Mittwoch, 31. Januar 2018

Mein Lieblingssatz im Januar...

stammt von Sascha Lobo.

Die Folgen werden so tiefgreifend sein wie beim Smartphone, das alles veränderte außer den deutschen Bildungsapparat, der traditionell mit der Geschwindigkeit der Kontinentaldrift auf Veränderungen reagiert.

 Als Mutter eines schulpflichtigen Kindes kann ich da leider nur zustimmen.

Eigentlich geht es in dem Artikel um Sprachsteuerung und die Veränderungen, die moderne Sprachassistenten in unsere Wohnzimmer tragen. Lesenswert.

Dienstag, 30. Januar 2018

Schlafmangel...

Wenn man in die Mühlen des deutschen Gesundheitssystems gerät (und ich bin nur die Begleitperson) und nicht von Athen nach Marathon, sondern von Arzt zu Arzt läuft.

Wenn Warten Paradedisziplin wird.

Wenn jeder Termin Hoffnung macht, die sich doch wieder zerschlägt.

Wenn jede neue Information neue Fragen aufwirft.

Wenn Krankheiten ausschließen schon ein Erfolg ist und man trotzdem nicht weiß, welche Diagnose an die frei gewordene Stelle tritt.

Wenn man sich unvermittelt über jeden "guten" Tag freut und jeden "schlechten" gemeinsam versucht durchzustehen.

Wenn nachts mit der Dunkelheit die Angst kommt. Die Gedanken kreisen und man gefangen ist zwischen Sorge, Hoffnung und Verzweiflung.

Dann leidet man schnell unter einem großen Schlafdefizit.

Manchmal aber nimmt man ein paar Stunden der Nacht gerne wach in Kauf. So auch hier, denn heute lag endlich endlich der neue Roman von Preston & Child "The City of Endless Night" in meinem Briefkasten. Sooo lange musste ich warten, denn ein Paket aus den Tiefen von Arizona, US braucht eine ganze Weile bis hierher.

Aber einmal im Jahr warte ich gern auf mein signiertes Hardcover. Und für ein paar Stunden entflieht der Geist in andere Welten, ist abgelenkt und darf zur Ruhe kommen. Und jetzt entschuldigt bitte, ich muss lesen!

Donnerstag, 18. Januar 2018

Riksgränsen - Winterurlaub im polaren Winter

30. Dezember bis 05. Januar. Der erste "richtige" Urlaubstag beginnt dunkel und spät. Erst gegen halb zehn versammeln wir uns alle zum gemütlichen Frühstück und schauen ins Dämmerlicht, das langsam über die Berge kriecht.

Es ist stellenweise bewölkt, aber dort, wo der Himmel klar ist, entfaltet sich während der Tagesstunden ein magisches Licht. Die Sonne, die nicht über den Horizont emporsteigt, leuchtet Wolken und Berge an. Man kann sich kaum satt sehen am Farbenspiel.




Trotzdem packen wir uns alle dick ein und gehen raus, denn natürlich wollen wir auch den meterhohen Schnee genießen. Direkt hinter unserem Haus beginnt ein Berg und dort finden wir auch schnell eine prima Schlittenstrecke. Das Dorf ist ruhig, nur ab und zu wird die Ruhe von Schneemobilen unterbrochen. Überall wohnen oder urlauben Familien mit Kindern, die ebenso draußen toben und spielen, wie unsere. Nach dem Jahreswechsel wird es noch leerer und stiller. Es ist ganz und gar herrlich hier.

Die hellen Stunden nutzen wir zum Langlaufen auf dem zugefrorenen See, zum Schlittenfahren, spazieren, Iglu bauen. Der Große macht sich jeden Tag besser auf den Skiern und auch ich komme langsam voran. Auf dem See ist es natürlich einfacher, denn es geht weder hügelab- noch aufwärts. Wenn es gegen 14:30 wieder dunkel wird, gehen wir rein und spielen gemütlich.





Wir haben mit den Kindern vor einiger Zeit die Kampagne von Maus & Mystik begonnen und jetzt in den Ferien ist die Muße und Zeit da, um ganz ausführlich und ohne Zeitdruck zu spielen. Gegen Abend machen wir oft eine "Nachtwanderung" und natürlich gehen wir fast jeden Tag einkaufen, denn fünf Personen brauchen schon viel und vor allem Getränke sind schwer zu schleppen.




