Dienstag, 2. August 2022

Back to home... (Tag 36)

 Wir stehen rechtzeitig auf, duschen, Zähneputzen, Rest zusammenpacken. Dann rollern wir alle Koffer per Lift eine Etage nach unten und besetzen eine Bank vorm Hotel. Während ich uns alle Auschecke, machen die anderen unser packed breakfast. Der Minimann sitzt müde draußen und bewacht das Gepäck.

Dann rollkoffern wir voll beladen über Parkplatz, Tankstelle, ein Stück E10 (zum Glück wenig befahren) rüber zum Flughafen. Es ist genug Zeit, um dort zu frühstücken und die Rest der Croissants und Brötchen danach noch in den allerletzten Rucksackecken zu verstauen. Es gab leider keine Getränke zum Mitnehmen, ich brauche Kaffee!!!!

Wir checken unsere Koffer am Automaten ein. Das klappt zum Glück problemlos. Auch die Selbstabgabe-Koffer-Station funktioniert bei allem, außer einem Koffer. Die Radkoffer müssen eh zum Großgepäck. L. rollert mit seinem Koffer zum Serviceschalter, wo eine sehr grummelige Frau keinen Bock auf ihre Arbeit hat. Verstehe ich ja. Es ist zwar noch recht leer am kleinen Flughafen, aber mehr als eine handvoll Mitarbeiter sind nirgends zu sehen. Das ist zu wenig für die vorhandenen Reisenden, die am Ende ja doch alle Arten von Problemen haben, die ein automatischer Eincheck-PC nicht lösen kann. Gäbe es doch nur irgendwas, was wir Menschen als Gegenleistung für ihre Arbeitskraft geben könnten - vielleicht wäre dann alles besser.

L. wird nach einigem Hin und Her seinen Koffer los, die Radkoffer sind auch sehr schnell abgegeben. Das klappt prima. Wir gehen durch die Sicherheitskontrolle. Das klappt weniger. Der Große piept. Alle Rucksäcke piepen. M. muss seinen Rucksack auspacken, der Große, dann auch der Minimann. Ich habe tatsächlich eine Creme in einer Tüte komplett vergessen, die im Handgepäck lag. Also Koffer auf. Nervig. Natürlich ist nichts seltsames oder gar verbotenes in den Rucksäcken und natürlich gibt es am Großen auch nichts am Körper zu finden.

An Absurdität sind diese Kontrollen eh wenig zu überbieten. Meine Wärmecreme könnte eine gemeingefährliche Waffe sein, aber ob ich wirklich ich bin, checkt keiner. Keine Passkontrolle. Nirgends. Auf dem Hinflug auch schon nicht. Ich freue mich ja über sehr über das Schengenabkommen, aber so ein Mindeststandard echter Sicherheit als fake "Sie haben ihre Zahnpasta nicht in eine durchsichtige Ziptüte gesteckt" wäre mir doch lieber am Airport.

Irgendwann sind wir durch. Ich brauche Kaffee. Mein Kopf hämmert. Na toll. Es ist überall voll, überall lange Schlangen. Hrmpf. Wir spielen Pokemon und warten auf's Boarding. Am Monitor steht "please wait". Wir warten. Der Monitor wechselt auf "Boarding", es ist deutlich zu sehen, dass alle Ankommenden das Flugzeug verlassen haben. Alle Abfliegenden beginnen ihr Handgepäck zusammen zu sammeln. M. denkt, dies wäre nun der beste Zeitpunkt um aufs Klo zu gehen.

Boarding, sitzen. Start, ereignisloser Flug mit toller Aussicht. Tschüss du wunderbare arktische Landschaft. Landung in Oslo.

Fünf Stunden Aufenthalt. Zuerst holen wir Kaffee, aber mein NAcken meldet schon Migräneanzeichen. Tolle Wurst. Heute. Wir suchen uns einen abgelegenen Platz, holen mehr Kaffee, füllen Wasser auf, kaufen Brause und Cola. Essen unsere Vorräte, gucken Lilo & Stitch, beobachten Leute (wer zu Hölle findet, dass ein Jumpsuit ein gutes Reiseoutfit ist???). Ich nehme Triptan. Es schlägt nicht so richtig an. Mist. Alles Triptan ist aufgebraucht.

Ich dämmere in Migränekopfschmerz so vor mich hin. Irgendwann wird unser Gate angezeigt. Wir gehen hin, kaufen noch zwei Zimtschnecken. Das Gate wird gewechselt. Natürlich liegt das neue Gate am anderen Ende des Flughafens. Ist echt nicht so, als könnte man hier nicht gut Schritte machen.

Wir warten nur noch kurz am richtigen Gate. Boarding. Wir sitzen alle. Wir warten darauf, dass wir beladen werden können. Wegen Personalmangels dauert das alles. Gäbe es doch nur irgendwas, was wir Menschen als Gegenleistung für ihre Arbeitskraft geben könnten - vielleicht wäre dann alles besser.  Das Flugzeug fährt los und fährt und fährt um einen Kreisel und bleibt dann wieder stehen. Technische Probleme, aber keine Bange, denn "der Techniker ist schon informiert".

Okay. Wir warten. Der Techniker kommt. Dinge passieren. Nächste Durchsage kommt. Das Problem wurde gefunden und behoben. Jetzt warten wir auf das Papierkram. Also warten wir.

Mit etwa einer Stunde Verspätung starten wir. Damit ist klar, dass M., Freund E. und die Kinder ihre jeweiligen Züge nicht mehr schaffen können. Wir brauchen Plan B. Hotel in Berlin oder kurzfristig einen Mietwagen buchen und nach Hause fahren. Erstmal landen.

