Montag, 4. Mai 2020

Corontäne Tag 49

Eine neue Woche - ich weiß nicht mehr die wie vielte es ist mit Homeschooling und Homeoffice und ohne KiTa.

Frühstück, Lernrunde. Diese Woche mit Wochenplan und gleich einer Ausnahme. Heute findet an unserer Schule der "Känguruh der Mathematik"-Test statt. Da ist natürlich keine Hilfe erlaubt, also schaue ich nur, dass der Login klappt und schließe dann die Bürotür hinter mir.

Mit dem Minimann räume ich dann ein wenig auf, danach spielen wir ein Brettspiel, was er sich gewünscht hatte. Das geht sogar recht gut, und es gibt nur einen kleinen Wutanfall, weil ich gewinne. Danach ist der Große fertig mit dem Test und wir schauen auf den Plan, was sonst noch anliegt.

Der Minimann geht spielen, während wir "mal kurz" die Biohausaufgabe hochladen wollen. Stellt sich raus, dass die noch gar nicht fertig bearbeitet ist. Seufz. Gnarf. Es entwickelt sich inzwischen zu einem größeren Problem, dass der Große zu Hause alle seine Selbstständigkeit aufgegeben hat und sich blind darauf verlässt, dass Erwachsene schon an alles denken oder schlimmer noch, für ihn überhaupt denken.

Wir entdecken eine Physikaufgabe. Schön. Aber: nur für Windows-Benutzer machbar. Ich weiß ja nicht, wie man das finden, soll, wenn Kinder die auf Androidtablets arbeiten oder deren Eltern Applejünger sind, einfach mal so ausgeschlossen werden. Deshalb ist die Aufgabe auch freiwillig, ebenso die dazugehörige bbb-Konferenz. Voll super! Wegen der Freiwilligkeit ist die Konferenz auch nicht im Stundenplan gelistet. Also holen wir wieder den Papierwochenplan raus und tragen es ein. Manchmal hoffe ich, dass die Kinder von dem Flickenteppich aus "wenn Fragen sind", "verpflichtend" und "freiwillig" so verwirrt sind, dass sie beim Präsenzunterricht als erstes nur noch fragen: "Müssen wir das machen?"

Und die Kinder kriegen den großen föderalen Flickenteppich, der sich in Deutschland Bildungspolitik nennt, ja nicht mal mit.

Ich lasse den Großen erstmal allein an Bio weiter arbeiten, rufe den besten Freund an und heule mich aus. Danach setze ich den Minimann vor netflix und fahre zum Einkaufen. Ich muss raus.

Eingekauft. Die eine Mitarbeiterin, die Milch einräumte, hatte ihre Maske unter die Nase gezogen. Nun ja. Beim Rausgehen stoppt der ältere Mann vor mir plötzlich und geht rückwärts, weil er ein Auto durchlassen muss. Trotz dem ich vorher Abstand hielt, knallt er fast in mich, weil ich vollbepackt nicht rechtzeitig merke, was passiert.

Zurück zu Hause ist es erstmal Zeit für Mittag. Der Große rührt Quarkklöße zusammen und verschiebt seine Mittagsverabredung auf den Nachmittag. Während die Klöße gar ziehen, koche ich Pflaumen ein. Die Kinder sollen derweil alle Küchengriffe putzen, was in einer Schrei- und Wutattacke endet und dem Großen wahrscheinlich einen blauen Fleck beschert. Ich bin es so leid und habe nicht die Kraft den Konflikt aufzulösen. Ich schmeiße den Minimann aus der Küche und mache mit dem Großen weiter Mittag.

Mittagessen. Seit heute isst der Minimann keine Pflaumen mehr, die Klöße samt Vanillesauce kommen aber gut an.

Minimann geht spielen, der Große und ich zurück zu Bio. Es ist mühsam, sehr mühsam. Zwischendurch mache ich Wäsche. Alles eskaliert etwas, als wir die Antwort auf die Biofrage durchsprechen, der Große den Text schon mal vorformuliert und ich zum Trockner gehen will mit der Ansage: bitte verschriftliche die Antwort.

Als ich fünf Minuten später zurück komme, hat er einen Satz geschrieben. Und der ist grundfalsch.

In dem Moment kommt der beste Freund und übernimmt den Großen samt der Hausaufgabe. Der Minimann und ich spielen mit dem Magnetismusprogramm, was in Physik dran sein wird. Es klingelt und das Nachbarsmädchen bringt Amerikaner. Danke dafür, die waren sehr lecker!

Der Mann kommt nach Hause. Kaffee, Amerikaner. Verzweiflung, wie man alles weiterhin stemmen soll, vor allem, weil ich inzwischen auch wieder meiner Erwerbsarbeit nachgehen sollte. Ein bißchen Flöte üben und da es einfach alles nichts hilft und der Große die tiefen Töne nicht greifen kann, schreibe ich eine Mail an den Musiklehrer und bitte darum, dass er den Großen bei der Konferenz am Mittwoch nicht vorflöten lässt.

Irgendwann geht der Mann mit den Kindern Radfahren, der beste Freund kauft ein und ich koche Nudel-Brokkoli-Auflauf. Mit Sahne! Und viel Käse! Überbacken hat bestimmt schon immer die Welt gerettet.

Noch später gehen der beste Freund und ich spazieren und machen schöne Fotos, während der Mann mit den Kindern die Maus guckt und sie ins Bett bringt.

Dann netflix und Bett.