Eine unserer abendlichen Spaziergänge führt uns kurz hinter die Zollstation. Mit einem Schritt wechseln wir von Schweden nach Norwegen. "Ich bin zu Fuß nach Norwegen gegangen." wird der Große später erzählen. Und erst nach einer dramatischen Pause hinzufügen, dass es ja nur etwas 500 m Wegstrecke waren.




Natürlich kaufen wir "typische" Produkte im Einkaufsladen. Am Neujahrstag probieren wir Rentierfilet; zwei große runde Packungen Knäckebrot und zwei Tuben Fischcreme schaffen es am Ende auch unbeschadet zurück nach Hause. Wir trinken eine leckere schwedische Brause, Glögg (ohne Alkohol), Cidre und Julmost. Die Kinder bleiben an der Süßkramwand hängen und wir Erwachsenen essen uns durch einige Sorten Marabou-Schokolade, die es hier nicht gibt. Da Minimanns Haut auf die vielen Lagen Kleidung und gerade das Gesicht auch empfindlich auf die Kälte reagiert, kaufe ich eine Kindercreme, die ganz schnell nur noch als "Milchreiscreme" bezeichnet wird. Ich rieche es zwar nicht so sehr, aber Minimann ist fest überzeugt, dass diese beste aller Cremes nach Milchreis riecht. Na dann.




Das Silvesterfest wird hier ganz nach meinem Geschmack gefeiert. Die Norweger im Haus neben uns stellen vormittags einen großen Grill auf und Grillen über offenem Feuer. Um die Feuerstelle herum wird eine Sitzgelegenheit aus dem Schnee geschaufelt und mit bunten Decken belegt. Um Mitternach gibt es ein schönes Feuerwerk. Und ich meine Feuerwerk! Praktisch keine nervigen und einfach nur lauten Böller, die tagelang erschrecken. Die Kinder, die erst Angst vor dem Lärm haben, schauen schnell begeistert durch die großen Fenster nach draußen und erfreuen sich an den Lichtern.



Viel zu schnell vergehen die Tage, wir sind alle richtig traurig, dass die Woche vorbei ist. Das Licht, der Schnee, das klirrend kalte aber trockene Wetter, die Gemütlichkeit - das alles vermissen wir schon, noch bevor es ganz vorbei ist.

Freitag, 12. Januar 2018

12 von 12... (im Januar)

Caro sammelt 12 von 12. Und ich habe irgendwann nach 20:00 dran gedacht. Blöd. Ich hoffe meine 12 liebsten Urlaubsbilder des Winterurlaubs sind Ausgleich genug.

In Stockholm gibt es natürlich Kanelbullen!

 Dafür gibt es im Nachtzug nach Riksgränsen extrem wenig Platz.


 Magisches Licht während des Polarnacht-Tages.

Und Kinder, die im Schnee einfach nur glücklich sind.

Der Mann geht auf Expedition.


In einem der roten Häuser haben wir gewohnt.

Und unsere Schuhe und die Skischuhe und die Ersatzstiefel vom Minikind. Der Quadropus da an der Wand ist übrigens ein sehr praktischer Schuh-Fön.

Am Polarkreis ist man Polarbröd - ist klar, ne?

 Noch mehr magisches Licht, an dem man sich nicht satt sehen kann.

 Iglu gebaut.

Narvik vom Narvikfjellet aus gesehen.


Dienstag, 9. Januar 2018

4 Jahre alt...

Kaum aus dem Urlaub zurück, feiern wir schon den 4. Geburtstag vom Minimann. Und ich mache drei Kreuze, dass der Kindergeburtstag erst am Wochenende stattfindet. Denn heute reicht es gerade so, um mit dem Großen schnell ins Büro zu fahren, um das dort lagernde Geschenk abzuholen. Kuchen gibt es auch nur vom Bäcker.


