Mittwoch, 20. Juli 2022

Mehr Anglerlatein... (Tag 24)

 Auch heute haben wir das Boot gemietet und das Wetter sieht sogar ganz schön aus - mit blauem Himmel! Temperatur ist geradezu warm mit 17°C.

Also Frühstücken, rumräumen und dann direkt aufs Boot. Wir fahren zu der Stelle von gestern und stellen direkt mal fest: Schönes Wetter von oben heißt nicht automatisch schönes Wetter auf dem Meer. Das ist nämlich deutlich welliger und rauer, als gestern. Wir werfen zwar kurz die Angel raus, aber da nicht nur ich mit dem Gleichgewicht kämpfe, holen wir lieber schnell wieder ein.

Wir checken Sonar, Karte und Sicht und fahren dann ein bißchen weiter auf die andere Seite Richtung Andøya. Dort sind überall kleinere und größere Inseln und Felsen, man muss also ein bißchen genauer die Karte beobachten, damit man nicht in Untiefen treibt. Dafür ist es viel windgeschützter und das Meer deutlich ruhiger. Leider nicht ruhig genug, als dass ich auch die Angel auswerfen würde. Aber ich bin ja auch sehr zufrieden, die in fünfer oder siebener Gruppen vorbeiflitzenden Puffins zu beobachten und zu schauen, wie die anderen angeln.

Bald schon ruft L. Kontakt und fängt an, hochzuholen. Als der Fisch an die Oberfläche kommt, sehen wir sofort die Barten am Maul. Dorsch / Kabeljau / Cod / Torsk. Einer der häufigsten Speisefische, die hier in großen Mengen professionell gefischt (überfischt) und verarbeitet werden. Daher rühren auch die vielen Holzständer-Trocknungsbauten, die überall in der Gegend stehen.




Wir treiben recht fix und fahren nochmal um. Eine kurze Weile später hat M. Kontakt und zieht einen weiteren Dorsch raus.



Allerdings wird unser Angelglück etwas davon getrübt, dass die Wellen doch rauer werden. Und da beide Fische gut Gewicht haben (3 und 4 kg), fahren wir zurück. M. will die Fische gleich filetieren, doch die Messer aus dem Filetierraum sind gerade zum Schärfen gebracht. Also nimmt er die beiden Dorsche nur aus und wir tragen sie im Falteimer erstmal zurück zum Haus und lagern sie im Kühlschrank.

Der Minimann, L. und ich gehen auf der Hafenmauer noch so weit, wie es geht. Denn wir haben beim Rein- und rausfahren in den Hafen wieder die Robbe gesehen. Tatsächlich entdecken wir sie nur ein paar Meter vor der Hafenmauer und können Bilder machen. Der Minimann findet außerdem die Schale eines Seeigels.



Freund E. und der Große waren zuerst zurück ins Haus gegangen und haben einen schönen Obstsalat geschnippelt. Den Essen wir als Mittag mit Eis und den restlichen Zimtschnecken.

Danach überkommt mich eine sehr schwankende Müdigkeit und während die M., Freund E. und die Kinder sich in Badehose (Freund E.) und Neoprenanzüge (der Rest) quetschen, um baden zu gehen, schlafe ich einfach ein.

Baden ist dann ganz toll. Alle trauen sich in der eisekalte (12°C vielleicht) Wasser. Es ist inzwischen wieder bewölkter, aber noch regnet es nicht. Und "warm" ist es trotzdem. Die vier haben viel Spaß am Strand und im Wasser. M. und der Große schnorcheln auch ein bißchen.

Ich kriege nur im Dösen mit, dass sie zurückkommen, entsanden und duschen. Danach versacken die Kinder eine Weile, Freund E. liest und ich schlafe schwankend weiter.

M. und L. hingehen fahren nochmal raus. Die Zeit und die Miete wollen ja genutzt werden. Sie fahren auch weiter raus, wieder mehr Richtung Andøya. Sie fischen zwei Dorsche und einen Leng, die das Mindestmaß hier oben im Norden nicht erfüllen und wieder in die Freiheit entlassen werden.

Dann glaubt M., dass er sich im Boden verhakt hätte. Der Boden entpuppt sich jedoch als stark kämpfender Fisch. Es entspannt sich die ganze Dramatik zwischen Angler, Angel und einem sich stark wehrenden Fisches. Beide denken: Heilbutt! M. kämpft, holt Leine ein, die Angel biegt sich unter der Last. Nur der geduldige Angler kriegt den Fisch. Also etwas Leine lassen, dann wieder hochholen, ruhig bleiben. Sich nicht vom zappelnden Fisch aus selbst aus der Ruhe bringen lassen. Und einholen. Meter um Meter ziehen sie einen wirklich großen Brocken raus. Der auch noch platt aussieht. Heilbutt!?

Der Fisch treibt am Haken im Wasser. Schnell schauen sie, ob der wohl die 80cm Mindestmaß erfüllt. Und schauen sich den Brocken nochmal an. Riesiges Maul. Sehr gruselig. Es ist kein Heilbutt. Es ist ein Seeteufel, der auf Grund lag und mit seinem überbreiten Maul auf Beute hoffte - und selbst die Beute wurde. Das Viech ist riesengroße und wiegt 8kg. WOW. Was für ein Fang!



Die Männer angeln weiter, tatsächlich verhakt sich M. noch am Grund an einer betonfesten Alge, sie fummeln, fahren um, ziehen. Befreien den Köder samt Alge vom Grund. M. befreit daraufhin den Köder mühsam von der Alge. Das Rumeiern mit Köder und das doch immer schwankendere Boot lässt auch M. langsam etwas mulmig werden. Daher fahren sie zurück. Der Bootsvermieter bietet an nach dem Abendbrot beim Filetieren zu helfen. Was ganz gut ist, denn einen Seeteufel zu filetieren ist gar nicht so einfach. Das Angebot nimmt M. dankend an.

Wir essen erstmal Abendbrot. Es ist auch schon recht spät geworden. Ich hatte rechtzeitig Nudeln gekocht und daher gibt es sehr zur Freude vom Minimann einfach mal Pasta mit Tomatensauce und Parmesan.

Wir stiefeln zurück zum Filetierraum am Hafen, die Kinder wollten den Seeteufel auch noch ansehen. Als wir ankommen ist allerdings alles schon fertig filetiert und wir erhalten ein wunderbares Stück Seeteufel. Da das meiste an dem Fisch Maul ist, bleibt da gar nicht so viel übrig. Trotzdem sieht es ganz prachtvoll aus. Wir unterhalten uns eine Weile mit dem Vermieter, die Kinder entdecken einen herumwuselnden Nerz und rennen über die Felder. Gut gut, müde Kinder sind gute Kinder.



L. und Freund E. sind nochmal zum Geld abheben und Kleinkram einkaufen gefahren. Als wir alle wieder beisammen sind, ist es spät und der Abend neigt sich dem Ende.