Sonntag, 19. Juli 2020

Urlaub in Coronazeiten - Anreise

Am Mittwoch gab es Zeugnisse. Mit einem großen Aufatmen machten wir einen Haken an dieses verrückte Schuljahr.

Am Nachmittag wurde der Minimann symbolisch aus der Kindergartentür geschmissen. Er schenkte seiner Gruppe zum Abschied einen Karton emsig gesammelter Klorollen und "Das Neinhorn". Ich glaube, ich war irgendwie noch gar nicht bereit für den Kindergartenabschied.

Am Nachmittag holten wir Freund E. vom Bahnhof ab. Dann aßen wir das Zeugniswunschessen des Großen "Blumenkohl, Kartoffeln und Schnitzel" - mit lecker selbstgeerntetem Blumenkohl.

Eifriges Packen und Auto beladen bis spät abends. Dann überließen wir Freund E. eine lange to do Liste und die Kinder. Denn der Mann und ich mussten Donnerstag noch Arbeiten.

Ich saß daher ab 8:00 in Prüfungen bei. Seminarraum statt Büro, Student am Flipchart statt alle gemeinsam am Tisch. Händewaschen vor und nach der Prüfung.

Anschließend Tanken und eine kurze letzte Einkaufsrunde - ich stockte Wärmesalbe und Nackenwärmer auf. Am Nachmittag packten wir die wirklich allerallerletzten Dinge zusammen, L. trudelte auch ein. Dann war eine Weile noch Pause, während wir auf den Mann warteten. Der musste noch bis 16:30 arbeiten.

Gegen 17:30 waren wir dann Abfahrbereit und verbrachten die nächsten Stunden in den Baustellen der A7. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber es fühlte sich schon so an, als wären es deutlich mehr Baustellenkilometer, als freie Autobahn. Und voll war es natürlich auch.

Um 22:30 checken wir kurz vor Flensburg in einem Hotel ein und schlafen ganz fix.

Frühstück am nächsten Morgen (mit Corona-Zettel) und das Frühstück wurde am Tisch serviert. Sehr lecker, reichhaltig und vielfältig. Danach verschwenden wir keine Zeit, denn heute durchfahren wir Dänemark von seiner südlichen Grenze bis fast zur nördlichsten Spitze.

Und Grenze ist dabei auch das Stichwort. Die schönsten Schengenzeiten scheinen vorbei. Vor der Grenze ist der nächste Stau, denn es gibt Kontrollen. Stichprobenartig werden die Pässe kontrolliert. Wir sehen wohl aus wie die typische völlig überladene Familie und werden nicht rausgewunken.

Irgendwann vor Aalborg machen wir einen kurzen Stopp, die Kinder essen Pommes. Gegen 15:00 kommen wir in Hirtshals an und haben noch viel Zeit bis wir am Fähranleger sein müssen. Also parken wir und gehen runter an den Strand. Die Kinder können sich eine Weile austoben und finden Muscheln und Steine und wir spazieren so umher und genießen die frische Brise des Meeres. Auf dem Rückweg gibt es Softeis und Kebab zum Abendbrot.

Wir fahren zum Fjordline Anleger, Pass- und Ticketkontrolle und warten auf die Fähre. Ich nehme (dachte ich zumindest) zu einer geschickten Uhrzeit die Pille gegen Seekrankheit. Rauf aufs Schiff, Kabinen bezogen. Wir haben wie immer eine innenliegende 4-Bett Kabine, aber L. hat eine Captain's View Kabine gebucht und wir versammeln uns dort alle und schauen beim Auslaufen des Schiffes zu. Restaurant und Rumlaufen sparen wir uns. Man muss ja nicht mehr Kontakt zu anderen haben, als unbedingt nötig. Und während ich noch auf dem Parkdeck dachte, dass man alle Deutschen sicherlich an den Masken erkennt, werde ich enttäuscht. Offenbar trägt (fast) niemand außer uns eine Maske, weil es ja nicht verpflichtend ist. Nun ja.

In der Luxuskabine essen wir noch die Reste vom mitgebrachten Luxusbaumkuchen und schauen aufs Meer. Ich werde sehr sehr müde von der Tablette und schlafe dabei fast ein. Freund E. verabschiedet sich in seine Kabine, Mann und Kinder ebenfalls. Ich will eigentlich nur noch einen Moment auf das Wasser gucken, schlafe dann aber ebenfalls ein. Mein Plan war ja: einschlafen mit voller Tablettendröhnung und dann erst um 5:30 zum Weckerklingeln aufwachen.

Ich mache es kurz: ab 2:15 war ich wach, es schaukelte und ich bekam erst Panik, dann Kotzerei, dann einen dringenden Todeswunsch und dann schlief ich nochmal ganz kurz. Ich weiß kaum noch, wie ich zum Auto kam, beim Fahren wurde mir direkt wieder übel. Kurz nach Stavanger müssen wir anhalten, weil ich das Geschaukele nicht mehr ertrage, aber gleichzeitig kaum die Augen aufhalten kann.

Wir teilen uns auf. Mann, Freund E. und die Kinder fahren vor. L. und ich bleiben zurück. Ich stelle den Sitz zurück und schlafe sofort ein. Etwa 2h später wache ich auf und versuche vorsichtig ein paar Schlucke Cola und ein Quetschmus. Wir fahren weiter, nichts ist gut. Es regnet. Die nächste Fähre. Ich überstehe die irgendwie, kann aber auch gar nicht recht sagen, ob das Schaukeln die Fähre ist oder nur in meinem Kopf. An einer Tankstelle holt L. sich Pølse und ich esse eine Zimtschnecke.

Gegen 12:00 kommen wir auf Bømlo an unserem Haus an. Der Vermieter (oder ein Kumpel des Vermieters) ist da und putzt gerade noch. Ich will nur noch Duschen und Schlafen. Das Haus ist superschön, auf einem gegossenen Betonfundament direkt auf dem Wasser. Ich helfe noch ein bißchen beim Auspacken, kann aber kaum die Augen aufhalten. Duschen, Bett. Kaum mache ich die Augen zu, fängt das Schaukeln wieder an. Ich schlafe trotzdem.

Hirtshals am Strand.




Auf dem Schiff.


Terrassenausblick


Ein paar Stunden später sind alle einigermaßen ausgeruht. Ich fahre traditionell mit L. Frischkram kaufen, der Rest angelt von der Terrasse. Abendbrot und ein ganz ganz ruhiger und kurzer Abend. Alle sind von der Fahrt erschöpft. Aber es ist wunderbar hier.