Mit 4 Jahren...
  •  ist man 1,00 m groß
  • und 15,5 kg schwer
  • kämmt man sich mit dem "Löwenmähnenbändiger"
  • hat man praktisch keine Neurodermitis-Stellen mehr
  • kann man sich alleine an- und ausziehen und will dabei auch keine Hilfe
  • reitet man schon fast ein Jahr lang
  • und liebt "meine Molly" ganz doll
  • ist mein schon ziemlich neunmalklug
  • und öfters ist einem auch "filmig"
  • oder ganz verkuschelt
  • fachsimpelt man mit dem großen Bruder über Lego
  • isst man gern alles - aber vorher wird erstmal ne Runde gemeckert
  • müssen Bettdecke und Ente auch in diesem Jahr überall hin mit
  • geht man völlig problemlos in den Kindergarten in die Brauerei
  • nickt aber nach einem Tag ohne Mittagsschlaf gerne mal um 17:00 ein (Elterntragik!)
  • spielt man mit großem Enthusiasmus "Finger" bei "Maus & Mystik"
  • hört man gerne Haferhorde und Was ist Was
  • und lässt sich am liebsten Yakari oder ein Scheffler / Donaldson Buch vorlesen
  • möchte man gern einen eigenen Minecraft-Account (äh.. wus? mit 4??)
  • und derweil es den nicht gibt, gibt man dem großen Bruder eben Anweisungen
  • lernt man abends im Bett Englisch vom großen Bruder statt zu schlafen
  • oder schläft im großen Bett ein und bleibt auch gerne über Nacht dort
  • verkleidet man sich gern als Drache und brüllt auch so laut

Sonntag, 7. Januar 2018

Your adventure starts now...

Ich sitze in Narvik im Guesthouse und warte auf Pizza. Zeit, einen kleinen Reisebericht zu tippen.

Irgendwann im Sommer stieß ich auf einen Blogbeitrag, dass der beste Ort zum Aurora gucken in Norwegen gar nicht in Norwegen liegt. Sondern in Schweden, Abisko. Günstig gelegen an einem großen See, eingerahmt von Bergen soll es dort besonders häufig klare Nächte geben.
Ich war sofort begeistert.

Ein paar Wochen später formte sich ein genauerer Plan. In Abisko direkt hatte ich keine Unterkunft mehr gefunden, aber ein bißchen weiter nördlich in Riksgränsen. Der Ort hält, was er verspricht. Nur ein paar hundert Meter neben dem Ort verläuft die schwedisch-norwegische Grenze. Ich mietete also über AirBnB eine nette Ferienwohnung. Der Plan war zu sechst zu fahren. Family, bester Freund und noch ein anderer Kumpel. Am Ende waren es (wie auch in Island letzten Winter) wir vier und der beste Freund.
Nach einigem hin und her hatten wir uns für eine lange Bahnreise entschieden, da die Flugtickets ziemlich teuer waren. Und eine abenteuerliche Bahnfahrt mit Nachtzug hätte ja auch mal was. Dachten wir.
Ich buchte also Interrail Tickets und die nötigen Sitz- und Schlafplätze dort gleich mit. Großer Fehler. Ein paar Tage später bekamen wir Post. Interrail verschickt auch gleich Infoflyer und Armtüddelgedöns mit. Klang alles gut. Auf den Tickets steht: "Your adventure begins now." Mir war ja leider nicht klar, dass das wörtlich zu nehmen war.

Dann kam der ganze riesige vorweihnachtliche Stress, die lange Krankheit vom besten Freund und erst kurz vor Weihnachten schaute ich mir die Reservierungen für die Züge genauer an. Erster Schockmoment. Wir hatten in keinem Zug ein Abteil bekommen (was bei 5 Personen mit jeder Menge Gepäck ja sehr sinnvoll wäre) und noch viel schlimmer: wir hatten auch keine 3-er Abteile im Nachtzug. Nein, wir waren verstreut. Je ein Mann plus Kinder mit je einem Fremden und ich alleine in einem anderen Waggon in einem Damenabteil.
Ich brach schon mal leicht in Panik aus. Nach einem Vormittag, den der beste Freund am Telefon mit der schwedischen Bahngesellschaft und Interrail verbrachte, wurde klar, dass nichts mehr an den Reservierungen zu ändern sei. Da brach ich ganz in Panik aus. Never ever schlafe ich mit Fremden in einem minikleinen Nachtzugabteil.

Letztendlich lief es darauf hinaus, dass der beste Freund in Stockholm in den Flieger nach Kiruna steigen würde und wir vier hofften, dass jemand so mit uns die Plätze tauscht, dass wir uns zu Viert in ein 3-er Abteil quetschen könnten. Lust wegzufahren hatte ich da schon nicht mehr.

