Montag, 18. Juli 2022

Hurtirutemuseet... (Tag 22)

 Heute morgen ist das Wetter mal wieder anders, als noch gestern angesagt. So ist es in den polaren, arktischen Regionen nun mal.

Inzwischen soll es heute einfach mal jedes Wetter geben. Zum Frühstück ist es sogar trocken und man kann kleine Flecken mit blauem Himmel zwischen schnell durchziehenden Regenwolken entdecken. Erstmal Frühstück und Kaffee.

Wir entscheiden dann, dann es mit Ms uralten Wanderschuhen, in denen er schon länger Beschwerden beim längeren Gehen bekommt, so nicht weitergehen kann. No pun intended. Jahaaaa, innerlich rolle ich etwas mit den Augen und frage mich, ob ich zu Hause innerhalb von drei Minuten seine anderen, neueren, besseren Wanderschuhe finden werde, die M. ÜBERALL gesucht, aber nicht gefunden hatte.

Einkaufen müssen wir auch schon mal wieder. Immerhin denke ich daran, Pfandflaschen und Glasmüll einzupacken. Wir legen eine strategisch geschickte Route von Sportladen zu Sportladen fest, die im allerschlimmsten Fall in Svolvaer endet, im besseren Fall in Stockmarknes am Hurtigrutenmuseum.

Sportladen Myre: M. und L. gehen rein und kommen nach recht kurzer Zeit ohne neue Schuhe wieder raus.

Also fahren wir durchs dramatische Wetter weiter nach Sortland. Dort waren die anderen ja auch noch gar nicht. Also gehen wir ins Einkaufszentrum. Ich stöbere mit den Kindern durch den Spielzeugladen und wir fummeln drölfzig Lego-Minifiguren-Packungen an, bis der Große endlich die mit dem Delfin ertastet. Als wir bezahlen, kommen die anderen uns schon entgegen. Der Mann ist pleite hat sehr schöne, hervorragend passende Wanderschuhe bekommen. Dann fragt er so ganz ins Blaue, ob die eigentlich imprägniert sind.

L. und ich gehen also nochmal in den Sportladen. Ich liebäugele mit einem Camping-Waffeleisen - aber 845g. Puuhh, zu schwer. Dafür finde ich für den Minimann noch ein gutes Shirt und zwei Leggings. Die meisten seiner wunderbaren Beinkleider haben nämlich immer mehr Löcher, als eigentlich vorgesehen.

Die Hälfte der Mannschaft schaut noch durch den Angelladen. Freund E. hat bei Peppe's Pizza bestellt. Wir drehen ein paar Pokestops, schauen die vielen blauen Häuser an. Irgendwann ist die Pizza fertig und wir setzen uns an den Anleger mit Blick über den Fjord und stärken uns erstmal.

Dann fahren wir weiter nach Stockmarknes und kommen zufällig gleichzeitig mit der "Kong Harald" Hurtigrute am Hafen / Museum an. Ich kaufe Tickets für uns alle und dann spazieren wir durch das Museum.

Als wir 2018 hier waren, war das Museum noch nicht um die Finnmarken herum gebaut, sondern in einem angrenzenden Gebäude. Es war klein und gedrungen und vollgestopft, aber schon damals sehr schön und super informativ und gut gestaltet.

Inzwischen wurde um das Schiff herum eine riesige Halle gebaut, in der es die Infotafeln und Ausstellungsstücke zu sehen gibt. Man kann versuchen ein großes Tau über einen Poller zu werfen und Knoten üben. Die Geschichte der Hurtigrute wird ganz ausführlich beschrieben und bebildert.

Im zweiten Teil geht man dann durch ein herausgeschnittenes Stück der alten Finnmarken von 1912 - durch den edlen Herren-Rauchersalon und den Damensalon.





Daran schließt sich der Zugang zur Finnmarken von 1956 an - also das große, intakte Schiff. Man kann in die Kabinen schauen, in der Schiffsmesse Kaffee und Kuchen haben, auf der Brücke am Steuerrad drehen. Sehr schön gemacht!

