Donnerstag, 13. Dezember 2018

Lofoten by bike Review...

Nachdem nun ein paar Wochen vergangen sind, der Alltag jeden wieder fest im Griff hat, sind die unmittelbaren Eindrücke langsam sortiert (genauso wie die Fotos). Und da man zum Ende des Jahres nicht nur nach vorn, sondern auch zurückschaut, ist es Zeit für einen Rückblick.

Rückblick auf die unvergessliche Radreise über die Lofoten und der übliche Disclaimer: wenn ich hier etwas verlinke, dann nur, weil ich es wirklich weiterempfehle. Keine Werbung, alles selbst gezahlt.


(Klick öffnet Link zu Google Maps)


Die Strecke:

Wir sind mit Norwegian von Berlin via Oslo nach Bodø geflogen, haben dort unsere Koffer und Radkoffer nach Tromsø verschickt (mit der norwegischen Post) und sind dann mit der Fähre nach Moskenes gefahren.

Dort war unser Lofoten Startpunkt. Von Moskenes fuhren wir am selben Abend noch weiter bis auf die kleine Insel Hamnøya (Reine) und übernachteten in einem Rorbu. Am nächsten Tag ging es weiter nach Ramberg, wo wir Unterschlupf in einem kleinen B&B fanden. Am Nachmittag radelten wir zurück nach Fredvang und wanderten von dort zum Kvalvika Beach (bzw. wegen Wetter bis auf den Hügel, so dass wir auf den Strand hinunterschauen konnten).

Von Ramberg aus führte die Strecke weiter nach Nusfjord, ein winziges Museumsdorf im Süden von Flakstadøya und von dort wieder zurück und weiter durch den Nappstraumentunnel nach Vestvagøy. Dort blieben wir drei Tage in der Offersøyveien, ganz kurz hinter dem Tunnel. Ein hervorragender Platz, um von dort aus in alle Richtungen die Lofoten zu erkunden (mit dem Auto). Direkt hinter dem Haus führt ein Wanderweg auf den Offersøykamen, eine Wanderung, die man auf gar keinen Fall auslassen sollte.

Von dort aus radelten wir nach Leknes, nach Haukland und Uttakleiv Beach. Wer nicht mit dem Auto unterwegs ist, dem empfehle ich wärmstens den alten Küstenweg zwischen den Stränden zu nehmen, statt des Tunnels.

Nach den drei sehr entspannenden Tagen fuhren wir weiter nach Eggum. Dort campten wir am Nedre Heimredalsvatnet. Am nächsten Tag führte der Weg weiter nach Kvalnes, wo wir ein kleines Ferienhaus für eine Nacht bezogen. In der Nacht wurde es stürmisch, das Wetter schlug um und für den Folgetag war schwerer Sturm angesagt.

Deshalb brachen wir schon recht früh morgens auf und pedalierten von einer Bushaltestelle zur nächsten, bis eine dunkle Wasserwand und eine hohe, lange Brücke uns beschließen ließen, den Bus zu nehmen. Ein paar Kilometer Bus, dann wieder rauf auf die Räder. Es waren nur ein paar Kilometer bis nach Hennigsvaer, aber die hatten es in sich, führte die Straße doch direkt an der Küste entlang. Links Bergswand, rechts Fjord, zum Glück mit wenig Verkehr. Als Abschluss, während es wirklich schon heftig stürmte, noch zwei Brücken. Die Erste war gerade noch so befahrbar, bei der Zweiten schob ich mein Rad lieber.

Ziemlich erschöpft checken wir im Bryggehotell ein und freuen uns riesig über das frei nutzbare Waffeleisen, samt Teig und Topping. Ein sehr professionell geführtes Hotel, in dem man sich sehr wohlfühlt. Nach einer langen, warmen Dusche trotzen wir noch mal dem Sturm und laufen das Dorf ab, das exponiert auf einigen Schären liegt. Gerade groß genug, um ein paar Häuser (und einen Fußballplatz) zu beherbergen.