27. Dezember. Wir starten im ICE, schaffen es irgendwie 3 Koffer und eine riesige Skitasche zu verstauen und kommen pünktlich in Hamburg an. Die Reise soll uns heute bis nach Stockholm führen, wo wir im alten Gefängnis (jetzt Hotel) Zimmer gebucht haben. In Hamburg steigen wir in einen EU-Intercity nach Fredericia.
Wir kommen bis Rendsburg. Dort stoppt der Zug mit unbekannter Dauer. Unfall am Bahnübergang. Unsere Umsteigezeiten sind überall knapp, Wir checken spätere Anschlüsse nach Kopenhagen und Stockholm. Machbar.
Dachten wir. Am Ende haben wir über 100 Minuten Verspätung und alle Pläne B - G haben sich in Luft aufgelöst. Die deutsche Schaffnerin hat nicht mal das Fahrgastrechteformular und weigert sich irgendwas schriftlich zu bestätigen. An der Grenze halten wir, der Zoll geht durch. Die Schaffner wechseln. Ein wirklich bemühter dänischer Schaffner hält uns so gut es geht auf dem Laufenden. Am Ende hält der Zug unplanmäßig an irgendeinem Bahnhof mitten in Dänemark und wir steigen alle in einen anderen Zug um, der uns nach Kopenhagen bringt. Vorausschauend gucken wir nach Hotels in Kopenhagen (sehr teuer) und Malmö (ok teuer).

Viel zu spät steigen wir aus, auf dem Gleis gegenüber steht der letzte Zug nach Stockholm für diesen Tag. Ich frage den Zugbegleiter, ob es die Möglichkeit gibt, auch ohne nötige Reservierung mitzufahren. Jein. Ja, er würde uns prinzipiell einsteigen lassen. Nein, mit zwei Kindern fünf Stunden lang im ausgebuchten Zug zu stehen ist wohl eher keine Option. Damit ist klar, dass wir es heute nicht mehr nach Stockholm schaffen.

Hrmpf. Mein Mann bleibt mit Kindern in Gepäck in Warteposition, während bester Freund und ich zum Servicecenter am Kopenhagener Hauptbahnhf gehen um unsere Optionen zu checken. Eine etwas genervte, aber trotzdem nette Frau bucht unsere Reservierung kostenfrei auf den nächsten Tag um und klagt uns ihr leid. Deutsche und schwedische Bahn während immer verspätet, alles läuft in Kopenhagen zusammen und die Serviceleute dort müssten dann die Probleme der anderen Bahngesellschaften lösen. Außerdem erzählt sie uns, dass wir auch mit unserem "eigentlich geplanten" Zug nicht nach Stockholm gekommen wären. Der hatte nämlich auf der Strecke einen technischen Defekt und fuhr deshalb ebenfalls zurück nach Kopenhagen.

Wir stornieren (nicht mehr kostenfrei) das Hotel in Stockholm (und hoffen, dass wir Ersatz von der DB bekommen, mal sehen). Buchen ein Hotel in Bahnhofsnähe in Malmö, holen Essen bei McD und steigen in den nächsten Zug, der uns über die Öresundbrücke (leider im Dunkeln) nach Malmö fährt.

Die Kinder halten bis dahin übrigens ziemlich gut durch. Nur beim Fastfood-Essen streikt der Große und isst lieber noch was von unserem mitgebrachten Proviant. Im Hotel in Malmö toben die Kinder noch eine Weile durch die Betten, während wir ziemlich erschlagen, erschöpft und etwas missmutig sind.

28. Dezember. Nach dem wirklich leckeren Frühstück im Hotel steigen wir in den Zug nach Stockholm. Ich bin elendig müde, nachdem Minimann sich das Bett mit mir geteilt und die ganze Nacht gekratzt hatte. Seit Monaten hatte er keinen Neuroschub mehr, aber jetzt. Leider darf ich auf gar keinen Fall im Zug einschlafen, denn das macht weder mein Kreislauf noch mein reisekrankheits-freudiger Magen mit. Die Kinder spielen, lesen, hören Hörbuch. Draußen zieht die etwas grau-nasse, aber wunderschöne schwedische Landschaft vorbei. Wälder, Seen, ein paar Dörfer auf den typischen rot-weißen Häusern. Es geht nordwärts. Schon fast im Dunkeln erreichen wir am frühen Nachmittag Stockholm. Minimann schläft im Stehen im Zug ein, als wir schon vollgepackt im Gang die letzten Minuten stehen. Ich nehme ihn auf den Arm und versuche beim Einruckeln in den Bahnhof nicht das Gleichgewicht zu verlieren.



