Freitag, 5. Oktober 2018

WmdedgT... Hurtigruten-Spezial (Tag 24)

"Was machst du eigentlich den ganzen Tag?", fragt Frau Brüllen.

Während Frau Brüllen also auf Malta im Meer badet, beginnt mein Tag um 0:00. Also eigentlich endete der letzte Tag noch gar nicht.

Wir checkten in Ringstad aus und vertrödelten den Abend, packten ein bißchen hier und da noch um, versuchten ein wenig zu schlafen (ha ha), lasen das Internet leer.

Kurz vor Mitternacht fahren wir im vollbeladenen Auto Richtung Sortland. Es ist sehr sehr anstrengend. Hochkonzentriert nicht nur auf die Straße, sondern auch auf die Streifen neben der Straße zu achten, denn es könnte ja jederzeit ein Elch queren. Wahrscheinlich schliefen die aber alle schon. Ich bin ja auch so müde. Der Weg hoch zum Pass ist nass und Reste von Schneematsch liegen rum, wir werden langsamer, aufmerksamer. Die Sommerreifen finden zum Glück jederzeit Halt. Durch den Tunnel und dann die vielen Höhenmeter wieder runter. Auf dieser Seite ist es kälter, dafür ist die Straße trocken.

In Sortland tanken wir den Mietwagen, stellen ihn ab, laden aus, beladen ein allerletztes Mal die Fahrräder. L. bringt den Schlüssel zur Schlüsselbox und wir schwingen uns irgendwann nach 1:00 auf den Sattel. Das Hurtigrutenterminal ist nicht weit entfernt und der Warteraum offen und warm (Wifi gibt es da natürlich auch). Gegen die Müdigkeit essen wir Haferkekse und trinken heiße Brühe aus der Thermoskanne, die eigentlich Kaffee sein sollte. Wahrscheinlich war ich schon zu müde, als ich den gekocht habe. Immerhin bleiben unsere Augen offen.





Irgendwann kommt jemand und schließt die Tür zum Kai auf. Noch ein wenig warten, gucken, warten. Wir schieben unsere Räder hinaus und schauen auf das finstere Meer. Kleine Lichter näheren sich, werden größer. Fast lautlos gleitet die MS Richard With aus der Dunkelheit heran. 2:30 ist das Schiff vertäut und wir gehen auf dem Autodeck an Bord. Die Räder sind fix verstaut, wir nehmen nur leichtes Gepäck mit und checken an der Rezeption eine Etage höher ein.



Die Frau dort teilt uns mit, dass das Schiff vollkommen ausgebucht ist und wir deshalb eine Kabine bekommen, die normalerweise nicht belegt wird, weil sie über den Motoren liegt und dementsprechend laut. Als compensation bekommen wir morgen (heute!) gratis Lunch. Ist mir in dem Moment irgendwie alles egal, ich bin so hundemüde und kann kaum meine Augen offen halten.

Wir beziehen die Kabine, ja es ist laut. Es ist vor allem kalt. L. findet die Heizung und stellt sie höher, aber irgendwas stimmt nicht. Die Lüftung läuft auf höchster Stufe und ich fühle mich zurück versetzt ins Zelt, als der Wind meine Nase immer einfrieren wollte. Tief vergraben unter der den Decken schlafen wir trotzdem schnell ein. Das Schiff legt ab und während der Fahrt ist es auch gar nicht laut. Schaukeln tut es auch nicht. Puuhh.

Gegen 9:00 gehen wir ein Deck höher zum Frühstück. Erkenntnis: Wer mal viele (überwiegend deutsche) Rentner sehen möchte, der muss entweder in eine Rehaklinik (da sind die mit Rollator) oder auf ein Hurtigrutenschiff (da sind die ohne Rollator). Egal, wir brauchen Kaffee, denn die Nacht war kurz und kalt. das Frühstücksbuffet bietet große Auswahl, alles sehr lecker. Wir sind auch nur ein bißchen vollgestopft, als wir das Schiff erkunden (und eine Karte mit Hurtigrutenstempel abschicken) und draußen Bilder machen.

Wir laufen Finnsnes an, schauen, wie das Schiff an- und kurz darauf wieder ablegt. Der Fjord führt uns ganz gechützt zwischen Inseln und Festland, keine Wellen, kein Schaukeln. Dafür liegt Winter in der Luft. Die Berge steuer- und backbord tragen schon ihr Schneekleid und es sieht nicht so aus, als würde hier der Herbst noch einmal hervorlugen.






Wir gehen zum Lunch, dass wir kurz zum Kabine auschecken unterbrechen müssen, essen dann nochmal Dessert und setzen uns auf gemütliche Sessel auf dem Panoramadecke. L. nickt kurz weg, geht nochmal zum fotografieren raus. Schließlich sehen wir Tromsö, die große Brücke, die Eismeerkathedrale. Die Stadt klammert sich auf der Festlandseite an den Berghang und auf der Inselseite geht es ebenfalls bergauf.

Wir gehen von Bord, setzen die Helme auf und radeln los. Blauer Himmel, kalte, klare Luft. Unsere Unterkunft ist nicht weit, aber dafür viele Höhenmeter entfernt. Zwischendurch muss ich mal kurz schieben und atmen. Wir nächtigen im Bed&Waffles. Als wir ankommen, ist niemand da, aber auf einer Tafel entdecke ich meinen Namen und die Zimmernummer. Wir bringen das Gepäck hoch und machen uns gleich wieder auf den Weg zur Post, die selbstverständlich unten am Hafen liegt.

Ich lege dort meine Zettel mit der Sendungsnummer vor, die ich vor gefühlt so langer Zeit ins Portemonnaie gelegt und jeden Tag geschaut habe, ob sie noch da sind. Unsere Radkoffer sind da, der andere ist wohl abgeholt worden. Hoffentlich (bitte, bitte) vom Besitzer der Pension (wo die Koffer sowieso eigentlich sein sollten). Wir ziehen (L.) und zerren (ich) die Koffer alle Höhenmeter wieder hinauf. Da kommt auch gerade unser Gastgeber mit seinem Auto und erlöst uns von der Angst. Ja, er hat den anderen Koffer abgeholt.



Wir zerlegen mein Rad, unterbrochen von: Pedale lässt sich nicht lösen, Gastgeber ist so nett und fährt mit L. zum Baumarkt, anderes Werkzeug holen, Pedale löst sich, Rad wird fertig zerlegt und in den Koffer verladen. Dann wird es dunkel und noch viel kälter. Wir ziehen mehr Lagen an und gehen runter in die Stadt, holen Pizza und essen auf dem Zimmer. Und dann fordert der Schlafmangel seinen Tribut.