Mittwoch, 12. Juli 2017

12 von 12... Azoren (im Juli)

Caro fragt nach 12 Bildern des 12.

Wir weilen noch auf der Ilha do Faial und ich hätte gern 12 spektakuläre Urlaubsbilder gezeigt. Aber nachdem wir gestern eine längere Wanderung (16km, über 1000 Höhenmeter) gemacht haben, bei der meine Achillesferse, aka Hüfte, leider doch schlapp machte, war heute ein eher ruhiger Tag.


Zum ersten Mal seit wir hier sind beginnt der Tag richtig wolkenverhangen. Keine Sicht auf den Pico! Trotzdem ist es warm. Wir decken mutig im Pavillon aber dann erwischt uns doch der erste (sehr leichte) und einzige Regenschauer. Wir frühstücken drinnen.


Danach zeigt sich ab und an etwas blauer Himmel. Warm ist es sowieso. Also machen sich mein Mann und der Große zum Wandern bereit. Sie wollen heute nochmal rund um die Caldeira laufen.


Minimann und ich spielen eine Weile mit Lego, Autos und Bauernhof. Ich döse etwas auf dem Ektorp weg und entspanne mich. Die Wanderung gestern war doch sehr anstrengend. So vertrödeln wir ein paar ganz ruhige, schöne Stunden. Kaffeezeit! Während ich den Minimann Yakari-schick mache, decken Patenonkel und Leihoma im Pavillon für Kaffee und Kuchen.


Mann und Großer kommen gerade so rechtzeitig von ihrer Wolken-Caldeira-Wanderung zurück, um auch noch etwas Obst und Kuchen abzukriegen.


Unser gesammeltes Strandgut ist derweil auch getrocknet. Der Krabbenpanzer ist ein ganz besonderer Fund, denn die Kinder und mein Mann konnten sehen, wie die Krabbe den Panzer abwarf und dann als rundum erneuerte Krabbe davon stolzierte.


Dann raffen sich Leihoma, Patenonkel und ich uns auf, um durch Horta zu spazieren und noch ein paar Einkäufe für das Abendessen zu erledigen. Die Insel ist offensichtlich recht katholisch. Überall an den Häusern sieht man bemalte Fliesen mit Bibelszenen oder Heiligen.


Uns zieht es jedoch zu ganz und gar bodenständiger Forschung. Hier sieht man das Institut für Ozeanografie der Azorischen Universität. Im Gegensatz zu dem häßlichen 60er Jahre Bau, in dem unser Institut untergebracht ist, ein wirklich sehr schönes, altes Gebäude. Es war früher mal das städtische Krankenhaus.


Das Wetter ist inzwischen auch aufgeklart und man hat einen wunderbaren Ausblick über die Stadtdächer zum Pico hinüber.


Unten am Hafen holen wir uns ein Eis und gehen vorbei am berühmten Peter Café Sport. Das Café ist unter Seefahrern weltweit bekannt und DIE Anlaufstelle für Segler auf den Azoren. Es ist nicht nur Café und Restaurant, sondern auch Wechselstube, inoffizielles Postamt, Treffpunkt und Wetterinformationszentrum. Außerdem beherbert des das Scrimshaw-Museum.


Die ganze Straße ist nach "Peter" benannt und die Straßenschilder viel schöner, als zu Hause. Wir gehen weiter zum Angelladen, denn der Patenonkel möchte sich noch eine neue Angel kaufen.


Aufwendigere Bürgersteige gibt es hier übrigens auch.


Zum Abendbrot Grillen wir. Wir haben hier ziemlich oft gegrillt, weil es so wunderbar ist, draußen bei absolut perfektem Sommerwetter zu sitzen, zu grillen und gemütlich zu essen. Heute gibt es zum Grillgut außerdem eine gelbe Sorte Süßkartoffelpommes, selbstgerühre Knobisauce und frischen Salat. Yummi!

Mittwoch, 5. Juli 2017

Azoren - WmdedgT... (im Juli)

 Frau Brüllen fragt: Was machst du eigentlich den ganzen Tag?

Ich werde um kurz nach 7:00 von einem lauten Tröten aus der Küche geweckt. Dann klappert Geschirr. Ich schließe trotz der Müdigkeit messerscharf, dass sowohl der Patenonkel (Heuschnupfen), als auch die Leihoma (Frühstück richten) schon auf den Beinen sind und motiviere mich ebenfalls aus dem Bett.

Unter der heißen Dusche werde ich ein bißchen wacher und spüre plötzlich wieder all meine schmerzenden Muskeln. Macht heute aber gar nix, denn wir haben alle Bootsverabredungen. Mein Mann weckt die Kinder und ich gehe schon mal in die Küche, um mich noch eine Weile an meinem Kaffee festzuhalten und richtig wach zu werden.
Nach und nach trudeln alle am Frühstückstisch ein und stärken sich, bevor wir uns dann abmarschbereit machen. Mann, Leihoma und die Kinder haben dafür noch etwas mehr Zeit. Ihr glass-bottom-boat fährt erst um 10:00.

Bester Freund, aka Patenonkel, und ich machen uns auf nach Horta, die Hauptstadt von Faial. Stadt ist bei etwa 2500 Einwohnern vielleicht Zuviel gesagt, aber der Verkehr ist zumindest sehr stadt-mäßig. Man kann Autos anhand der Geschwindigkeit und Waghalsigkeit sofort in "Insulaner" und "Touristen" aufteilen.