Wir haben nun ein paar Stunden Aufenthalt in Stockholm. Leider nicht der ganze Tag, wie eigentlich geplant. Wir gehen nochmal zum Schalter der schwedischen Zuggesellschaft in der Hoffnung, man könnte die Nachtzugreservierungen ändern, wenigsten die für die Rückfahrt. Nichts zu machen, die Züge sind komplett ausgebucht.
Immerhin klappt die Gepäckabgabe im Bahnhof prima und wir können noch einen kleinen Spaziergang Richtung Gamla Stan machen. Es ist schon dunkel, das Wetter trüb und windig. Es regnet ein wenig. Aber der Spaziergang tut allen gut. Wir kehren in das "Lazy Café" ein. Heißgetränke, Zimtschnecken (Kanelbulle) und Köttbullar heben die Stimmung ein wenig. Wir haben eine Weile diskutiert, wer welches Gepäck mitnimmt.
Ich mache mein übliches Gulli-Foto und am Bahnhof trennen wir uns. Der beste Freund reist mit nur einem Koffer per Flugzeug weiter. Wir behalten die Skitasche und den Schlitten zusätzlich zu unseren beiden Koffern. Es ist noch etwas Zeit, aber wir gehen mit Sack und Pack schonmal zum Gleis. Man sollte ja auch eine halbe Stunde früher da sein.

Wir stehen, wir warten. Der Zug wird als verspätet angekündigt. Erst nur um zehn Minuten, dann verschiebt sich alles immer weiter. Das Gleis ist irgendwann voller Leute, wir stehen fast 1,5h, ich bin unendlich froh, dass die Kinder nicht nörgeln, nicht toben. Ich gehe zum Supermarkt und kaufe Abendbrot. Es ist kalt, das Gleis ist so voll. Die Wagenreihung wird zwar angezeigt, aber ohne Bezugspunkt.



















Dann fährt der Zug endlich ein. Natürlich stehen wir am falschen Ende vom Gleis. Mist. Die Kinder nehmen sich an der Hand, ich mit Koffer hinterher, hintendran mein Mann mit Koffer und der sperrigen Skitasche. Wir sprinten die Plattform entlang, ganz bis zum anderen Ende des Zuges. Wir nehmen das erste von den reservierten Abteilen und versuchen in dem winzigen Raum das Gepäck zu verstauen. Mein Mann geht zum anderen Abteil, fragt nach, ob ein Tauschen okay ist. Wir besprechen die Tauschsache danach noch mit dem Schaffner. Der beruhigt uns. In Uppsala soll der, der eigentlich mit in der Abteil gehört zusteigen, da wir ihm einen gleichwertigen Platz anbieten können, wo dann sogar noch ein Bett frei bleibt, sollte das alles kein Problem sein.
Wir verstauen das Gepäck, falten uns Yoga-artig auf der unsere Bett und Essen Abendbrot. Für die Kinder gibt es Joghurt und noch während mein Mann sehr sehr eindringlich erklärt, dass Kleckern heute mal absolut gar keine Option ist, ergießt sich ein Teil des Joghurts beim Aufmachen über seinen Arm.
Etwas später (Tauschen hat geklappt) richten wir die Betten. Ich nehme lieber doch eine Pille, denn das Schaukeln des Zuges ist im Sitzen schon nicht so dolle. Hinlegen wäre da gar keine Option. Draußen beginnt Schnee zu liegen und mit jedem Kilometer nordwärts wird es mehr. Bald schon zuckelt der Nachtzug durch eine tiefverschneite eisige Landschaft.


29. Dezember. Wir schlafen alle schlecht in dieser Nacht. Mein Mann hat seine Erkältung nun erst richtig ausgebrütet, im Abteil ist es kalt. Am nächsten morgen knabbern wir trockene Brötchen. In Kiruna steigt bei -25°C der beste Freund wieder zu. Es geht weiter nordwärts in die Polarnacht, die ein schönes pastelliges Tageslicht über die Schneelandschaft um uns herum zaubert. Wir ziehen uns und die Kinder um, tauschen die Reisesachen gegen dicke Winterkluft.

