Montag, 28. März 2016

Whale watching... (Island Teil 10)

Tag 10 (28.03.)
Heute haben wir uns vorgenommen nach Grundafjördur zu fahren und dort auf ein Schiff zu steigen. Der Sturm der letzten  Tage hat deutlich abgenommen, es scheint fast ruhig zu sein. Wir wissen noch nicht, dass dieses Tiefdruckgebiet in Europa den Namen Niklas bekommen und beträchtliche Schäden anrichten wird. Vorerst freuen wir uns über strahlenden Sonnenschein und eine scheinbar ruhige See. Wir kommen in einem gemütlichen kleinen Kaffee an, etwas früh, so dass wir noch Zeit für ein Stück Kuchen haben. Die Whalewatching-Begleiterin stellt sich als Deutsche heraus, die sogar ganz aus unserer Nähe kommt. Nach einer kurzen Einführung über Wale, Whale-watching und den üblichen Sicherheitsvorschriften, bekommen wir große "Survivalsuits" und mühen uns ab, die Anzüge über unsere eh schon dicken Schichten Kleidung zu kriegen.
Dann geht es auf das Schiff, ein recht großes, dem man sich auch anvertrauen kann. Im Winter fährt man zum Glück nicht im Schlauchboot raus. Wir verlassen die Bucht und genießen die spektakuläre Aussicht auf majestätische Berge und den sich im Vordergrund erhebenden Kirkjufell. Schnell rückt die Küste von uns Weg, die See wird rauer. Schaumkronen hüpfen auf den Wellen. Derweil der Bug gerade in die Wellen schneidet, hopst das Schiff lustig. Ich entspanne ein wenig, hatte ich doch die leiste Befürchtung, dass mir schlecht werden könnte.
Etwa eine Stunde später ist von Walen leider nach wie vor keine Sicht. Der Sturm hat sie wohl etwas vertrieben. Dafür drehen wir, nun rollen die Wogen unter dem Schiff durch. Innerhalb weniger Minuten stellen sich meine Befürchtungen als fürchterliche Wahrheit heraus. Ich verschwinde sehr kurz im Inneren des Schiffs und verbringe die restliche Zeit (lang, sehr sehr sehr lange) am Heck, verzweifelt an der Reling klammernd. Papa ist irgendwann auch da, sowie ein anderer Mann, der genauso grün aussieht, wie ich micht fühle. Patenonkel kümmert sich um den Großen.
Wale sehen wir an diesem Tag leider nicht. Aber das Schiff fährt noch nahe an eine Vogelbrutinsel ran und Patenonkel gelingen ein paar tolle Fotos. Die beiden erfreuen sich bei der Rückkehr in die Bucht auch an Kakao und Muffins, während ich mich irgendwann nicht mal mehr auf den Beinen halten kann.
Mühsam schälen wir uns an Land aus den Anzügen und ich bin heilfroh, dass wir nur mit einem Auto gefahren sind. Papa ist grün-grau. Patenonkel schenkt dem Großen als "Trost" einen Plüschorca. Und mit kindlicher Logik sagt der Große: "Siehst du, es war gar nicht schlimm, dass wir keine Wale gesehen haben. Dafür haben wir Orci bekommen."
Patenonkel fährt uns sicher und langsam zurück zur Ferienwohnung. Papa sitzt hinten und leidet, als wir nach Olafsvik reinfahren und der Geruch der Fischfabrik zu uns rüberzieht. Kommentar des Großen: "Mmh, Orci hat Hunger, Orci möchte Hering." Papas Gesichtsfarbe wechselt wieder von grau zu grün.
Zurück in der Ferienwohnung legt Papa sich hin, ich Ruhe auf dem Sofa aus, während Patenonkel und Leihoma sich dankenswerterweise um die Kinder kümmern. Eine Weile schlafe auch ich, dann geht es mir zum Glück deutlich besser. Papa hingegen ist ziemlich schlapp und bleibt im Bett.
Ich raffe mich nochmal auf, wir packen die Kinder ein und fahren nochmal Richtung Grundafjördur. Wir besichten den Kirkjufell und den Kirkjufellsfoss und spazieren solange, bis die Sonne hinter den Bergen verschwindet.
Am Abend geht es zum Glück allen besser.