Der nächste Tag, das nächste Ziel. Svolvaer, die Hauptstadt der Lofoten. Es stürmte immer noch, aber inzwischen hatte der Wind gedreht und wehte aus Nordwesten heran. Das ist streckenweise ganz angenehm, da wir Rückenwind hatten oder geschützt von Bergketten radelten. Außerdem gibt es einen großen Streckenabschnitt mit Radweg. Ein paar Mal aber drückte es uns fast gegen die Leitplanken und nur achtsames Bremsen und Absteigen half.

Mit nur einem kurzen Fotostopp in Kabelvåg erreichten wir in Svolvaer unsere Campinghütte. Zwei Nächte blieben wir dort. Eigentlich hätten wir gern eine Seeadler- / Trollfjordtour gebucht, aber der Wind hielt mich davon ab, ein Boot zu besteigen. Statt dessen ein Tag lang Stadtbummeln, Lebensmittel kaufen, Schuhe kaufen (mit intakter Goretex-Membran, endlich trockene Füße!).

Die letzte längere Strecke wartete nun auf uns. Wir entschieden uns wegen des angekündigten Wetters und meines immer mehr belasteten Knies dafür, auf der E10 zu bleiben, um so Kilometer zu sparen und fuhren mit einem längeren Stopp am Austenesfjorden Rastplatz nach Fiskebøl zur Fähre, um nach Melbu überzusetzen. Das Wetter versöhnlich, teilweise sonnig, wunderschön.

Fakten, Fakten:

Streckenlänge: 335 km Radstrecke mit stattlichen 3364 Höhenmetern

Dauer: 10 Tage

Wetter: überwiegend ein ständig wechselnder Mix von Regen und Trocken. Ab und an Sonne, zwei Tage heftiger Sturm

Übernachtungen: 6 verschiedene Unterkünfte - FeWo, Zelt, Hotel, B&B, zweimal mehrtätiger Aufenthalt, ich kann alles weiterempfehlen, daher die Links im Text.

Verkehr: Wir sind hauptsächlich auf der E10 gefahren, off-season. Die einhellige Meinung aller Einheimischen war: super im September mit dem Rad, während der Sommersaison wegen der Touristenmassen (und dem sehr hohen Wohnmobilaufkommen) praktisch nicht mehr machbar. Die Straße ist schmal, gerade so zweispurig, hat nicht überall einen Mittelstreifen und ist absolut nicht für dichten Verkehr ausgelegt. Radwege gibt es nur um Leknes und Svolvaer herum. Ich würde jedem dringend empfehlen eine Radtour ausschließlich off-season zu planen und so häufig es geht, aus kleinere Straßen auszuweichen, von denen es aber wenige gibt.

Camping:  Ich spare mir hier mal den Sermon darüber, dass man sich an geltende Regeln halten          soll. Ich finde das ist eine Selbstverständlichkeit und unsäglich, was die Lofoter während der Saison offensichtlich an touristischem Danebenbenehmen so erleben. Wir haben wegen des Wetters leider nur einmal gezeltet. In der Nähe eines Wohnmobil-Campingplatzes, weitab von bewohntem Gebiet und außerhalb des angrenzenden Naturschutzgebietes.

Leute: Wir können nur positives berichten. Praktisch jeder spricht Englisch, wir wurden überall freundlich aufgenommen, haben tolle Tipps bekommen, jeder war sehr gastfreundlich und auch mit den wenigen Touristen, die wir kennengelernt haben, haben wir uns gut verstanden und hilfreiche Tipps ausgetauscht. Und natürlich mögen norwegische Geschäfte unsere Kreditkarte genauso gern, wie uns. Wir bekamen sehr viel positives Feedback bezüglich unser Radtour.

Über das kulturelle Leben auf den Lofoten kann ich wenig sagen. Wir haben eigentlich nur Outdoordinge getan, waren "nur" im Hurtigrutenmuseum, in keiner der vielen Galerien. Es scheint aber der Fall zu sein, dass (zumindest während der Saison) ein breites Spektrum an Kultur geboten wird.

Und am Ende bleibt die Hoffnung, dass es kein "once in a lifetime" Trip war, sondern sich noch einmal die Gelegenheit bieten wird zurückzukehren.