Kurz nach Mittag kommen wir in Riksgränsen an. Der Bahnhof liegt an einem Hügel, auf der anderen Seite vom Tal sehen wir unser Ferienhaus. Erschöpft und ziemlich angeschlagen beginnen wir die Koffer den Hügel hinab zu ziehen. Minimann kommt direkt in sein Mittagstief, dazu sind es -15°C. Da bleibt für ihn nur eins: heulen. Nachdem wir die Hälfte des zweiten Hügel erklommen haben, fragen wir jemanden, wie man zu den roten Häusern kommt. Er sagt uns einen anderen Weg. Oooohhhh neee. Wir schieben die Koffer wieder den Hügel runter, nehmen eine andere Strasse. Die entpuppt sich einen Steilhang von unserem Ferienhaus entfernt als Sackgasse.
Minimann heult, ich habe einen Puls von 180. Offenbar sollte man auf diese Übelkeitstabletten weder Schlafmangel noch Anstrengung addieren. Ziemlich am Ende unserer Kräfte beschließen wir den Steilhang hochzukraxeln.

Ich gehe mit den Kindern vor, wir finden endlich endlich das richtige Haus (ich hatte mir 4:11 gemerkt, es war 11:4) und... kommen nicht rein. Mein Handy empfängt weder SMS noch Mails. Ich frage einen Nachbarn, der uns auch nicht weiterhelfen kann. Aber er bietet mir an, mit den Kindern in sein Haus zum Aufwärmen zu kommen. Das nehme ich dankbar an und wechsele ein paar Dankesworte mit seiner Frau. Schlussendlich gebe ich Geld für Datenvolumen im Ausland aus und schreibe eine etwas verzweifelte Mail an den Vermieter. Keine Minute später trudeln Mails und SMS mit dem Türcode ein. Ich bedanke mich nochmal bei den Nachbarn und schleife den erschöpften Großen und den völlig fertigen, immer noch weinenden Minimann ins Haus. Schäle die durchgefrorenen Kinder aus den Klamotten und gebe Anweisung die Heizungen überall aufzudrehen. Danach schreibe ich eine sorry-sorry-mein Handy hat gesponnen-SMS an den Vermieter.

Ich bin stehend k.o., gehe aber wieder raus, um zu gucken, ob die Männer den Weg über die Straße zurück genommen haben oder wo sie sonst sind. Finde am Ende der Treppe Gepäck. Offenbar haben sie sich völlig übernommen (oder sind völlig verrückt oder beides) bei dem Versuch das Gepäck den Steilhang im Tiefschnee hoch zu wuchten. Immerhin erfolgreich. Ich trage Rucksäcke nach oben. Zu zweit schleppen wir die Skitasche. Endlich ist alles in der Wohnung, inzwischen ist es draußen dunkel. Wir sind alle unendlich müde und erschöpft.

Also nee, nicht alle. Die Kinder sind schon aufgetaut, erkunden die Räume, spielen. Wir Erwachsenen schlafen einfach auf dem Sofa ein. Viel später am Nachmittag beginnt mein Mann zu kochen. Wir freuen uns alle sehr auf eine richtige warme Mahlzeit. Bester Freund und ich nehmen derweil die Rucksäcke, ziehen zig Lagen Kleidung über und marschieren rüber zum Supermarkt. Im inzwischen heraufgezogenen Schneesturm ist das gar nicht so einfach. Der Schnee peitscht einem ins Gesicht und jeder Atemzug ist schwierig. Ich merke bei jedem Schritt wieder, wie mein Blutdruck steigt. Richtig blöd. Hoffentlich hört diese Wechselwirkung von Tablette und Anstrengung nach einer Nacht Schlaf wieder auf. Wir erreichen den (gar nicht so kleinen) gut sortieren ICA und kaufen ein. Lebensmittel, Süßkram, Getränke. Alles will den Hügel hinab- und wieder hochgeschleppt werden. Aber irgendwann haben wir uns gegen das Schneegetümmel durchgesetzt und sind zurück im Haus. Wir essen lecker (Nudeln mit Tomatensauce und/oder Pesto) und kommen an. Alle sind echt platt, trotzdem dauert es bis spät in den Abend bis wir alle in unseren Betten liegen.

Morgen kann der Urlaub gerne in den gemütlichen Teil übergehen.

Samstag, 6. Januar 2018

WmdedgT... (im Januar)

Frau Brüllen möchte es auch 2018 wieder wissen. Also los!

05. Januar 2018, in Riksgränsen sind -15°C und zum Leidwesen aller ist heute der Tag der Abreise. Alle sind ziemlich traurig, denn wir wollten ja noch Langlaufen, auf den Berg hinterm Haus, mehr Schlittenfahren und und und...

