich haben wir Gelegenheit den Kocher auspacken, Reis zu kochen und etwas Warmes zu essen.




Kurz darauf verlassen wir schon den Deich und biegen ins Inland ein. Wir erreichen unsere heutige Unterkunft und die nette Gastgeberin verrät uns, wie wir zum Schmetterlingsgarten kommen. Wir sind zwar noch etwas früh dran, schauen uns den kleinen, versteckten Garten trotzdem an. Hier blüht es schon an allen Ecken und Enden und ich kann mir gut vorstellen, wie der Vlindertuin in wenigen Wochen das Zuhause vieler verschiedener Schmetterlingsarten sein wird.








Da die Kinder nach den langen Radstrecken leider nicht wirklich ausgepowert sind, drehen wir noch eine Runde durch das Dorf, machen einen Spielplatzstop und danach baden die beiden bis sie sehr sehr schrumpelig sind.

Das ist eigentlich auch mein Plan, aber ich bin so müde, dass ich doch gleich nach dem Abendbrot ins Bett falle.