Wir gehen zu Naturalist am Hafen. Die meisten Mitfahrenden sind auch schon da, so dass das Briefing zur heutigen Whale watching Tour gleich beginnen kann. Danach ziehen wir Schwimmwesten über unsere Jacken und los geht's. Wir fahren mit einem Zodiac raus, das ist ein halbfestes Schlauchboot. Nachdem wir aus der Marina geschippert sind, geht es gleich zackig weiter. Heute gibt es etwas mehr Dünung und auf dem Wasser tanzen ab und zu kleine Schaumkronen. Das Zodiac durchpflügt die Wellen und es macht richtig Spaß damit zu fahren.

Also so grundsätzlich. Solange man schnell fährt. Als wir anhalten, um die ersten Pottwale zu beobachten und das Schlauchboot in der Dünung rollt, wird mir doch recht schnell flau im Magen. Ich nehme eine Pille und lenke mich so gut es geht ab. Was ziemlich problemlos funktioniert, wenn sich in der Nähe eine Gruppe Pottwale zum Tauchen bereit macht.
Pottwale sind gut von anderen Walen zu unterscheiden, da sie ihr Nasenloch auf der linken Kopfseite haben und das "Blas", also das ausgeatmete Wasser, nach links weggischtet. Ich knipse auch wild drauflos, weiß aber nicht, ob ich überhaupt mehr als Ozean und Himmel (heute: fifty shades of blue) erwischt habe.

Nachdem die Pottwale weggetaucht sind, fahren wir weiter und entdecken einen Bartenwal. Die Meeresbiologen, die unsere Führer sind, sind sich erst uneinig, welchen Wal wir sehen. Ein anderes Boot sieht den Wal von der anderen Seite und so verständigen sich die Biologen und können den Wal als "Bryde's Whale" bestimmen. Er taucht eine ganze Weile direkt an der Wasseroberfläche vor unserem Boot, so dass wir eine gute Sicht haben. Dann taucht auch das Weibchen ab. Es taucht ziemlich lange, was ein weiterer Hinweis auf die Art sein kann.

Wir suchen noch einmal nach den Pottwale, die inzwischen von ihrer Tiefseejagd wieder auftauchen sollten und entdecken die Schule erneut. Ein Baby-Pottwal legt ein beeindruckendes Tempo vor, um zum Rest der Gruppe aufzuschließen. Sie scheinen sich für irgendetwas zu sammeln. Vielleicht verlassen sie diesen Ort oder wollen sozialisieren. Uns bleibt nur Spekulation.

Wir lassen die Pottwale daher in Ruhe und fahren weiter in ein Gebiet, wo viele Gelbschnabel-Sturmtaucher darauf hinweisen, dass es hier Delfine gibt. Und wir werden nicht enttäuscht. Eine große Gruppe Delfine samt vieler winziger Baby-Delfine begleitet für eine Weile unser Boot. Sie machen sich einen Spaß daraus, vor dem Boot zu schwimmen und zu springen. Wir schauen fasziniert zu, fotografieren und lassen uns von den wundervollen Tieren beeindrucken. Hin und wieder treibt eine Portugiesische Galeere vorbei, heute nur vereinzelt.

Man kann sich an den Walen und Delfinen nicht satt sehen, aber irgendwann wird es doch Zeit, zurück zum Hafen zu fahren. Während voller Fahrt sehen der Biologe und ich (und eine andere Frau) kurz einen Kopf neugierig aus dem Wasser auftauchen und dann blitzschnell wieder verschwinden. Eine Meeresschildkröte.

Als wir in den Hafen einlaufen, nimmt meine Müdigkeit schlagartig zu. Die Nebenwirkung der Übelkeitspille. Nach einem kurzen Debriefing, in dem die Biologen geduldig alle unsere Fragen beantworten (wie befinden uns auf der afrikanischen Kontinentalplatte, aber Geologen sind sich noch uneins, ob es nicht eventuell doch eine azorische Mikroplatte sein könnte), esse ich Kekse und kämpfe gegen die immer stärker werdende Müdigkeit an.

Wir fahren zurück nach Pedro Miguel in unser Ferienhaus. Die anderen sind schon da und erzählen von ihrem tollen Ausflug mit dem Glasboden-Boot. Der Große durfte sogar eine Weile das Boot steuern und ist mächtig stolz. Der Minimann macht einen wohlverdienten Mittagsschlaf.

Ich auch, denn nachdem ich mir das Salz aus den Haaren geduscht habe, kann ich meine Augen nicht mehr offen halten.

Später trinken wir Kaffee und während Mann, Leihoma und Kinder noch mal zum Strand runtergehen, mache ich Nudelsalat und frittiere in der Pfanne Kartoffelscheiben. Patenonkel schmeißt den Grill an und während des Abendbrots erzählen wir gegenseitig von den heutigen Erlebnissen.

Danach machen sich Mann und Patenonkel zu einer Laufrunde raus, Leihoma liest im Sonnenuntergang und ich spule mit den Kindern ein entspanntes Abendprogramm ab. Während ich hier jetzt Fotos sichere und diesen Beitrag schreibe, höre ich sie allerdings immer noch oben reden. Mal sehen, wann die Kinder einschlafen. Es ist ja Urlaub.

Ich schaue noch durch die Fotos und freue mich. Ich habe eine der Pottwal-Fluken tatsächlich auf einem Bild festgehalten. Keine prima Qualität, da man schon nah ranzoomen muss - aber die Erinnerung bleibt.