Es hilft nichts. Nach dem Frühstück packe ich ein paar Sachen zusammen, der Rest ist schon am Vorabend wieder in die Koffer gewandert. Ich versuche mich einigermaßen normal fortzubewegen, aber meine Hüfte hat offensichtlich entschieden, dass sie all meine Bemühungen vom letzten Jahr mit ein paar Nächten in einem doofen Bett wieder zunichte machen kann. Ergo: ich kann kaum Laufen, Sitzen oder Stehen, jedwede Bewegung macht schmerzen oder wird durch die Blockierung einfach ganz verhindert.
Während die Erwachsenen packen, schauen die Kinder eine Folge Dinotruxs, danach das übliche "Kinder in warme Draußen-Klamotten packen". Inzwischen sind wir richtig schnell geworden. Wir schnappen uns die Langlaufski und gehen nochmal runter auf den See, um dort Abschiedsfotos zu machen.

Es wird ziemlich schnell eisekalt im Gesicht und Miniman möchte zurück. Auf den Skiern bewegt er sich doch viel weniger, als wenn wir Schlittenfahren oder im Schnee spielen. Die Zeit drängt sowieso. Um 14:00 müssen wir die Wohnung verlassen.

Ich schließe mich dem bibberkalt-Gefühl allerdings an, durch zig Mal "Handschuhe ausziehen, um Kindernase zu putzen" bin ich auch recht schnell durchgefroren. So sind wir alle froh, als wir uns bei Restenudeln aufwärmen.

Wir packen, räumen, stellen die Heizungen ab, ziehen die Betten ab. Die Kinder machen ein paar Runden durchs Haus, um in den hintersten Winkeln nach Spielzeug zu fahnden. Wir trocknen die Ski und verstauen auch diese wieder in der riesigen Skitasche.

13:50 sind wir pünktlich gerüstet. Es klopft an der Tür, der Hausbesitzer schaut vorbei. Wir packen uns ganz dick ein, der Zug kommt um 16:02. Wir müssen also zwei Stunden überbrücken, ohne durchzufrieren - so zumindest der Plan.

Trotz Bedenken meines Mannes schleppen wir die Koffer, Rucksäcke und die Skitasche den Hügel erst runter, dann wieder rauf. Am Einkaufsladen verschnaufen wir. Mann und bester Freund nehmen für das letzte sehr steile Stück Weg zum Bahnhof hoch jeweils nur einen Koffer. Die Kinder und ich warten und spielen noch ein wenig. Als die Kinder es schaffen, einen Eisklotz aufzubrechen, bestaunen und erforschen wir die Eisschichten, die sich seit Oktober aufgetürmt haben. Minizeitreise.

Als de Männer zurückkommen machen wir noch eine kurze Runde durch den Laden und schleppen dann den Rest zum Bahnhof. Es bleiben ca 40 Minuten bis zum Eintreffen des Zuges. Der Zug nach Narvik soll um 16:48 kommen und wir schauen verwirrt-entsetzt auf die "prel. tid" von 19:43. Offensichtlich ist der Zug irgendwo liegengeblieben. Die Kinder spielen hinter der Absperrung im Schnee, wir wandern auf der Plattform auf und ab, um warm zu bleiben. 15:55 etwa stehen Mann und Kinder bereit, um in den Zug zu steigen.
15:57 ruckelt der Eisenerzzug Richtung Narvik durch. 16:02 verstreicht. 16:08 ruckelt der leere Eisenerzzug Richtung Kiruna durch. Es wird eine Verspätung durchgegeben, ich nehme den Kindern die Rucksäcke wieder ab.
Kurz darauf wird die Verspätung vorverlegt. Rucksäcke wieder auf. Es ist nach wie vor eisig kalt.
16:20 besteigen mein Mann und die Kinder den Nachtzug nach Stockholm. Beladen mit je einem Rucksack, dem Kinderkoffer und der Skitasche. Das meiste Gepäck bleibt mit uns zurück.

