Mittwoch, 23. März 2016

Hellissandur... (Island Teil 5)



Tag 5 (23.03.)
Abreisetag. Heute geht es für uns weiter ins 200km entfernte Hellissandur. Vorher jedoch steht packen und putzen an. Leiohma kommt vorbei, um Mini zu bespaßen, während Papa und der Große sich zu einer Cache-Tour aufmachen. So kann ich ungestört unsere Sachen zusammensuchen und wieder in den Koffern verstauen, Spielzeug unter dem Sofa hervorklauben, Lebensmittel verpacken und die Ferienwohnung putzen. Patenonkel lässt es sich derweil nicht nehmen, der örtlichen Zahnklinik einen Besuch abzustatten. Gut, es gibt immer Menschen mit ausgefallenen Hobbys – Zahnarztbesuche in weit entfernten Ländern gehören für mich nicht zu den attraktivsten Freizeitbeschäftigungen.
Wir sind pünktlich fertig und verlassen die Ferienwohnung. Die Wartezeit bis Patenonkel zum Zahnarzt zurück ist, überbrücken wir im Hotelzimmer. Gegen 11:00h sind wir alle aufbruchsbereit. Die Autos werden beladen und wir fahren zum Bonus in Mosfellsbaer, um Lebensmittel für die Woche einzukaufen. Gar nicht so einfach das Essen für sechs Personen auszusuchen, einzuteilen, zu überlegen, was es überhaupt geben soll. Dazu eine Ladung Süßkram und für uns vier in der Ferienwohnung auch Frühstückszutaten. Dementsprechend dauert der Einkauf doch etwas länger. Mit vollgeladenen Autos geht es weiter Richtung Norden. Wir fahren den Fjord entlang und sehen Reykjavik von der anderen Seite der Bucht, das Wetter ist richtig schön und ich versuche mich an einigen Bildern aus dem fahrenden Auto heraus. Wir überqueren den Hvalfjödur und unterqueren den Atlantik in der nächsten Bucht durch einen fast 5km langen Tunnel. Am anderen Ende werden wir mit einer Mautstation überrascht. Wartezeiten gibt es dort nicht, die Straße wird mit jedem Kilometer, den wir zurücklegen leerer. Wir machen eine kurze Pause in Borganes und erreichen irgendwann die Snaefells-Halbinsel. Wir bleiben auf der südlichen Straße, vorbei an rauher, schneebedeckter Landschaft, kleinen Kirchen, Gehöften und Wasserfällen. Die Passstraße ist geöffnet und wir schlängeln uns die Berge hoch. Kein Problem… oder?
Plötzlich nehmen Schnee, Eis und Wind deutlich zu. Patenonkel funkt, dass wir mehr Abstand halten sollen. Innerhalb weniger Meter wird es tief verschneit, die Straße ist nicht mehr richtig sichtbar. Wir orientieren uns an den verlängerten Leitpfählen, die Sicht beträgt kaum 25m. Kurz darauf klart es wieder auf, die Sicht verbessert sich und mit jedem Höhenmeter, den wir weiter hinunter kommen werden auch die Straßenverhältnisse wieder ungefährlicher. Wir fahren hinab in ein großes Tal mit kleineren und größeren Flüssen und folgen der einsamen Straße. Der nächste Ort ist dann schon Olafsvik, es folgt Rif und kurz darauf erreichen wir Hellissandur. Gegen 16:00 sind wir da. Patenonkel und Leihoma im Hotel und wir betreten unser Domizil für die nächste Woche. Der Vermieter ist auch da, begrüßt uns und zeigt uns gleich, wo wir Kaffee & Tee machen können. Das kriege ich aber nur halb mit, denn ich bin völlig verzaubert von der Wohnung.
Wir betreten einen hellerleuchteten, großen Raum. Mein Blick fällt zuerst auf die Bücherregale, die die Wände einnehmen. Zur linken Hand eine super ausgestattete Küche, ein großer Garderobenschrank, in den problemlos alles reinpasst, was vier Leute im Winter so anziehen. Zur rechten Seite hin das Wohnzimmer – Sofa, Tisch, Sessel, Lampen und eine Fensterfront über die gesamte Seite mit einem grandiosen Ausblick auf’s Meer, welches bei Flut bis unter die Terrasse gischt. Bad mit Waschmaschine und Trockner – dafür werden wir noch jeden Tag sehr dankbar sein. Eine kleine Büroecke mit hauseigenem IPad – denn es ist in Island unverzichtbar morgens die Straßenverhältnisse und das Wetter zu checken. Es schließt sich ein riesiges Schlafzimmer an. Die Kinderecke ist durch große Kleiderschränke abgetrennt. Der Große entdeckt sofort die große Legobox. Ein Babybett für Mini steht auch parat. In der Ecke mit Ausblick über zwei Seiten stehen um einen kleinen Tisch zwei unglaublich bequeme Ledersessel und ein Fernglas, um Wale, Robben und Vögel zu beobachten. Alles ist liebevoll hergerichtet und ich finde neben vielen isländischen, auch ein paar deutsche und englische Bücher in den Regalreihen.
Wir packen aus, räumen unsere Sachen in die Schränke, kommen an. Die Kinder spielen mit dem Spielzeug, wir kochen Kaffee und Tee und Patenonkel und Leihoma kommen vorbei. Von der Terrasse aus kann man auf den Strand blicken. Strand! Also nix wie rein in die warmen Klamotten und raus in die eisige Kälte. Mini und Papa bleiben drinnen und bereiten das Abendessen vor.
Wir spazieren über einen tollen Sandstrand, nur unterbrochen von erstarrten Lavatürmen, sammeln Muscheln, beobachten Vögel. Ob man hier im Sommer baden kann?