Samstag, 26. März 2016

Vatnshellir Höhle... (Island Teil 8)

Tag 8 (26.03)

Wir durchschlafen eine recht unruhige Nacht, der Wind pfeift über das Haus und lässt die (sowieso schon) angeketteten Tonnen draussen klappern. Es stürmt und beginnt zu schneien.
Am nächsten Morgen erwartet uns ein märchenhaftes Winterwunderland. Der Sturm hat viel Schnee gebracht, auf der Straße liegt Schnee und verdeckt Markierungen und Gehwege, die Häuser sind weiß.
Also rein in die warmen Klamotten und raus in den Winter. Es ist herrlich, das Wetter recht schön und nicht mehr ganz so windig. Der Große fängt draußen gleich an einen Schneemann zu bauen. Derweil buche ich für den Nachmittag eine Höhlentour.
Ganz in der Nähe liegt die Vatnshellir Cave - eine 8000 Jahre alte Lavahöhle.
"The cave itself is an 8000 year old lava tube created by volcanic eruption from a nearby crater in the Purkhólar crater family. As the lava rushed down the hill in a lava river it began to cool on the surface, creating a crust on top of the lava river. As the eruption stopped, all the lava from underneath this crust continued to drain out. That eventually left behind empty tube with roof on top that gradually cooled down."
Mini bleibt mit Leihoma am Nachmittag in der Ferienwohnung, während wir anderen vier uns mit dem Auto aufmachen und an der Westküste entlang nach Süden fahren. Wegen des recht wechselhaften Wetters fahren wir zeitig los und haben so noch die Gelegenheit in der Nähe von Djúpalónssandur zu halten. Das Wetter ist nur als dramatisch zu beschreiben. Riesige Wolkenbänke, die der Sturm vor sich herschiebt und dadurch aufgepeitschte Wellen, die sich an meterhohen Lavaauftürmungen am Strand brechen. Den beiden Männern gelingen tolle Aufnahmen und ein Video. Ich warte mit dem Großen derweil im Auto. Kurz darauf kommen wir bei dem kleinen Häuschen an, welches den Eingang zu Höhle markiert.
Gemeinsam mit drei anderen Familien rüsten wir uns mit Helm und Taschenlampe aus. Unser Führer stellt sich vor. "I am Thor and this (Taschenlampe) is my hammer!" Und im nächsten Augenblick vergeht mir das Lachen auch schon. Der Eingang ist ein Loch im Eis, rutschig und nur sehr notdürftig mit ein paar Gummimatten ausgelegt. Es wird dunkel. Ja, hier könnte tatsächlich die Reise zum Mittelpunkt der Erde beginnen.
Thor erklärt uns, was es mit den Lavaröhren auf sich hat, die durch unterschiedliche Temperaturen der flüssigen Lava und damit einhergehenden verschiedenen Fließgeschwindigkeiten entstehen. Er zeigt uns Lava-Stalakmiten und die verschiedenen Arten der Lava, die sich durch ihre unterschiedliche Struktur und Farbe auseinanderhalten lassen. Als er auf einem nur sehr dünn scheinenden Stück Lavaboden hopst, drücke ich uns allen die Daumen, dass er nicht durchbricht - er ist der einzige, der den Schlüssel zur Tür hat.
Eine ende Wendeltreppe führt uns 35 m tiefer in die Dunkelheit. Wobei, ganz dunkel ist es nicht. Die Wände reflektieren ein wenig den Schein unserer Taschenlampen und scheinen zu glitzern. Hier existiert eine fluoreszierende Bakterienart, die noch nirgends sonst auf der Welt beschrieben wurde.
Wir gehen mit der Wendeltreppe an einem "Lava-Fall" hinab. Hier stürzte einst die flüssige Lava einige Meter tief in die sich gerade bildende Höhle. Ganz am Ende der 200 m langen Höhle tritt Grundwasser zwischen den Gesteinen empor. Die Kinder dürfen das klare Wasser probieren. Danach bittet Thor uns, die Lampen zu löschen und ganz still zu sein. Uns umfängt eine absolute Dunkelheit, nicht mal die Bakterien von weiter vorn glitzern hier. Es ist eine unglaubliche Finsternis, wie man sie sonst praktisch nie erlebt. Es wird still, wir halten unwillkürlich die Luft an. Für einen Moment hört man nur noch das Plätschern der Wassertropfen.
Dann geht es langsam zurück, alle sind gebannt von dieser Erfahrung. Wir bestaunen die Lavaröhren und klettern die Wendeltreppe wieder hoch. Draußen angekommen ist man von der plötzlichen weißen Weite fast erschlagen. Eine faszinierende Reise liegt hinter uns und es kommt einem sehr viel länger vor, als die 45 Minuten, die die Tour andauert. Wir verabschieden uns von unserem Führer und fahren zurück.
Später ist noch Zeit für einen kleinen Schneespaziergang durch Hellissandur, dann lassen wir auch diesen Tag ruhig ausklingen. Es wird wieder ein spektakulärer, von Wolken durchzogener Sonnenuntergang. Leider zieht es sich dabei schon so zu, dass es auch heute wohl keine Chance auf Aurora gibt.