19:43 steht auf der Informationstafel. Was nun? Solange draußen warten ist nicht möglich, wir frieren trotz Bewegung durch. Wir entschließen uns zwei Koffer am verlassenen Bahnhof stehen zu lassen und gehen mit einem Koffer zurück zum Einkaufsladen. Dort gibt es eine Sitzmöglichkeit innen, die wir samt warmen Kaffee besetzen. Wir überlegen Alternativpläne. Es ist der einzige Zug, der heute noch nach Narvik fährt. Es gibt zwei Taxianbieter in Narvik, doch online sieht es nicht so aus, als würden sie über Landesgrenzen fahren. Kriegen wir drei Koffer zur Zollstation 2km entfernt geschleppt? Ich kann kaum Laufen, mit Rucksack ist es nochmal schwieriger. Und dann noch einen Koffer durch den Schnee ziehen?
Irgendwann kommt ein Zöllner einkaufen, den ich abfange und frage. Er nimmt uns zumindest diese Sorge und sagt, dass die Taxis auch bis hierher fahren würden. Der Zug würde auch trotz Verspätung irgendwann kommen, ganz ausfallen ist nicht.

Ich frage beim Kaffee bezahlen, ob solche krassen Verspätungen normal seien. "Kommt mal vor, aber normalerweise fahren die Züge." Hm.
Zwischendurch sitzen wir, warten, trinken Kaffee und schauen Leuten beim Einkaufen zu. Mein Mann schickt eine SMS, ich hätte meine Zahnbürste in die falsche Waschtasche gesteckt. Also kaufe ich noch eine neue. Mein bester Freund geht hoch zum Bahnhof, um einen Zettel anzubringen, dass wir auf den Zug nach Narvik warten.

Die Verspätung wird auf 20:53 verschoben. Der Laden macht um 20:00 zu. Taxi - Zug... was tun? Wir aktualisieren die Bahninfos alle 5 Minuten. Der Zug scheint immer noch weit vor Kiruna zu sein. Um 19:15 kommt endlich die Meldung, dass der Zug Kiruna Richtung Norden verlassen hat. Für Riksgränsen wird immer noch 20:53 veranschlagt. Kaum möglich. Wir entscheiden uns trotzdem den Zug zu nehmen.

Um kurz vor acht haben wir beide eine weitere warme Lage Klamotten angezogen und ich habe es geschafft meine normalen Handschuhe unter die dicken Handschuhe zu quetschen. Wir machen uns auf den Weg zum Bahnhof und ich komme kaum den Berg hoch. Mein ganzes rechtes Bein blockiert. Mist.

Danach laufen wir die Plattform ab. Hin und her, there and back again. Die Verspätung wird auf 21:32 verschoben. Es ist kalt. Wir gehen. Ich putze zum zigsten Mal meine Nase und kriege natürlich jetzt Nasenbluten. Hrmpf.

Ein Auto hält mit laufendem Motor neben dem Gleis. Niemand steigt aus. Wir verkürzen den Laufweg, um die Koffer im Auge zu haben. Im Auto sitzen Leute. Norwegisches Kennzeichen. Komisch. Holen die jemanden ab? Wieso sollte jemand, der nach Norwegen will, in Schweden aussteigen? Wasauchimmer.
Wir marschieren hin und her. Der Zug wird auf 21:22 vorverlegt. Noch zehn Minuten. 21:15 steigt jemand aus dem Auto. Uniform. Ein Zöllner, mit dem wir kurz Smalltalk halten. Dann kommt der Zug, die Zöllner gehen ihrer Arbeit nach, wir wuchten die Koffer in den Waggon.

Ein müder Schaffner kommt zu uns, auch er hatte einen langen Tag. Der Zug hat fünfeinhalb Stunden Verspätung. Wir sitzen, draußen rauscht eine dunkle Landschaft vorbei. Ich bin hundemüde, erschöpft und kalt. Wir essen unser belegtes Polarbröd. Schweigen. Warten. Lichter kommen tief unter uns in Sicht. Der Zug kommt weit oberhalb von Narvik aus den Bergen. Im Hellen ist das sicher eine spektakuläre Anfahrt zum Fjord runter.

Wir kommen an, sind zu müde zum Laufen und rufen ein Taxi, dass uns ein paar Straßen weiter zum Guesthouse bringt. Dort liegt ein Brief mit dem Zimmerschlüssel bereit. Mein Mann schreibt, dass die Kinder auch schlafen, Abteiltausch (so dass sie ein 3-Bett-Compartment für sich haben) hat netterweise der Schaffner übernommen.

Ich bin so müde. Aber wir haben es geschafft. Eine halbe Stunde nach Ankunft im Guesthouse liege ich geduscht im Bett.