Samstag, 29. September 2018

Bø (Tag 18)

Im Dunkel der Nacht schlich das nächste Schlechtwettergebiet über die Vesterålen und empfing uns morgens mit Sturm und Regen. Es war zugezogen, grau in grau. Und so sollte es heute auch bleiben. Wir machen es uns also gemütlich mit Frühstück und Kaffee.

Eine kleine Runde raus wollen wir am späten Vormittag aber doch. Nur ein wenig die Kommune Bø erkunden, wegen des Wetters mit dem Auto. Wir fahren von Ringstad aus im Uhrzeigersinn einmal die F820 ab, zumindest bis L. plötzlich langsamer wird.

Da steht eine Kuh auf der Straße, wirkt unsicher und verwirrt und sucht einen Weg zurück auf die andere Seite des Zauns. Den es nicht gibt. Wir halten lieber beim nächsten Haus. Dort steht ein Auto mit geöffnetem Kofferraum und L. geht schnell hin und klingelt. Er gibt den Leuten dort Bescheid und sie kennen glücklicherweise die Besitzer der Kuhherde und kümmern sich.

Die Kuh hat inzwischen mit Hilfeblöken angefangen und scheucht die gesamte Herde laut muhend auf, die auf der anderen Seite des Zauns nun immer aufgeregter nach einem Weg suchen, das "verlorene Schäfchen" wieder zurückzuführen.

Wir rollen vorsichtig weiter und finden nur wenige Meter entfernt verlorene Schäfchen. Zwei. Wieder auf der falschen Seite des Zauns. Die Schafe sind jedoch sturer und schauen uns nur mißtrauisch an, als wir die Kirche von Bø fotografieren.
Und dann sind zwei Menschen auch schon nicht mehr das spannendste, denn die Schafweide grenzt an die Kuhweide und dort rennt die ganze Herde inzwischen hin und her und blökt und muht und weiß sich nicht zu helfen. Sicher werden die Einheimischen die Kuh bald wieder auf die Weide führen und die Herde vereinen.





Wir tuckern weiter langsam die Straße entlang und durchfahren Vinje und Gimstad. Dort entdecken wir einen schönen Strand und bleiben stehen. Wir laufen den Strand entlang, obwohl es nieselt, der Wind kalt und häßlich ist und die Wolken heute eine kompakte Masse über den gesamten Himmel bilden. Ich suche Muscheln, wir genießen das türkise Wasser, was über den feinen Sandstrand spült und versuchen einen ungewohnten Eindruck zu verarbeiten. Manches macht man sich ja gar nicht richtig klar.

Zum Beispiel, dass es ("für uns Deutsche") völlig ungewohnt ist, dass man türkises Meerwasser an feinem Sandstrand hat, dahinter eine Wiese und dann plötzlich erheben sich Hügel, Berge und auf den höchsten Gipfeln liegt Schnee. Alles auf einen Blick wahrzunehmen. Es ist schon wirklich sehr besonders hier.




Wir fahren weiter und biegen in Straume Richtung Skårvågen ab. Wieder ein neues Muster. Ein winzig kleiner Strand, daran anschließend ein halb gerodeter Kartoffelacker. (Leider kein Bild, weil dort jemand mühsam Kartoffeln aus der Erde zog).

Wir halten nochmal und an einem steinigen Küstenabschnitt sammele ich Seeigel-Panzer. Doch der Regen wird mehr und heftiger, der Wind lässt die Finger taub werden vor Kälte. Wir gehen nicht mehr um die Kurve, hinter der der nächste Strand liegt.





In Rise frischen wir unsere Lebensmittel auf, das Wetter bleibt grimmig und harsch. Perfekt, um im Appartement heiße Schokolade zu machen, Zimtschnecken zu essen und einen kleinen Mittagsschlaf zu halten. Danach schreibe ich Karten (8 von 11), wir suchen Adressen raus, machen ein paar Dehn- und Stützübungen und drömmeln gemütlich auf dem Sofa.

Ich koche (Nudelauflauf mit Champipilzen), freue mich über Fotos vom Mann (der unsere Kaffeevorräte auf Rømø auffrischt) und den Kindern (die im Tshirt an der holländischen Nordsee stehen) und beginne ein paar grobe Pläne für die Zeit nach den Herbstferien zu bedenken. Es ist... kompliziert. Und zwar noch komplizierter, als ich eigentlich dachte. Ich seufze ein bißchen.