Sonntag, 20. März 2016

Sonnenfinsternis... (Island Teil 2)



Tag 2, Sonnenfinsternis und Golden Circle (Gullni hringurinn)

Die Kinder sind natürlich früh wach und wir beginnen den Tag ruhig mit Frühstück. Dafür hatte ich zum Glück abends noch alles eingekauft. Danach machen wir uns draußen-fertig und gehen runter zum Solfar. Reykjavik begrüßt uns mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Die Aussicht über die Bucht ist phantastisch.
Patenonkel und Leihoma sind schon da und mit der Fotoausrüstung beschäftigt. Außerdem tummeln sich „viele“ andere Touristen (so etwa 15-20) dort, um die Sonnenfinsternis anzuschauen. Hier auf Island war es eine fast totale Sonnenfinsternis mit 98% Bedeckung. Wir machen also Fotos, schauen durch Kamera und Brillen und erklären dem Großen, was genau passiert. Mini ist dabei ziemlich schnell eingeschlafen. Es ist ja auch kuschelig nah an Mama geklebt im MeiTai zu sitzen. Währenddessen wird es merklich kühler, die Temperatur fiel sicherlich um 5-7°C. Tja, das hatten wir nur leider nicht bedacht. Wir waren nicht warm genug eingepackt und es wurde kalt. Nach der maximalen Bedeckung um 9:37h bin ich daher mit der Leihoma und den Kindern zurück in die FeWo gegangen, um schon mal eine Kanne Tee aufzusetzen, während die beiden Männer sich noch angeschaut haben, wie der Mond langsam wieder von der Sonne verschwand.



