Dienstag, 15. Mai 2018

Zuhause --> Cuxhaven (Etappe 1)

Sporttherapie wird in Deutschland (und anderswo?) leider nicht so stark berücksichtigt, wie es vielleicht gut wäre.

Wenn man nach einer langen, sehr stressigen und auch belastenden Situation also Hilfe braucht, dann hilft man sich selbst. Gewünscht war: raus aus dem Alltag, viel viel Sport, wenig denken und an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit gehen, dazu Ruhe und möglichst noch Strand.

Daraus geworden ist: Ein langes Wochenende in Cuxhaven mit Familie und bestem Freund. Und während mein Mann und die Kinder (Schule, Ferien, gnarf) am Freitag mit dem Auto nach Cuxhaven fahren, machten der beste Freund und ich uns heute mit dem Rad auf.

Etappe 1: Von Zuhause nach Hemmingen.

Gleiche Strecke, wie bei der Fahrt nach Nienburg, wir hatten also die Sicherheit, dass wir die Strecke schaffen können, weil wir es schon mal getan hatten. Letztes Mal im Oktober, das war auch das letzte "gesunde" Wochenende des besten Freundes. Seit dem ist unendlich viel geschehen, und um das zu Verarbeiten sitzen wir also um die Mittagszeit (etwas später als geplant) wieder im Sattel. Diesmal mit einer Packtasche mehr, wir werden ja vier Tage unterwegs sein.

Wir strampeln uns über die Hügel und erreichen schnell das Leinetal. Die ersten 40km gehen gut, wir sind zwar nicht schnell (das gibt die gemütlich-kurvige Wegführung kaum her), kommen aber voran. Der Wind macht mir zu schaffen, aber in Summe geht es.
Kurz hinter Alfeld nach 2:20h Fahrt und etwas über 40km Strecke machen wir eine längere Pause, um unsere belegten Brötchen zu essen. Ich hatte riesigen Hunger und hing etwas durch.


Das Wetter hatte sich auch gehalten und war warm und sonnig. Einzig in Freden kamen mal drei Tropfen runter. Bevor man "Regenklamotten!" aber überhaupt denken konnte, hörte es schon wieder auf.

Zwischen Kilometer 40 und 50 etwa kam der anstrengendste und zehrendste Teil der Strecke. Ich kam kaum vorwärts, hatte keine Kraft mich gegen den Wind zu stemmen, dazu war der Radweg mit relativ viel Kies aufgeschüttet, so dass man darin einsank und das Vorankommen weiter erschwert wurde.

Der Eisladen in Gronau rettete mich. Frisch gestärkt und voller Zucker (danke, Schokoeis!) ging es die nächsten zehn Kilometer schon etwas besser. Dann ein Schild "Hannover 41km" - mein Tachso zeigte da gerade 69km zurückgelegte Strecke an. Uff. Motiviert das? Nein.

Aber zum Glück machten wir ein paar Kilometer weiter nochmal einen Fotostopp in der Nähe von Nordstemmen (nein, kein Bild vom Zuckerwerk). Schloss Marienburg.


Etwa ab Kilometer 75 setzt so etwas ähnliches wie ein "körperliches Runner's High" ein. Der Kopf wird nicht leer, dazu muss man zu sehr auf den Verkehr und/oder Schlaglöcher achten. Aber die Beine ergeben sich, die Oberschenkel hören auf die Brennen, eine gleichförmige Kadenz ist gut zu halten und die Beine bleiben fast wie von selbst im Takt. Es hilft dabei ungemein, dass die Strecke kaum Steigungen hat und die wenigen, die bleiben, lassen sich durch geschickte Wahl des Ganges gut überwinden.

Dann das nächste Schild "Hemmigen 8km". Wir müssen ja gar nicht bis in Zentrum Hannovers, unser Ziel ist näher. Die letzten paar Kilometer vergehen rasch. Nach ungefähr 5:30h und knapp unter 90km Strecke (mein Akku vom Radcomputer machte bei 4:48h schlapp) kommen wir im Hotel an.


Unser Zimmer hat einen Flur, sehr praktisch, so müssen wir uns keine Gedanken um das sichere Anschließen der Räder machen. Die Dusche ist eine wahre Wohltat, allerdings stellen wir fest: letztes Jahr waren wir (unsere Hintern) härter. Der Erwerb einer gepolsterten Radhose gewinnt doch sehr deutlich an Charme. Wir kochen auf einer kleinen Herdplattte in einem Topf Nudeln und Tomatensauce und dann bin ich auch schon eingeschlafen.

Morgen Etappe 2: Von Hemmingen nach Verden (hoffentlich mit Kuchenstopp in Nienburg).