Tag 5 (23.03.)
Abreisetag. Heute geht es für uns weiter ins 200km entfernte
Hellissandur. Vorher jedoch steht packen und putzen an. Leiohma kommt vorbei, um Mini zu bespaßen, während Papa und der Große sich zu einer Cache-Tour aufmachen.
So kann ich ungestört unsere Sachen zusammensuchen und wieder in den Koffern
verstauen, Spielzeug unter dem Sofa hervorklauben, Lebensmittel verpacken und
die Ferienwohnung putzen. Patenonkel lässt es sich derweil nicht nehmen, der
örtlichen Zahnklinik einen Besuch abzustatten. Gut, es gibt immer Menschen mit
ausgefallenen Hobbys – Zahnarztbesuche in weit entfernten Ländern gehören für
mich nicht zu den attraktivsten Freizeitbeschäftigungen.
Wir sind pünktlich fertig und verlassen die Ferienwohnung.
Die Wartezeit bis Patenonkel zum Zahnarzt zurück ist, überbrücken wir im Hotelzimmer.
Gegen 11:00h sind wir alle aufbruchsbereit. Die Autos werden beladen und wir
fahren zum Bonus in Mosfellsbaer, um Lebensmittel für die Woche einzukaufen.
Gar nicht so einfach das Essen für sechs Personen auszusuchen, einzuteilen, zu
überlegen, was es überhaupt geben soll. Dazu eine Ladung Süßkram und für uns
vier in der Ferienwohnung auch Frühstückszutaten. Dementsprechend dauert der
Einkauf doch etwas länger. Mit vollgeladenen Autos geht es weiter Richtung
Norden. Wir fahren den Fjord entlang und sehen Reykjavik von der anderen Seite
der Bucht, das Wetter ist richtig schön und ich versuche mich an einigen
Bildern aus dem fahrenden Auto heraus. Wir überqueren den Hvalfjödur und
unterqueren den Atlantik in der nächsten Bucht durch einen fast 5km langen
Tunnel. Am anderen Ende werden wir mit einer Mautstation überrascht.
Wartezeiten gibt es dort nicht, die Straße wird mit jedem Kilometer, den wir
zurücklegen leerer. Wir machen eine kurze Pause in Borganes und erreichen
irgendwann die Snaefells-Halbinsel. Wir bleiben auf der südlichen Straße,
vorbei an rauher, schneebedeckter Landschaft, kleinen Kirchen, Gehöften und
Wasserfällen. Die Passstraße ist geöffnet und wir schlängeln uns die Berge
hoch. Kein Problem… oder?
Plötzlich nehmen Schnee, Eis und Wind deutlich zu. Patenonkel
funkt, dass wir mehr Abstand halten sollen. Innerhalb weniger Meter wird es
tief verschneit, die Straße ist nicht mehr richtig sichtbar. Wir orientieren
uns an den verlängerten Leitpfählen, die Sicht beträgt kaum 25m. Kurz darauf
klart es wieder auf, die Sicht verbessert sich und mit jedem Höhenmeter, den
wir weiter hinunter kommen werden auch die Straßenverhältnisse wieder
ungefährlicher. Wir fahren hinab in ein großes Tal mit kleineren und größeren
Flüssen und folgen der einsamen Straße. Der nächste Ort ist dann schon Olafsvik,
es folgt Rif und kurz darauf erreichen wir Hellissandur. Gegen 16:00 sind wir
da. Patenonkel und Leihoma im Hotel und wir betreten unser Domizil für die nächste
Woche. Der Vermieter ist auch da, begrüßt uns und zeigt uns gleich, wo wir
Kaffee & Tee machen können. Das kriege ich aber nur halb mit, denn ich bin
völlig verzaubert von der Wohnung.
Wir betreten einen hellerleuchteten, großen Raum. Mein Blick
fällt zuerst auf die Bücherregale, die die Wände einnehmen. Zur linken Hand
eine super ausgestattete Küche, ein großer Garderobenschrank, in den problemlos
alles reinpasst, was vier Leute im Winter so anziehen. Zur rechten Seite hin
das Wohnzimmer – Sofa, Tisch, Sessel, Lampen und eine Fensterfront über die
gesamte Seite mit einem grandiosen Ausblick auf’s Meer, welches bei Flut bis
unter die Terrasse gischt. Bad mit Waschmaschine und Trockner – dafür werden
wir noch jeden Tag sehr dankbar sein. Eine kleine Büroecke mit hauseigenem IPad
– denn es ist in Island unverzichtbar morgens die Straßenverhältnisse und das
Wetter zu checken. Es schließt sich ein riesiges Schlafzimmer an. Die
Kinderecke ist durch große Kleiderschränke abgetrennt. Der Große entdeckt sofort
die große Legobox. Ein Babybett für Mini steht auch parat. In der Ecke mit
Ausblick über zwei Seiten stehen um einen kleinen Tisch zwei unglaublich
bequeme Ledersessel und ein Fernglas, um Wale, Robben und Vögel zu beobachten.
Alles ist liebevoll hergerichtet und ich finde neben vielen isländischen, auch
ein paar deutsche und englische Bücher in den Regalreihen.
Wir packen aus, räumen unsere Sachen in die Schränke, kommen
an. Die Kinder spielen mit dem Spielzeug, wir kochen Kaffee und Tee und Patenonkel
und Leihoma kommen vorbei. Von der Terrasse aus kann man auf den Strand blicken.
Strand! Also nix wie rein in die warmen Klamotten und raus in die eisige Kälte. Mini und Papa bleiben drinnen und bereiten das Abendessen vor.
Wir spazieren über einen tollen Sandstrand, nur unterbrochen
von erstarrten Lavatürmen, sammeln Muscheln, beobachten Vögel. Ob man hier im
Sommer baden kann?