Gegen Mittag geht es wieder los mit Anziehen. Ich werde über die Tage noch feststellen, dass man gefühlt den halben Tag mit an- und ausziehen verbringt. Lange Unterhosen, Hose, Matschhose / Regenhose, extra warmes Shirt unterm Pulli, dazu Mützen, Halssocken und Handschuhe für jeden. Das artet irgendwann aus – aber dafür sind wir wirklich für jedes Wetter gerüstet.
Wir machen uns auf den Weg Richtung Thingvellir mit einem kurzen Stopp in Mosfaellsbaer zum Einkaufen. Da die Preise im normalen Supermarkt deutlich höher sind, greifen wir auf den allgegenwärtigen Discounter (Bonus) zurück und decken uns für die nächsten paar Tage mit Lebensmitteln ein.
Auf dem Weg zum Thingvellir hält sich das Wetter, aber nach und nach zieht es doch zu und dicke Wolken kommen träge heran. Am Thingvellir angekommen nimmt erstmal mein Mann den Mini in die Trage. Wir gehen zuerst in das kleine Besucherzentrum und schauen einen Film über die Entstehung des Rifts und des Gebietes um uns herum. Patenonkel erklärt dem Großen außerdem eine große Reliefkarte der Umgebung. Leihoma ist derweil eher konsumfreudig unterwegs und kauft direkt die ersten Postkarten. Danach betrachten wir die atemberaubende Landschaft von der Aussichtsplattform aus, schauen über Flüsse, Bäche und Seen und zeigen dem Großen die tiefen Erdspalten, dort wo die amerikanische und die eurasische Kontinentalplatte auseinanderdriften. Danach gehen wir über eine Treppe nach unten, quasi mitten durch eine solche Spalte hindurch. Folgt man dem Weg einige hundert Meter, so erreicht man einen kleinen Wasserfall – den ersten, den der Große jemals sah. Und schon dieser war eindrucksvoll genug. Mini war derweil wieder eingeschlafen. Am Ende der Schlucht kamen wir auf ein Schnee-Eis-Feld und hagelten uns mutig weiter bis zum Öxarárfoss, einem etwa 20m hohen Wasserfall, der direkt vom Rift hinunter fließt. Hier machten wir eine kleine Keks- und Fotopause. Der Große hatte etwas zu wenig gegessen und wird ja zur Diva, sobald er hungrig ist. Er begann dann meckerig an einem halben Keks (diese Bahlsenminikekse) zu lutschen, nur um einige Minuten später sich die Kekse mit zwei Händen reinzuschaufeln. Patenonkel und ich wollten ein ähnliches Foto uns von machen, wie wir es schon vom ersten Islandaufenthalt haben. Allerdings waren wir uns uneins darüber, auf welchem Stein wir damals gesessen haben (ich hatte Recht!).
In einem großen Boden spazierten wir zurück zum Thingvellir, schauten uns die Kirche und die kleinen Häuser dort an und der Große entdeckte einen kleinen Bach in dem ganz viele Münzen glitzerten. Klar, dass auch er eine reinwerfen durfte. Inzwischen war es dick bewölkt und auch kälter geworden, trotzdem wir ständig in Bewegung waren, wurde es kalt. Ich hatte derweil den Mini übernommen und gemeinsam spazier-kletterten wir über einen Hang mit vereisten Trampelpfaden auf den Weg zurück zum Auto. Lieber noch ein kleiner Ausflug mit den Kindern zur Toilette – Wahnsinn, sogar dort konnte man einfach die Kreditkarte durchziehen, um die kleine Gebühr zu entrichten.
Weiter ging es auf dem Weg zum Geysir. Im Auto verteilte ich Essen. Brötchen (mit Kümmel drauf – nicht ganz unser Geschmack), dazu isländische Cocktailtomaten und Würstchen. Frisch gestärkt kamen wir am Geysir an, leider inzwischen bei recht ungemütlichem Wetter mit Schneeregenschauern und eisekaltem Wind. Leihoma war erstmal im Restaurant verschwunden und wir damit beschäftigt den Mini in den MeiTai zu binden. Diesmal nahm Patenonkel ihn vor den Bauch.  Es vergingen einige Minuten, bis wir uns dann doch fragten, wo Leihoma geblieben war. Wir gingen einmal den Parkplatz hoch und runter, schauten ins Restaurant. Nix… merkwürdig, aber rüber zum Geysir wird sie ja wohl nicht gegangen sein?
Doch! Wir fanden uns gemeinsam wieder auf der anderen Straßenseite, begrüßt von dampfenden Erdlöchern, blubbernden Tümpeln und dem eigentümlichen Geruch von Schwefelwasserstoff. Wir blieben vor dem Litli-Geysir stehen, der scheinbar fröhlich vor sich hin bubblerte und kochte. Der Große war davon ganz angetan und dann wurde es auch schon laut, als der Strokkur ein paar Meter weiter in die Höhe schoss. Wir beobachteten das Schauspiel ein paar Mal, machten Fotos, erklärten dem Großen die Schautafeln und er durfte auch mal das warme Wasser anfassen, welches überall entlang fließt. Nach etwa einer Stunde waren wir ob des kalten Windes aber doch ziemlich durchgefroren, zudem wurde es spät und langsam dämmerig. Zum Gullfoss wollten wir es aber unbedingt noch schaffen, also sind wir dann zurück in die Autos und haben die paar Kilometer bis zum mächstigsten Wasserfall der Welt, seine „Energie“ übertrifft noch die der Niagarafälle. Dort angekommen war es schon sehr grau und dämmerig, Mini hatte auch nicht mehr so richtig Lust zu irgendwas. Aber ruckzuck eingewickelt sind wir dann los. Der Große war von dem gigantischen Wasserfall wirklich schwer beeindruckt. Wir schauten uns erst alles oben den der Aussichtsplattform an und gingen dann noch die Stufen runter auf die nächsttiefere Ebene. Normalerweise kann man von dort bis ganz nah an den Wasserfall rangehen – jetzt im Winter ist der Weg allerdings weit vorher schon abgesperrt, da überall teilweise recht hoher Schnee lag. Ein atemberaubender Anblick und trotzdem es Stunden früher als damals im Sommer, war die Atmosphäre im Dämmerlicht ganz ähnlich.
Inzwischen war es schon 19:00 durch und wir hatten noch gute zwei Stunden Rückfahrt vor uns. Die Kinder waren müde, ich verteilte nochmal Essen an alle und wir machten uns auf den Heimweg. Die dicken Wolken hielten dann plötzlich auch, was sie versprachen. Innerhalb von Sekunden änderte sich das Wetter und wir waren mitten in einem Hagel-Schnee-Sturm. Die Sichtweite lag ganz plötzlich unter 100m, über die Straße wehte Schnee und es wurde dunkel. Für die beiden Fahrer eine anstrengende Fahrt, zumal Mini auch nicht zur Ruhe kam und immer wieder weinte oder sich lautstark beschwerte, weil er nicht mehr im Auto sein wollte. Irgendwann schlief er aber zum Glück auch.
Zurück in der FeWo waren wir eigentlich alle zu platt, um noch groß zu kochen. Mini hatte allerdings wieder „ausgeschlafen“. Der Große hatte Hunger und wollte kurz mal im Bett spielen, bis das Essen fertig wäre. Ich ging derweil unter der Dusche auftauen und fand kurz darauf ein fröhlich spielenden Mini im Wohnzimmer, sowie einen tiefschlafenden Großen im Bett. Die Küche blieb kalt und wir aßen belegte Brote und Skyr (eine isländische Quarkspeise) und irgendwann war auch der Mini so müde, dass er schlafen konnte. Wir folgten nur kurze Zeit später.