Dienstag, 22. März 2016

Ab in den Süden... (Island Teil 4)



Tag 4 – Im Süden (22.3.)
Nach dem eher ruhigen Stadttag soll es heute in den Süden gehen. Wir wollen der Ringstraße nach Vík í Mýrdal folgen und an den diversen Wasserfällen Rast machen. Wir starten bei strahlendem Sonnenschein, welcher sich in mit jedem Höhenmeter über den Pass zu einem Schneegestöber entwickelt. Vorbei am Nesjavellir-Kraftwerk und den Gewächshäusern im Tal geht es durch Selfoss hindurch zum Urridafoss. Selfoss ist ein kleiner Ort direkt an der Ringstraße mit gefühlt einem Kreisel. Diesen allerdings inspizieren wir ganz genau, da wir jede Abfahrt einmal testen – Patenonkel redet sich später mit Konzentrationsschwierigkeiten heraus. Angeblich wäre es ja schwierig Auto zu fahren, wenn ein 6-jähriger ohne Punkt und Komma redet. NEIN! DOCH! OH!!!
Wir erreichen schließlich unsere erste Station den Urridafoss. Laut Informationstafel der Wasserfall mit dem größten Wasservolumen. Das wechselhafte Wetter ist während unseres Stopps einfach herrlich, wir erkunden den kleinen Spazierweg, bestaunen das unglaublich klare Wasser, dass in mehreren Stufen den Höhenunterschied überwindet und entdecken ein großes Stück Eis, das wie ein Eisbär geformt ist.
Mini sitzt derweil selig zwischen dem Kies des Weges und spielt mit den Steinen, als gäbe es kein schöneres Spielzeug. Als sich weitere dicke Regenwolken ankündigen fahren wir weiter. Ich fotografiere aus dem Auto heraus, wie eine düstere Wolke ein paar Kilometer entfernt abregnet. Kurz danach hat uns die Wetterfront erreicht und eine weitere Weile später scheint die Sonne wieder herrlich über das erstaunlich platte Land.
Wir nähern uns dem Seljalandsfoss gemeinsam mit dem nächsten (oder übernächsten) Regengebiet und warten auf dem Parkplatz erstmal im Auto, stärken uns ein wenig und ziehen noch eine extra Schicht Regenkleidung über, bevor wir aussteigen. Einige Minuten später strahlt die Sonne, als wäre nie etwas gewesen. Seljalandsfoss ist ein etwa 60m hoher Wasserfall mit einer Besonderheit – man kann hinter den Wasserfall klettern. Da ich den Mini trage, kommt der doch sehr matschig-rutschige Weg, der teilweise übereist ist, für mich nicht in Frage. Leihoma und ich besichtigen den Wasserfall lieber von der Außenseite. Die anderen drei machen sich tief in die Regenklamotten eingemummelt auf den Weg, um einen einmaligen Blick durch den Wasserfall hindurch nach draußen zu genießen. Der kleine Hang, auf dem man sich entlang hangelt ist schmal und rutschig, aber die Aussicht belohnt die Mühen. Ich bin aber doch froh, als sie alle auf der anderen Seite wohlbehalten und sicher die Treppenstufen hinabsteigen.
Wir folgen dem Weg vorbei an einigen kleineren Wasserfällen bis zum Gljúfurárfoss. Ein Wasserfall, von dem man nicht allzu viel sieht, da er in eine Höhle fließt. Während Patenonkel über einen rutschigen Weg und eine wackelige Holzleiter nach oben klettert und von dort den Wasserfall nach unten rauschen sieht, traut sich der Große mit Papa durch eine enge Schlucht an den Grund des Wasserfalls. Über einzelne Steine geht der Weg über das Wasser  -oder auch durch das Wasser, wenn man eben abrutscht bis hinein in die Höhle. Leihoma ist zurück im Auto und wartet dort und wir wollen uns gerade auf den Rückweg machen, da zieht es sich innerhalb von Minuten zu und beginnt zu hageln. Zum Glück liegt neben dem Gljúfurárfoss ein kleiner Einschnitt ins Bergplateau mit einer alten Schafhöhle. Dort warten wir Hagel und Regen ab und kehren danach ebenfalls zu den Autos zurück.
Weiter geht’s zum Skógafoss. Der Wasserfall fällt über eine Breite von 25m über 60m in die Tiefe und liegt unterhalb des Eyjafjallajökull. Mann und Leihoma betrachten das Spektakel von unten, während Patenonkel mit Mini, der Große und ich die etwa 400 Treppenstufen zum Bergplateau steigen und von der Aussichtsplattform einen grandiosen Blick über das Tiefland und die Meeresküste genießen. Wieder zurück unten machen wir vor dem Wasserfall noch ein paar Fotos und begeben uns dann auf den Rückweg. Wir halten noch kurz am Eyjafjallajökull Besucherzentrum, sind aber schon zu spät, da es im Winter um 16:00 schließt. Wegen der Uhrzeit fahren wir auch zurück und nicht mehr weiter bis nach Vík í Mýrdal. Unterwegs halten wir für eine kurze Essenspause an einer kleinen Höhle. Dort erfahren wir, wie man Island in 48h schafft. Hinter uns hält ein asiatischer Tourist, springt aus dem Auto, macht ein Selfie vor der Höhle und braust weiter – so schafft man natürlich viel mehr Sehenswürdigkeiten in kürzerer Zeit.
Der Rückweg streckt sich ziemlich, das Wetter ist zwischendurch richtig schlecht und es regnet/schneit sich ein. Dementsprechend lange brauchen wir einige Stunden, bis wir zur in Reykjavik sind. Leif hat leider im Auto mehr geweint, als geschlafen und ist topfit, als wir in der Ferienwohnung ankommen. Papa zaubert aus den Resten ein kleines Abendbrot für alle (auch der Große isst diesmal mit). Ich räume derweil schon ein bißchen zusammen.