Sonntag, 24. Juli 2022

Verlängerter Küstenweg... (Tag 28)

 Heute soll ein angenehmer Mix aus mehr Sonne und weniger Wolken sein, dazu angenehme 13°C. Also ist klar: es steht Wandern auf dem Programm!

Das Ziel steht auch schon fest: wir werden auf verschiedene Arten nach Nyksund fahren und von dort aus den Küstenteil des Dronnigstien Richtung Stø laufen. Das ist ja im Wesentlichen, was wir gestern geplant hatten. Schön, dass wir den Plan so auch verfolgen können.

Während L. sich aufs Rad schwingt und nach Nyksund vorfährt, packe ich Wanderausrüstung und Essen für sechs Personen für den ganzen Tag ein. Da dürfen jede Menge Snacks nicht fehlen.


Gefühlt dauert Ausrüstung zusammenpacken auch genauso lange wie die Wanderung und ist auch ähnlich anstrengend. Trotzdem sind wir alle rechtzeitig bepackt und in Wanderklamotten, mit eingepackten extra Lagen, falls es doch kälter sein sollte. Oder wärmer und man durchschwitzt. Oder es regnet. Man muss ja auch alles vorbereitet sein.

Wir fahren los und treffen in Nyksund am Parkplatz auf L., zuerst laden wir uns aus dem Auto und das Fahrrad dann ein. Freund E. findet heraus, wie man per App den Parkplatz bezahlt. Dann spazieren wir erstmal durch das wiederbelebte Nyksund. L. kauft Zimtschnecken für alle, damit wir auch gut gestärkt loswandern können und nicht nach fünf Minuten der erste schon wieder Hunger hat.






Dann geht es vom Wohnmobilparkplatz aus los und zwar sehr direkt den ersten Berg hoch. Ich bin ja (meist zurecht) immer etwas skeptisch, wenn der Wanderweg die Höhenlinien einfach mal senkrecht schneidet.

Also auf, auf. Das erste Stück den Berg hoch macht direkt richtig viele Höhenmeter. Entsprechend oft muss ich zum Atmen (und gucken!) anhalten. Oben angekommen ziehe ich auch lieber eine Lage aus, denn es ist tatsächlich recht schön und warm.



Wir sind jetzt bereits über dem Plateau auf dem die Nyksunder Trinkwasserseen liegen. Kurz nehme ich an, dass wir dort erst wieder hinunter müssen, um dann den Pfad hochzukraxeln, den wir neulich runter genommen haben. Aber dann sehe ich (es ist überhaupt recht viel los) andere Wanderer, die parallel zum Berg linker Hand Richtung des kleinen Dips gehen, über den man auf die andere Seite kommt. Sehr schön. Das ist deutlich weniger steil, als den Pfad, den wir letzte Woche runtergerutscht sind. Außerdem teilweise noch birkenbewachsen, so dass man sich auch mal mit den Händen festhalten kann.

Wir folgen dem Pfad, der wirklich ganz gut zu gehen ist. Überall "natürliche Treppen", genug Halt, auch wenn es stellenweise sehr sehr matschig ist. Einzig den entgegenkommenden Wanderern ausweichen ist nicht immer ganz so einfach, weil es wenig Stellen gibt, an die man sicher neben den ausgetreten Trampelweg treten kann. Aber es klappt jedes Mal. Wir wandern Höhenmeter um Höhenmeter, die hier nicht ganz so brutal direkt hoch sind. Das ist sehr angenehm, eine Weile folgt man der Biegung des Berges, dann geht es wieder etwas hoch. Deutlich weniger anstrengend, als gerade hoch.

Bald schon sind wir oben angekommen und machen eine kleine Trink- und Snackpause inklusive des obligatorischen Selfies. Bisher waren wir vergleichsweise schnell. Nun folgt der Abstieg. Es ist viel matschiger, als letzte Woche. Aber immerhin wirklich deutlich besser zu gehen, als "andersrum". (Wobei das auch nur stimmt, wenn man den nicht markierten Teil runtergeht, so wie wir offenbar.)

Meter um Meter arbeiten wir uns wieder nach unten. Es geht jetzt eher langsamer voran, da der Matsch durchaus rutschig ist und viele Steine, auf denen man sonst sicher treten kann, auch. Manchmal machen wir anderen Wanderern Platz. Es klappt alles sehr gut und schließlich kommen wir an dem kleinen Bachlauf an, den wir fast trockenen Fußes auf den Steinen überqueren. Freund E. macht einen kurzen falschen Schritt und zack ist sein einer Schuhe im Wasser. Zum Glück trägt er ja hohe Wanderschuhe, so dass das Wasser nicht reinläuft.

