Mittwoch, 22. April 2020

Corontäne Tag 37

Ich stehe heute ein kleines bißchen früher auf und nach dem Frühstück schauen der Große und ich durch moodle (das ist die schuleigene Lernplattform), laden neue Arbeitsblätter runter und tragen Videokonferenztermine ein. Außerdem läuft schon eine Testkonferenz, bei der wir leider keinen Ton haben.

Also schnell noch den Firefox installiert und dort ausprobiert. Klappt. Damit kann der Rechner erstmal runtergefahren werden. Wir gehen nach unten (der Minimann wütet erst ein bißchen und geht dann spielen) und widmen uns der Musikaufgabe. Erst dachte ich, dass Musik nun ein wenig angenehmer für den Großen wird (kein Flöte üben mehr!). Es geht nun um Komponisten, zuerst Beethoven und Mozart. Wir googlen gemeinsam Infos auf Kinderlexikonseiten, es gibt auch ein gutes Erklärvideo. So tragen wir alle möglichen Infos zusammen und der Große kann die geforderte Tabelle schreiben.

Ruckzuck ist es 11:15 und der Große verabschiedet sich zur Bio-Telko. Das klappt auch alles ganz prima. Derweil kann ich mit dem Minimann Wäsche zusammenlegen und das Fluraquarium von Algen an der Scheibe befreien. Müsste eigentlich mal eine komplette Reinigung erfahren, ich setze es auf meine gedankliche "wenn Zeit ist"-Liste. Ha ha.

Zum Mittag gibt es Raviolireste für die Kinder und Brot für mich. Ich lese Yakari vor. Dann widme ich mich einen Moment den Nachrichten und den Emails, die über den Vormittag eingetrudelt sind.

Der Mann kommt derangiert nach Hause, alles ganz schrecklich im Heim. Offensichtlich reicht eine Pandemie nicht, man muss darüber hinaus auch persönliche Animositäten unprofessionell auf der Arbeit ausfechten - egal, ob andere Mitarbeiter davon ungerecht betroffen werden oder nicht. Hrmpf.

Nachdem der Mann sich erstmal alles von der Seele geredet hat, teilen wir uns auf. Er fährt mit dem Minimann zusammen zur Kiesgrube und kauft neuen Sand. Das geht ja total kontaktlos, vor allem, wenn ein Radlader einfach den Hänger belädt. Außerdem holen sie beim Förster Schwartenbretter ab, damit wir Beete bauen können.

Der Große und ich stellen uns mutig dem Rest der Musikaufgabe. Nachdem ich erst froh war, dass es die Infos kindgerecht aufgearbeitet gab, falle ich nun damit direkt rein. Denn die Fragen, aus denen man einen Steckbrief über Beethoven erstellen soll, sind für einen Fünftklässler doch schwierig zu beantworten. "Welche Personen standen ihm nahe / waren ihm wichtig?" "Hatte er Kinder, war er verheiratet?" "In welcher Epoche lebte er?"

Alles berechtigte Fragen, aber extrem schwierig für einen 11-jährigen. Ich erkläre also, warum der Beruf des Vaters angegeben ist, aber nicht der der Mutter. Ich erkläre, wieso die Säuglingssterblichkeit 1770 extrem hoch war, was Epochen sind, was Aufklärung ist, was "er hatte viele Frauen" bedeuten könnte. Was Gelbsucht und billiger Fusel und Bleizucker ist, dass es schwierig ist zu klären, wieso Beethoven taub wurde, weil FUCKING 300 JAHRE vergangen sind!

Am Ende überfliege ich den Wikiartikel und ziehe die Infos raus, der Große schreibt mit. Danach widmen wir uns noch kurz Mathe, aber die Luft ist raus.

Also Bücher und Hefte weggeräumt und rauf aus Fahrrad. Wir radeln zum Einkaufsladen, ich gehe allein rein und hole Aufschnitt, Käse und Gemüse für das Abendbrot. Der Landmarkt hat leider geschlossen, so dass wir auf Äpfel und Birnen noch einen Tag warten müssen.

Während wir uns auf dem Hinweg bergab gegen heftigen Wind anradeln müssen, ist es auf dem Rückweg windstill und wirklich sommerlich warm. Schön!

Zurück zu Hause gießt der Große die Blumen, ich schnippele Salat, der Mann brät Spiegeleier und dann essen wir alle gemeinsam und schauen danach die Maus.

Der Mann ist mit seinem Kumpel zum Zocken verabredet, ich schaue Broadchurch weiter. Hach... dieser Akzent! <3