Montag, 7. März 2016

Stoff&Liebe Männer-Nähwettbewerb

Gastbeitrag von meinem besten Freund L, den ich für den Stoff&Liebe Männer-Nähwettbewerb begeistern konnte. Die letzte Woche habe ich meinen Platz an der Nähmaschine abgegeben und durfte nur hin und wieder mal einen Faden verknoten.


Vom Schnittmuster zur fertigen Stativtasche - eine kleine Nähgeschichte in Bildern.

Dies ist mein Beitrag zum Stoff&Liebe Männer-Nähwettbewerb, nachdem mich meine beste Freunding in einer Nacht- und Nebelaktion angemeldet hatte und mein erstes Nähprojekt überhaupt. Es war gleich klar, dass dieses gedanklich schon lang gehegte Projekt umgesetzt wird. Denn was passt besser, als ein "echtes Männerteil". Wobei "gedanklich länger gehegt" am Ende nur bedeutet, das meine beste Freundin bei jeder sich bietenden Gelegenheit "dringend" zu nähende Kinderkleidung anführte, um den Projektstart zu verzögern.


Das Schnittmuster hatte ich schon zu einem früheren Zeitpunkt mittels Vektorzeichenprogramm (ZonerDraw) realisiert. Die Tasche soll die Form des Stativs nachbilden und ein möglichst gutes Verhältnis von Platz und Außenmaßen haben.



Die Stoffauswahl war dann allerdings recht schwierig. Der Außenstoff sollte wasserabweisend und sehr robust sein, am besten auch abriebfest, da eine Tasche nunmal auch häufiger draußen in der Natur abgelegt wird. Der Innenstoff hingegen sollte stabil und dick sein, so dass der Inhalt stoßgeschützt wird. Letztendlich fiel die Wahl auf beschichtetes Kevlar und wasserabweisende Reißverschlüsse (YKK Aquaguarde 5c) für die Außentasche. Beschussfest ist das verwendete Material leider nicht :) Für die Innentasche wurde einseitig kaschiertes, 3mm dickes Neopren/Aramid verwendet (alles von extremtextil).


 Erste große Herausforderung: Die Innentasche zusammennähen. Die Dreiecke möglichst passgenau einnähen, bei teilweise bis zu drei Lagen 3mm Neopren war das im besten Falle friemelig. Hier beginnt auch die Geschichte einer stetig fortschreitenden Perforierung aller Handsegmente. Das Neopren lässt sich am besten mit einer nicht zu dünnen Universalnadel und einem längeren Geradstich nähen.

 Für das Stativzubehör braucht die Tasche noch zwei Innentaschen. Als Vorlage dient ein Tutorial von Schnabelina. Der Stoff ist ein X-Pac VX07 Rucksacklaminat (ebenfalls von extremtextil). Bezugnehmend auf den doch etwas steifen Stoff, ist einschränkend hinzuzufügen, dass das Tutorial besser mit leichten Baumwollstoffen funktioniert, als mit Funktionstoffen, in denen man auch komfortabel einen Esel einwickeln und transportieren könnte. Für alle Nähte, die nicht durch das Neopren gesetzt wurden, kam als Faden Corespun-Garn zum Einsatz.





Damit beim Reißverschluss einnähen auch nichts schiefgeht, wird vor dem Nähen alles genau angezeichnet und dann im Rahmen meiner beschränkten Fähigkeiten verzweifelt genau auf den angezeichneten Linien genäht. XPac und Kevlar wurden mit einer (nagut, im Laufe der Zeit mit vier) Microtexnadeln genäht.


Und voilá: die erste Innentasche  hängt am Kevlaraußenteil.



Die Reißverschlusstaschenteile bekommen noch eine Rückseite und werden zusammengenäht. Ja, das sieht etwas gruselig aus. Aber glücklicherweise verschwindet das Resultat später auf Nimmerwiedersehen unter Lagen von Neopren.

Und dann darf die Schere schonmal probeliegen. Ein Wort zu Scheren in diesem Zusammenhang. Das Kevlar lässt sich nicht mit einer gewöhnlichen Stoffschere schneiden. Meine werte Tutorin besitzt für diesen Zweck eine microverzahnte Schere von Robuso, die extra zum Schneiden von Kevlar ausgelegt ist. (ROBUSO®-ELASTIC Schneiderscheren 1053/CR)

Der große Reißverschluss bekam an einem Ende einen schönen Abschluss. Ein Tutorial dazu habe ich aus den (zahlreichen!1!!) Pinterest Feeds meiner besten Freundin gefischt.

Getreu dem Motto "Gut gesteckt ist halb genäht" geht es mit dem Reißverschluss weiter. Wegen der Dicke des Neoprens ist der Reißverschluss nur an der Außentasche angenäht. Das erleichtert das Einnähen ungemein.

Die beiden Dreieckenden der Außentasche bekamen Cobra Alu-D-Ringe (25kN Belastbarkeit - nur für den Fall, das man mit der Tasche einmal den erwähnten Esel heben möchte) mit Gurtband verpasst, so dass man später einen Tragegurt einklinken kann. Hier - und an anderer Stelle - wurde zum einen aus ästhetischen Gründen, zum anderen um Nähfehler auftrennen zu können, auf die Verwendung von Kevlargarn verzichtet (schweren Herzens).


Dann wieder Dreiecke mit den Seitenteilen verbinden. Dadurch, dass diesmal auch die D-Ringe aufgenäht waren, war das einer der schwierigsten Nähschritte. Immerhin wurde hier bedeutende weitere Fortschritte bei der Handperforierung gemacht.



Hat aber geklappt! Nun fehlte nur noch die Verbindungsnaht, die Innen- und Außentasche vernäht. Die Naht wurde beiderseitig genau unter die Absteppnaht des Reißverschlusses gesetzt. Leider musste vorher eine Korrektur der Höhe der Neoprenseitenteile vorgenommen werden, um einen möglichst genauen Abschluss mit dem Reißverschluss zu gewährleisten.


Fertig! Das Stativ darf nun probeliegen.


Oder die Tasche am Stativ probehängen.


Als Gurt wurde ein 40mm Autogurtband genutzt und mit zwei Zinkdruckgußkarabinern ausgestattet.






Und abschließend meiner-einer zu später Stunde beim Fototermin in der Uni.






Schnittmuster: Selbsterstellt, passend für Gitzo Serie 4 Traveller Stativ.
Stoffe, Garn, Zubehör: Rucksacklaminat, Kevlar, Neopren, Alu-D-Ringe, Corespun-Garn, Gurtband, Autogurt, Reißverschluss
Schere: Robuso-Schere