Dienstag, 25. September 2018

Narvik - Vesterålen (Tag 14)

Der Wecker klingelt um 8:00 in Narvik. Es gibt nämlich "nur" bis 9:30 Frühstück. Wir schlurfen in Socken und Hausschuhen zum Speiseraum und essen leckere Waffeln mit Fløtemysost und Erdbeermarmelade. Ich schaue raus, über Narvik hinweg aufs Wasser, auf die Schienen, auf denen der Eisenerzzug aus Kiruna gerade einfährt. Waggon um Waggon schiebt sich langsam durch die kleine Stadt.

Narvik ist nicht schön oder bunt oder hip oder toll. Eigentlich gewinnt man den Eindruck, dass es eine eher vergessene Stadt ist. An Schweden durch die Eisenerzeisenbahn viel besser angebunden, als an Norwegen. Es liegt tief im Fjord versteckt, die Hurtirute hält hier nicht, man muss der E6 fast 1000km nach Süden folgen, um nach Trondheim zu kommen. Es gibt ein paar Hotels, das große mit dem auffälligem Turm, zwei weitere direkt am Skilift. Narvik ist der letzte ganzjährig eisfreie Hafen, weswegen es für die Schweden so ein wichtiges Projekt war, ihr aus Gulliväre und Kiruna gewonnenes Eisenerz über den norwegischen Hafen zu verschiffen.

Aber ich mag Narvik. Als es uns schlecht ging, hat die Stadt uns irgendwie sanft aufgenommen und behütet, bis wir zum Flugzeug mussten. Ich ging hier mit einem üblen Hexenschuss spazieren, durch ein verschneites, friedliches Narvik. Ich bin trotz Angst mit der Seilbahn auf den Narviksfjellet gefahren, um von oben einen wunderbaren winterlichen Ausblick zu genießen. Alles war so anstrengend im Januar, weil ich krank war, weil ich einen blöden Hexenschuss hatte, weil der beste Freund krank war und wir noch nicht wussten, wohin das führen sollte.

Nach dem Frühstück in dem netten Gästehaus gehen wir daher nochmal bummeln. Ich finde zwei weitere schöne Gullideckel (damit hab ich gleich drei aus Narvik), wir stöbern durch einen Sportklamottenladen und ich kaufe einen halben Meter sehr sehr retro Elch-Stoff.





Dann verabschieden wir uns ein bißchen traurig, gerne wären wir länger hier geblieben. Vor uns liegen noch 250km Fahrt und das entspricht hier oben fast einer Tagesreise. Wir kutschen daher die E10 wieder ganz zurück bis nach Sortland und von dort aus weiter nach Westen bin in die Kommune Bø.

Im Ferienhaus angekommen, machen wir Nudeln mit Tomatensauce und hängen unseren Gedanken nach. Wir reden über die nähere Vergangenheit, die Gegenwart und die schwammige Zukunft. Es ist... kompliziert. Bevor die einsetzende Melancholie in eher depressive Gefilde abgleitet, gehen wir lieber ins Bett.