Wir landen und statt an einem normalen Gate anzukommen, gehen wir durch eine Tür hinter der sehr grantig aussehende Polizisten stehen. Dann geht es durch ein nicht-gestrichenes Treppenhaus (!!!) zwei Etagen nach oben, ein paar Gänge lang weiter, dann wieder nach unten. Wir erreichen die Gepäckbänder und warten auf das Gepäck. Alle haben Hunger. Wir verteilen die allerletzten Reste Essen. Ein Koffer fehlt. Seufz. Der "Lost Baggage Schalter" ist natürlich nicht besetzt. Wir sollen zum Terminal 1. Wir sind an Terminal 2.

Wir rollkoffern los. Freund E. kann online keinen Mietwagen buchen. Wir sammeln uns im Terminal 1. M. geht den "Lost Baggage Schalter" suchen, Freund E. zum Autovermietungsschalter. Ich warte mit den Kindern. Die Gepäckstelle erweist sich als Wand mit Beschriftung und einigen Klingeln, daneben eine verschlossene Tür. Andere Leute haben schon geklingelt, aber vorerst passiert nichts. M. wartet dort, es wird immer wieder geklingelt. Irgendwann öffnet ein Flughafenmitarbeiter und schleust die (teilweise rumbrüllenden Reisenden) durch den Mitarbeiterbereich (WTF???) auf die andere Terminalseite, wo der Gepäckschalter ist. Dort werden Formulare verteilt und alles dauert lange. Irgendwann werden QR-Codes verteilt, damit man seinen Baggageclaim online machen kann. M. nimmt einen QR-Code-Zettel und wird von einem Mitarbeiter über verschlungene Wege zurück auf unsere Terminalseite geführt. Ich kann mir ernsthaft nicht vorstellen, dass das so gedacht ist. Ich fände es auch schön, wenn es auf dem HAUPTSTADT-Flughafen auch nach 20:00 Personal gäbe, dass sich um verlorenes Gepäck kümmern kann. Gäbe es doch nur irgendwas, was wir Menschen als Gegenleistung für ihre Arbeitskraft geben könnten - vielleicht wäre dann alles besser.

In der Zwischenzeit hat Freund E. ein Auto gebucht. Ich habe höllische Migräne und will eigentlich nur noch meinen Kopf in einem dunklen Raum auf einem Kissen ablegen. Schlecht ist mir auch. Es ist inzwischen nach 22:00. Wir müssen mindestens zwei oder zweieinhalb Stunden Autofahren. Ich habe keine Ahnung, wie ich das durchstehen soll. Wir rollkoffern mit allem Gepäck zum Kurzhalteparkplatz. L. und Freund E. holen erst den Mietwagen und fahren dann Ls. Auto aus dem Parkhaus abholen. Dunkel erinnern wir uns, dass es ganz am anderen Ende des Flughafenareals lag und fast 30min zu Fuß entfernt. Wir warten, warten, warten. Wir stehen neben dem Parkticketautomaten, hinter uns eine schmale Straße, vor uns eine breitere Straße von der die Parkplätze abzweigen. Neben uns Behinderten-Parkplätze. Aber hier ist die Hauptstadt. Die StVO scheint hier eher unbekannt. Es wird voller. Leute parken ständig zum Ein- und Ausladen auf den Behindertenparkplätzen oder eben auch auf der Straße, die dann eben "zweispurig" genutzt wird. Entstehende Staus werden durch energisches Hupen versucht aufzulösen, Zebrastreifen konsequent ignoriert. Totales Chaos. Mein Migränehirn ist mit den Stimmen, Menschen, Gerüchen, Lichtern und Bewegungen total überfordert. Wir warten fast eine dreiviertel Stunde, bis die anderen mit den Autos kommen. Da schaffe ich es schon nicht mehr alleine über die Straße. Aber jetzt ist der Mietwagen gebucht, Hotel geht nicht mehr. L. muss eh morgen sehr früh arbeiten. Also verteilen wir uns auf die Autos, beladen alles und fahren los.

Erster Stopp ein Schnelllader. In zwanzig Minuten ist der Ioniq wieder auf über 80%. Nächster Stopp McD. Ich habe ewig nichts gegessen, aber mir ist unendlich elend und übel. L. muss draußen Essen, ich ertrage den Geruch nicht. Weiter auf der Autobahn. Ich nicke weg, schrecke auf, nicke weg. Irgendwann tun meine Beine total weh. Kurz: eine höllische Fahrt, mehrmals bin ich kurz davor meinen Mageninhalt zu begrüßen. L. meint, die Reichweite des neuen Autos voll ausnutzen zu können und vertraut blind auf die deutsche Ladeinfrastruktur. Ähehem. Wir kommen mit 20km Restreichweite am nächsten Schnelllader an. Drei Säulen. Eine kaputt, zwei leuchten betriebsbereit. Die erste funktioniert nicht. Die zweite nicht mit dem RFID-Kartendingsi. Vielleicht mit der App? Nach einer Viertelstunde rumbasteln, in der ich mir schon vorstelle, wie ich nachts um zwei Uhr ein Taxi rufen muss für den Rest bis nach Hause, klappt es endlich. Weitere 20min später sind wir wieder auf der Autobahn.

Gegen halb drei oder so sind wir zu Hause. M. ist wach geblieben, der Rest schläft. M. und L. laden meine Koffer und den Radkoffer aus. L. fährt weiter nach Hause, ich sinke nur noch ins Bett.