Jetzt kommt der einfache Teil. Bis zur Schutzhütte geht es ja im Wesentlichen sehr flach und gerade über Holzbohlen oder gut ausgetretenen Pfad. Was für die Kinder natürlich direkt wieder Energie freisetzt, dass sie sich kabbeln können. Voll super! Wir sehen zu, dass immer ein Erwachsener zwischen den Kindern geht, um die nervigen Dauerstreitereien zu unterbinden. An der Schutzhütte angekommen, machen wir eine weitere kleine Pokestop-Pause mit Müsliriegel und Trinken.

Danach geht es weiter nach Skipssand. Da sind heute andere Menschen! Über zehn! Voll krass! Wir wandern recht direkt auf die andere Seite des Strandes, um dort im Windschatten der Felswand zu kochen. Alle haben inzwischen Hunger und es liegt ja noch einiges an Strecke vor uns. Die Kinder spielen am Strand und am/im Wasser. Zum Glück habe ich für den Minimann eine Wechselhose eingepackt.





Wir kochen Nudeln, Reis und Bohnen mit Thunfisch und genießen das tolle Wetter. Eine längere Pause war (zumindest für mich) inzwischen auch nötig. Die Kinder haben ja eh dreimal so viel Energie und toben sich am Strand aus.

Schließlich wandern wir weiter bis nach Nyksund, halten nach Seeadlern Ausschau. Die haben aber offensichtlich besseres zu tun, als uns vor die Kamera zu fliegen. Vielleicht sind auch einfach zu viele Leute unterwegs. Oder es gibt woanders tolleren Fisch. Wer weiß es schon. 

Wir spazieren durch Nyksund, an das sich Langenes als Ortschaft anschließt. Auf der Asphaltstraße zu laufen ist gar nicht mal so schön für die Füße. Da merkt man richtig, wie unglaublich angenehm die federnden, weichen Böden hier sonst sind. Der Minimann mault auch etwas, klar. An der Straße gehen ist nervig. Doch schon bald biegen wir in Langenes auf eine Nebenstraße ab, die zum Kyststien führt. Die Nebenstraße führt an der kleinen, weißen Kirche vorbei und biegt hinter einem Haus (gut beschildert) ab. Von dort aus finden wir uns erstmal auf einem zum Glück einigermaßen sichtbaren Trampelpfad wieder, der durch sehr hohes Gras führt. Wir kommen der Küste immer näher und bleiben vor einem steilen Hügel stehen. "Küsten"wanderweg. Haha. Wenn ein Norweger die Möglichkeit entdeckt ein paar Höhenmeter zu nutzen, dann tut er das auch.


Wir klettern den Hügel hinauf und dann auf eine Wiese wieder herunter. Der Minimann macht zeigt langsam die ersten Erschöpfungsanzeichen. Wir waren so ca. um 13:00 losgegangen, jetzt ist es 20:00. Voll super, oder? Nach nur acht Stunden Wandern, fast 500 Höhenmetern insgesamt und ausgiebigem Spielen am Strand wird der Achtjährige auch mal müde und erschöpft. Vor uns liegen noch circa vier oder fünf Kilometer bis zum Haus und wir sind nicht mehr sehr schnell unterwegs. So gute 1,5h denke ich.


Eine Weile geht es wieder ganz gut, der Minimann verteilt zwischendurch nochmal Kekse an alle. Es geht nun tatsächlich immer an der Küste entlang, durch die morastigen, matschigen Wiesen. Wo es zu nass ist, liegen oft Bretter, das ist hilfreich. Zwischendurch ziehen wir die Jacken über die Hände, denn links und rechts wächst Bärenklau / Herkulespflanze. Phototoxisch. Aufpassen!

Wir schrecken (wieder!) den Adler auf. Der Minimann ist nur noch schwer zum Weitergehen zu bewegen. Der Große hingegen ist uns allen weit voraus. Erst frage ich mich verwundert, ob er irgendeine neue Motivation gefunden hat (Spoiler: er muss auf Klo).




Wir erreichen die Straße und der Minimann bricht uns etwas weg. M. und der Große sind schon weit vorne. Daher nimmt Freund E. die beiden Rucksäcke und L. schmeißt sich den Minimann über die Schulter. Das geht ein paar hundert Meter, dann hat er wieder Kraft weiter zu laufen. Wir kommen ins Dorf rein, nochmal Rucksacktausch und Kindtragen. Dann sind wir zurück. Die Schrittzähler zeigen 2x 19km, einmal 17km an. Uff.

Die Kinder gehen in die Wanne, ich räume die Rucksäcke aus. Wir schieben fix Pommes und Pizza in den Ofen, denn keiner möchte mehr kochen. Heute gehen wir lieber alle gleich ins Bett mit müden Füßen und "schöner" Müdigkeit / Erschöpfung. Unsere Freundin, die in Cuxhaven urlaubt, schickt ein Bild der im dunklen angeleuchteten Kugelbake. Ich schicke zwei Bilder zurück und bin irritiert, wie dunkel es woanders ist.