Montag, 27. April 2020

Corontäne Tag 42

Montag. Woran man merkt das Montag ist? Der Minimann.

Ich möchte gerne sagen, dass das heute mal der Höhepunkt von Bockigkeit, Grenzenaustesten und Wutanfällen war. Aber das wäre vielleicht etwas zu optimistisch.

Mit dem Großen heute erstmal einen großen Block Deutsch abgearbeitet (alles mögliche über Märchen am Beispiel "Die Bienenkönigin"). Dann an den PC zu Mathe gewechselt. Beginn "Flächeninhalte". Da hat er zum Glück wenig Probleme mit dem Stoff an sich. Eher noch so mit Dingen wie "wie zeichnet man eine sinnvolle Tabelle", "wie teilt man ein Blatt ordentlich ein". Sowohl in Deutsch, als auch in Mathe endet es erstmal in Tränen, weil ich einfach keine krumpelige Tabelle mit zig extra Linien und ungleichmäßigen Zeilenabständen akzeptiere. Durchatmen.

Der Minimann hat gewaltige Kapazitäten zu bocken und dreht einem das Wort im Mund herum. Ich sage: "Du musst ja auch nicht beim Lernen mit machen, aber dann bitte leise spielen, damit der Große sich konzentrieren kann."

Was er daraus macht: "Nein, ich muss ja lernen, das sagst du jetzt nur so."  Äh...

Irgendwann spielt er und nachdem der Große nach Deutsch eine Pause brauchte, gehen die Kinder erstmal eine Runde Hühner füttern und nach Eiern gucken. Ich atme und trinke Kaffee. Der Minimann hat sich heute komplett verweigert und genau alles torpediert. Auch Hilfe im Haushalt oder irgendwas von den alltäglichen Dingen, die eben so anliegen.

Ich koche Milchreis, der Große ruft mich, beim Radieren helfen. Ich kriege einen innerlichen Schreikrampf. Er braucht Hilfe beim Radieren, NACHDEM ich ihm für seine Tabelle schon überall kleine Hilfspunkte eingezeichnet hatte, erklärt hatte, wie man ein Geodreieck hält, wie man sich Zeilen- und Spaltenabstände überlegt. Er hat "einfach mal drauflos" gezeichnet. Gnarf.

Derweil ich das mit der Tabelle NOCHMAL erkläre, brennt der Milchreis ein bißchen am Topfboden an. Ich atme. Ich freue mich, weil wir vom Finanzamt Geld zurück bekommen. Auch mal schön.

Mittagessen, danach Pause. Während die Kinder spielen, putze ich das Bad, schmeiße Bettwäsche in die WaMa, sauge das obere Geschoss. Die Pause geht dann ein wenig länger, als geplant, denn als ich die Kinder rein rufe, sind sie von oben bis unten sandpaniert und müssen duschen.

Der beste Freund trudelt ein, isst die Milchreisreste und macht mit dem Großen die Tabelle in Deutsch. Der Minimann ist wie ausgewechselt, schreibt Zweien wie nichts gutes und gibt vor dem Patenonkel an, wie toll er das könnte. Ich fühle mich ver*rscht. Nebenbei Homeoffice, Rechner installieren.

Der Mann kommt nach Hause, wieder ein anstrengender Tag im Heim. Wir beenden Lernen für heute. Der Minimann zeigt Papa superstolz seine Übungszettel, er würde ja so super gut arbeiten. Ich kriege einen lauteren inneren Schreikrampf.

Die Kinder gehen spielen, ich gehe eine halbe Stunde auf die Gartenliege und lese. Also ich versuche zu lesen, aber die Kinder bringen mit im Sekundentakt Sandkuchen, Sandeis und Sandfisch. Die Männer tragen Werkzeug raus. Sie wollen die Fußleisten für die Küche machen. So nach beinahe einem Jahr, die die Küche steht, wirds mal Zeit.

Das dauert natürlich alles, die Fußleisten müssen über die ganze Länge in der Breite verringert werden, alles muss genau ausgemessen sein, damit es am Ende auch passt.

Ich gucke, dass ich genug Platz in der Küche habe, um Spinatsalat zu schnippeln, Kartoffeln zu schälen und Fischstäbchen zu machen.

Wir essen gemeinsam, das ist sehr schön. Danach gucken die Kinder Maus, die Männer werkeln weiter, ich sitze ein bißchen rum und mache gar nichts. Auch nett.

Später sind die Fußleisten fertig, juhu. Nicht mehr unter den Küchenschränken saugen und wischen. Die Kinder sind im Bett, wir gucken zusammen noch eine Folge Doctor Who und essen Chips und trinken Cappuccino. Der Man war extra nochmal kurz losgefahren, um ein paar Lebensmittel (naja, Süßkram im Wesentlichen) zu holen. Wir diskutieren nochmal, mal wieder, wie dauernd -  was man noch realistisch machen können, um die Last anders zu verteilen. Es bleibt die Hoffnung, dass der Mann eventuell für einen Tag wenigstens Homeoffice machen kann. Und die Idee, das der beste Freund die Kinder mal über Nacht nimmt bzw. den Großen auch mal ein paar Tage. Vielleicht hilft es ja, wenn der Minimann mal ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt und der Große ohne Ablenkung lernen kann.