Wir spazieren sicherlich über zwei Stunden durch das Museum und fühlen uns danach sehr gut über die Hurtigrute, die Bedeutung der Schiffe für die norwegische Gesellschaft und (natürlich) über die Verwicklungen während WW2 sehr gut informiert. Schönes Museum, sollte man sich anschauen, wenn man hier ist.

Wir fahren durch dramatisches Wetter zurück, es regnet aber nur auf der anderen Seite des Fjordes. Auf dem Rückweg halten wir am Einkaufsladen an. Freund E., der Große und ich sind offenbar die drei Einkäufer. Freund E. lebt ja allein und für sich. Er nimmt einen Einkaufswagen und fragt noch, ob ein Körbchen es nicht auch tut. Schon beim Obst stellt er fest, dass die Menge von Lebensmitteln, die man für sechs Personen im Urlaub kauft offensichtlich nicht linear ansteigt.

Als wir wieder im Ferienhaus sind, ist bei allen erstmal die Luft raus. Freund E. und die Kinder verschwinden nach oben und spielen. M. setzt Kartoffeln und Blumenkohl zum Vorkochen auf. Wir diskutieren ein bißchen das Für und Wider und die Komplexität einzelner politischer Themen - da verliert man sich schnell vom Hölzchen zum Stöckchen. Ich blogge.

Irgendwann ist das Abendbrot fertig. Gequetschte Kartoffeln mit Blumenkohl, Parmesan und Pesto aus dem Ofen. Sehr yummi! Unser "Corona-Essen", weil es das während des Home-Schooling so oft gab.

Die Kinder verschwinden ins Bett. M. und L. ziehen sich um, um eine Runde zu radeln. Sie wollen nochmal zum Einkaufsladen, denn wir haben Taschentücher (schon wieder!) vergessen und inzwischen wird es dringend, die Reserven sind praktisch nicht mehr vorhanden.

Freund E. liest gemütlich ein Buch auf dem Sofa, ich blogge weiter und hole schonmal den schlafenden Hefeteigansatz aus dem Kühlschrank und stelle ihn in den abkühlenden Ofen. Über den Abend bis nach Mitternacht verarbeite ich den Hefeteig zu wirklich ganz wunderbaren, innen fluffig-zimtigen, außen krossen Zimtschnecken.

Die Radelmänner hatten derweil ein Erlebnis der ganz eigenen Art. Während L. stehenbleibt, um ein Foto zu machen (so viel Landschaft!), fährt M. schon langsam weiter.



Langsam. Und dann immer schneller und schneller. Diese schön spiegelnde flache Wasserfläche ist nämlich Küken-Aufzuchtgebiet. Als M. dort gemächlich entlangradelt, scheucht er zuerst die Austerntaucher auf. Die alamieren durch lautes Gekreische und Gepfeife die anderen Vogeleltern und schon passiert M., was auch schon dem Adler neulich zum Verhängnis wurde. Zwei Möwen steigen auf und verfolgen M. mit lautem Gekreisch und Drohgebärden. Deshalb tritt der ordentlich in die Pedale, um den Möwen wegzuradeln. Was gar nicht so einfach ist, denn natürlich sind die aufgescheuchten Möweneltern sehr motiviert, jede vermeintliche Bedrohung, von ihren Küken fernzuhalten.

Letztendlich schüttelt M. die aufgeregten Möwen ab. Sie drehen bei und widmen sich wieder der allgemeinen Luftraumüberwachung. l. schafft es, M. einzuholen. Auf den Schreck gönnen sie sich direkt ein Eis beim Einkaufsladen. Und vergessen auch die TaTüs nicht. Ein Glück.

Ich backe derweil. Totschlagargument: Es wird ja nicht dunkel. Da kann man also auch Mitternachtszimtschnecken machen. Und es riecht die ganze Nacht sooo lecker!